Dieser Artikel ist der dritte Teil der insgesamt vierteiligen Südkurier-Satire:
Teil 1: SatBur9: Untertanen-Presse: Nach Michael Lünstroth feuert der Südkurier jetzt Hans Esser
Teil 2: SatBur10: Fairness: Der Südkurier und die Schweinehonorare
Teil 4: SatBur12: Glaubwürdigkeit: Der Südkurier als Untertan
SatBur11 knüpft nahtlos an SatBur10 an, die Satire, die wiederum nahtlos an SatBur9 angeknüpft hatte.
[SATIRE]
Südkurier: Persönlichkeitsrechteverletzungen
Im Gegensatz zu meinem gefeuerten Kollegen Hans Esser stehe ich wohl noch einigermaßen hoch im Kurs bei meinem „Chef“ Diederich Heßling. Juristisch darf der gar nicht mein Chef sein. Aber er macht mir als Selbstständige ständig genaue Vorgaben nicht nur über Ort, Zeit, selbsterklärend und unvermeidbar, sondern vor allem zum Inhalt meiner journalistischen Arbeit. Meine Artikel werden ohne Rücksprache mit mir – und gelegentlich bis zur Unkenntlichkeit und Sinnentstellung – verändert und dann unter meinem Namen abdruckt. . Mehr noch: Monsieur Kusch-Lâsch fordert selbst bei Artikeln, die ich gar nicht an den Südkurier verkaufe, genaue Rechenschaft von mir. Ich weiß, dass ich das hinnehmen muss; sonst: essern!
Natürlich muss ich für diesen privilegierten Status einer unfreien freien Mitarbeiterin beim Südkurier auch hinnehmen, dass meine Persönlichkeitsrechte verletzt und falsche Tatsachen über mich durch den Südkurier verbreitet werden. Ruft mich neulich mein Redakteur an und will einige Informationen darüber haben, wie man denn als Rollstuhlfahrer in Meßkirch so zurechtkommt. Naja, denke ich, das ist okay. Das ist ein Kollege, der hält sich an die für Journalisten geltenden Regeln. Der will nur Hintergrundinformationen. Kann er haben.
Davon, dass der „Kollege“ mich NAMENTLICH als Exempel-Behindi in dem Artikel benennt, war zu keinem Zeitpunkt des Gesprächs die Rede. Der „Journalist“ hat mich auch nicht danach gefragt, ob ich mit der Nennung meines Namens einverstanden bin. Denn das war und bin ich nicht. (Und nicht nur ich: Auch meine Anwälte wollen das nicht – aus ganz handfesten Gründen!) Überdies: Wo gibt es denn so etwas, eine Zeitung, die über ihre eigenen unfreien freien Mitarbeiter berichtet!
Aber es ist wie mit den Honoraren – das müsste man schon klagen, um zu seinem selbstverständlichen Recht zu kommen! „Wer aufmuckt, fliegt“, ruft mein Ex-Kollege mir im Vorbeifliegen zu.
Südkurier: falsche Tatsachenbehauptung
Leider bleibt es auch nicht bei der Verletzung meiner Persönlichkeitsrechte, nein, ich muss auch noch die Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen dulden. In dem unsäglichen Artikel heißt es unter anderem:
Wie das Leben mit einer Gehbehinderung ist, weiß auch Karin Burger aus Sauldorf, die sich in der Flüchtlingshilfe Meßkirch engagiert und für den Südkurier schreibt.
(Südkurier 30.07.2016, Lokalausgabe Meßkirch: „Barrierefreiheit kommt unter die Lupe“; Hervorhebg. KB)
Hülfe!!! Was ist denn das für ein unrecherchierter Mist! Keinesfalls engagiert sich unfreiwillig namentlich Benannte für die Flüchtlingshilfe Meßkirch. Hier wäre, natürlich nur für den Fall des Vorgehens gemäß journalistischer Grundsätze und schnell zu eruierender Tatsachen, das Präteritum angezeigt. Die in ihren Persönlichkeitsrechten verletzte Gehbehinderte hat mit dieser angeblichen „Flüchtlingshilfe“ schon seit Januar 2016 nichts mehr zu tun hat und will mit dieser auch nichts mehr zu tun haben. Bevor dort noch irgendwas rauskommt …
Aber solche Feinheiten überprüft nur, wer seine veröffentlichten Fakten checkt und Einverständniserklärungen zur namentlichen Nennung von Personen von nichtöffentlichem Interesse einholt. Und ein Diederich Heßling weiß natürlich auch nicht, dass er, wenn er sich für seine Veröffentlichungen vor einer der Pressekammern dieses Landes verantworten muss, besser nicht mit irgendwelchen Google-Ergebnissen argumentieren sollte. Aber vielleicht lernt er das ja demnächst?
