+++ Kann Satire Rechtsextremismus? Beispiel „HuffPo“
Zur weiteren Meditation über diese Frage liefert Elisabeth Kagermeier in der Huffington-Post ein Bespiel zur Antwortoption: nein. Deren Satire ist als solche auch nur erkennbar, weil es darüber steht!
+++ „heute-show“ macht Zeitungsmeldungen in Ba-Wü
Zu putzig: Wer täglich die Lokalberichterstattung im ländlichen Raum verfolgt oder gar an ihr beteiligt ist, staunt wieder weniger. Trotzdem ist es schon eine SaSe-Notiz wert, wenn die Schwäbische Zeitung der heute-show-Thematisierung baden-württembergischer Landespolitiker eine Meldung widmet. Der Titel spricht für sich: „heute-show“ verhöhnt Kretschmann und Wolf. Mit „verhöhnt“ sind die beiden Politiker Opfer. Dass Hohn zum satirischen Basiswerkzeug gehört, fällt dabei (gezielt) aus der Wahrnehmung des Lesers. Um das solcherart satirisch geschädigte Image des CDU-Politikers Guido Wolf wieder ein bisschen aufzupolieren, erzählt die Hofberichtserstattung-Postille Schwäbische Zeitung zum Schluss unverhältnismäßig ausführlich eine PR-starke Tierrettungsgeschichte!
Okay, bleiben wir bei der Wahrheit: Der eigentliche Grund für diesen Artikel liegt vermutlich in dem von und in der heute-show verwendeten Beitrag von RegioTV, ein privater regionaler Fernsehsender als Teil der Regio-TV-Gruppe des Medienhauses Schwäbischer Verlag, zu der auch die Schwäbische Zeitung gehört. Also kurz: Eigenwerbung!
Wie informativ-professionell die Auseinandersetzung mit dem thematisierten Beitrag der heute-show unter landespolitischem Bezug ausfallen kann, wenn man nicht das eigene Regio-TV bewerben muss, zeigen die Stuttgarter Nachrichten.
En passant: Blognews lobt die von den ZDF-Satirikern thematisierte Meinungsmache an Schulen und spricht eine Sehempfehlung aus.
+++ Ein bisschen was von Claus von Wagner
Der lustigste Zweifler im deutschen Fernsehen titelt ein Porträt der Berliner Zeitung über Claus von Wagner, vornehmlich in seiner Eigenschaft als einer von drei Die-Anstalt-Köpfen.
Der in der Attitüde des Nähkästchen-Blicks daherkommende Text macht mir neuerlich bewusst, dass es möglicherweise einen kapitalen (und bisher zu wenig beachteten) Unterschied zwischen den beiden Bühnenpräsenzen von Die Anstalt gibt. Im Gegensatz zu Max Uthoff etwa verlautbart sich von Wagner nie bei Denkfunk via der gruseligen „Bild-Zitatungen“ (copyleft: Schroeder)! Die Rollenverteilung auf der Bühne zeigt den Sympathischeren der beiden Deutscher-Fernsehpreis-Träger immer in der Rolle des Fragenden, des Wissbegierigen, des zu Belehrenden. Den Weltenerklärer mimt Uthoff.
Zum Wesen von Satire und über seine Näherung an Themen sagt von Wagner:
„Satire arbeitet ganz stark mit Emotionen. Es ist immer ein bisschen „Öl ins Feuer gießen“ und Herausfordern. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass das Reizen, Meinen und Emotionalisieren schon genug gemacht wird.“ Er möchte dann lieber weniger davon. „Ich wünsche mir andere Debatten, als die, die gerade geführt werden. Ich wünsche mir, dass Menschen miteinander sprechen. Vielleicht können wir das irgendwann mal mit der Sendung leisten. Ich weiß es nicht. Ich zweifele viel.“ Wenn es aber so weit ist, wird Claus von Wagner auf der Bühne stehen, mit einer Tafel vielleicht, und versuchen, etwas von dem ganzen Öl aus dem Feuer herauszuholen. Mit bloßen Händen, versteht sich.
(Berliner Zeitung 22.02.16: Der lustigste Zweifler im deutschen Fernsehen; Hervorheb. SaSe)
So so, er wünscht sich, dass die Menschen miteinander sprechen? Warum spricht denn dann der von ihm so eifrig beworbene Denkfunk nicht mit den Menschen – zum Beispiel mit der Betreiberin des einzigen meta-satirischen Blogs im Internet (unbeantwortete Presseanfragen etc.)?
Im Übrigen besteht heute Abend erneut Gelegenheit, diese Bekenntnisse von von Wagners an einer neuen Folge von Die Anstalt zu überprüfen. Um die ohnehin schon bestehenden Querfront-Vorwürfe gegen die Kabarettsendung ja nicht erschlaffen zu lassen, haben sich die Komiker ausgerechnet Michael Mittermeier eingeladen, der jüngst durch seine Unterstützung für den Wie-Antisemiten Dieter Hallervorden eine Chance zur Entblödung verstreichen ließ.
+++Hund „Odin“-Gedächtnisseite filtert Nazis aus den Tierfreunden
Herrlich: Der Facebook-Account heißt R.I.F.: Odin treue Seele – Wir vergessen nie! Odin“ ist ein sogenannter Kampfhund (Pitbull) und wurde „kaltblütig von dem [sic!] Schergen des antideutschen Unterdrückersystems erschossen!“ – und zwar bei einem Polizeieinsatz gegen Rechtsextreme in Dortmund. Die gefakte Kondolenzseite, die sich dem kompetenten Leser schnell als Satire enthüllt, bedient damit alle Klischees, auf die die ohnehin rechtslastige Tierfreunde-Szene abfährt. Über deren Dämlichkeit freuen sich sich zum Beispiel die Ruhrbarone und der Spiegel . Der am 12. Februar 2016 gestartete Account brilliert schon mit 960 Likes!
Das „Strickmuster“ dieser Pseudo-Gedächtnis-stattdessen-Hundetodvermarkungsseite könnte auch von den geschäftstüchtigen Marketingsprofis Tierfreunden abekupfert sein, die 2014 den Tod der beiden „Kampfhunde“ Kimbo und Tays in Rüsselsheim perfekt versilbert hatten. Die Hunde waren in der Rüsselsheimer Innenstadt von Polizisten erschossen worden. Die Wahrheit über die tierquälerische Haltung dieser „Babys“ kam dann erst etwas später ans Licht.