Tja, kannste nix machen – als unfreier Freier beim Südkurier. Musste alles hinnehmen.
Das Einzige, was mich – eben auch im Hinblick auf die Flughöhe des aerodynamischen Kollegen – extrem beruhigt: Wer am 30. Juli 2016 noch behauptet „[…] für den Südkurier schreibt“, der schmeißt diesen Schreiberling sicherlich nicht wenige Tage später raus, weil er etwas Kapitales über einen der großen Südkurier-Anzeigenkunden recherchiert habe. Ufff! Also, ich bin auf der sicheren Seite – bei den Untertanen!
Wenn die Rentenversicherungsanstalt kommt?
Damit ist der potenzielle Schaden, den dieser in mehrfacher Hinsicht gar nicht autorisierte Bericht über meine Person angerichtet hat, anrichtet und weiterhin anrichten könnte, aber immer noch nicht zu Ende. Wie kann denn der lobotomierte Dödel bei einer angeblich Selbstständigen behaupten: „[…] schreibt für den Südkurier“? Was ist, wenn das die Deutsche Rentenversicherungsanstalt liest? Es muss doch heißen – Wahrheit hin, Scheinselbständigkeit her – „[…] auch für den Südkurier schreibt“. Mannmannmann! Also ich sag es gleich und öffentlich und an dieser Stelle: Wenn jetzt die Deutsche Rentenversicherungsanstalt kommt und – wie in der jüngeren Vergangenheit schon bei vielen anderen Zeitungen – die Beschäftigungsbedingungen der sogenannten Freien beim Südkurier überprüft, ist das dann fei nicht meine Schuld! Wenn ein Redakteur so etwas öffentlich über die angeblichen Freien schreibt!
Und wenn wir von der Deutschen Rentenversicherungsanstalt reden, dann haben wir von der Künstlersozialkasse noch gar nicht gesprochen! Und es kann ja nicht jeder Freie beim Südkurier eine ebenfalls selbstständige Ehefrau haben, mit deren Hilfe er seine Scheinselbstständigkeit gegenüber der Künstlersozialkasse verschleiert.
*
Südkurier: Datenschutzverletzungen
Zu den Rechtverletzungen, die aber durch einen allgemein unhöflichen Umgang mit den Freien gut vorbereitet werden, gehört auch der Datenschutz. Auch wenn Profis inzwischen wissen, dass der Versand von E-Mails mit offenen Verteiler verboten ist, was schert es einen Diederich Heßling, der sich darauf verlassen kann, dass diese freien Mitarbeiter nicht aufmucken. Seit dem 7. Juni 2016 gibt es jetzt 30 Menschen mehr auf der Welt, die ich gar nicht kenne, die aber meine E-Mail-Adresse ohne mein Einverständnis vom Südkurier erhalten haben. Dafür habe ich durch den offenen E-Mail-Verteiler gelernt, dass es auch freie Mitarbeiter beim Südkurier gibt, die ihre offizielle E-Mail-Adresse bei der Volksbank Meßkirch haben. Sicherlich auch ein Garant für unabhängige Berichterstattung, wenn der Arbeitgeber eines der beiden ortsansässigen Geldinstitute ist. Positiv: Für die lokale Journaille schreiben offensichtlich nicht nur Ortschaftsräte, Gemeinderäte und die Ehefrauen von Gemeinderäten, sondern auch noch Bankangestellte.
Andererseits erkennt man daran aber auch das tolerante Klima in Meßkirch: Die Volksbank stellt einem Mitarbeiter seine Volksbank-E-Mail-Adresse zur Verfügung, um darüber den Mailverkehr für eine andere Berufstätigkeit abzuwickeln. Und ich kann mir auch kaum vorstellen, dass diese imposante E-Mail-Adresse Gesprächspartner dieses/r Freien, mit denen man im Rahmen journalistischer Tätigkeit zu kommunizieren hat, irgendwie beeindruckt oder beeinflussst. Im Gegenteil: Kann man während des Interviews oder der Auskunft an den Freien des Südkuriers doch noch schnell seinen Kontostand abfragen!
Andere Personen in dem offenen E-Mail-Verteiler an die freien Mitarbeiter markieren ihre E-Mail-Adresse auch ausdrücklich mit privat@MustermannMax. Privat ist dann halt relativ, wenn Dutzenden Fremden die E-Mail-Adresse unerlaubt vom Südkurier übermittelt wird.
Sie vergessen bitte nicht, dass wir uns hier nur deshalb so intim unterhalten, um die kurze Zeit bis zur Südkurier-Veröffentlichung der presserechtlich wasserfest unerkennbar von mir angedeuteten „News“ aus der Lebensmittelbranche zu vertreiben?
Südkurier: kein Informantenschutz
Wohl keine Quelle ist für den modernen Journalismus so ergiebig und unverzichtbar wie sogenannte Whistleblower. Ohne diese wäre die Öffentlichkeit an wichtige Erkenntnisse der jüngeren Zeitgeschichte gar nicht herangekommen. Es müssen ja nicht immer gleich die Panama Papers oder der Output von Edward Snowden sein. Deshalb gehört Informantenschutz zum essentiellen journalistischen Instrumentarium.
Wenn man also interessante, ggf. auch die Ohnmächtigen inkludierende Berichterstattung vermeiden möchte und dieses Werkzeug ausschließt, fällt schon einmal ein ganzer Berg Berichtenswertes weg. Selbst auf Lokalebene.
Da melden sich Informanten aus einem kleinen Ort, die von jahrelangen Auseinandersetzungen mit einem ortsansässigen und einflussreichen „Standortfaktor“ berichten. Die Probleme dort waren auch wieder und wiede Thema im Gemeinderat. Allein: Die Gebeutelten möchten namentlich nicht genannt werden. Mehr als verständlich – in Zeiten von Internet, Shitstorms, Hassmails und digitalem Stalking. Nur sollten sich Bürger, die in solchen „Lagen“ Gehör finden möchten, besser nicht an die Lokalredaktion Meßkirch des Südkuriers wenden. „So etwas machen wir nicht“, bescheidet mich Diederich am Telefon mit hörbarer Empörung auf eine entsprechende Frage. Und die Intonation von „so etwas“ (i. e. Anonymisierung der Beschwerdeführer) rückt dieses in die Nähe von irgendwie moralisch Verwerflichem.
Freie mit eigener politischer Agenda
Wer beim Südkurier als Freie/r bestehen will, sollte auf jeden Fall nicht aus der Reihe tanzen. Über die herrschende (!) Windrichtung erkundigt man sich bei Kollegen, die schon seit Jahrzehnten dabei sind. Die kennen auch die Route des Hasen. En passant kommt bei solchen traulichen Einweisungen heraus, dass dieser oder jener seine eigene politische Agenda verfolgt bzw. verfolgen kann und darf – WENN diese mit der der „Mächtigen“ koinzidiert. Eine Berichterstattung über oben anerwähnte Jene, denen kein Informantenschutz gewährt wird, sei auch deshalb nicht angezeigt, erklärt mir Prinz Charles, weil das Infrastrukturmerkmal X, gegen das Beschwerden seitens der Bevölkerung vorliegen, wirtschaftlich-existentiell die einzige Chance für die betroffene Region sei. Aus seinen apodiktischen Weltenerklärungen, die immerhin auf jahrzehntelanger Empirie als Freier beim Südkurier bauen, destilliere ich: Nicht berichten, was ist! Berichten, was sein soll!
Mist, das hatte ich anders gelernt, aber man kann sich ja anpassen.
So, was könnte ich Ihnen denn jetzt noch erzählen? Oh, da habe ich von der Menge noch etwas:
Fortsetzung folgt in SatBur12: Glaubwürdigkeit: Der Südkurier als Untertan
*
*** *** ***
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat und Sie die (hauptberufliche) Arbeit der Redaktion SatireSenf.de unterstützen möchten, freue ich mich über ein „Lesegeld“ via nachstehender PayPal-Optionen oder über das hier genannte Geschäftskonto:
[wp_paypal_payment]