TS76/19: Energiepark Hahnennest: Biohybrid-Anlage wird vorläufig nicht gebaut

Das kommt jetzt doch überraschend: Die Schwäbische Zeitung berichtet in ihrem Artikel „Erdgas Südwest legt Biohybrid-Anlage auf Eis“ vom 18. Juli 2017, dass Erdgas Südwest (EnBW-Tochter!) die seit Jahren und mit hohen Kosten geplante Biohybrid-Anlage vorläufig nicht baut. Will heißen: Diesen zentralen und investitionsstarken Bestandteil des Energiepark Hahnennest (EPH) wird es vorläufig nicht geben.

Diese Information oder eine Stellungnahme dazu kommt dann auch nicht etwa von den zur Transparenz angeblich so wild entschlossenen Pseudo-Landwirten im Ostracher Ortsteil Hahnennest, sondern als Pressemitteilung von Erdgas Südwest. Also über den zu erwartenden und unternehmensgeflechtkonformen Weg.

Unausgesprochene Informationen trägt der SZ-Hinweis, dass ein Vertreter des EPH für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung stand.
Ja, das glaube ich gleich! Anwohner und Tangensverkehr vorbei am Ostracher Ortsteil Hahnennest sind gehalten, nach auf das Gebirge ausgerichtete Ofenrohre zu blicken!

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Diese flotte Dame ist für den Blick in die Zukunft gut ausgerüstet. In ländlicheren Regionen gebräuchlich sind für Zukunftsprognosen gern auch mal Ofenrohre. Im Ostracher Ortsteil Hahnennest rund im den EPH allerdings ist es mit Sichtbarkeit und Transparenz generell problematisch. Überall Sichtschutz-Zäune und -wälle. Und Presseanfragen von mir beantwortet der EPH grundsätzlich nicht! Foto: Janus Klosowski / pixelio.de

Diese flotte Dame ist für den Blick in die Zukunft gut ausgerüstet. In ländlicheren Regionen gebräuchlich sind für Zukunftsprognosen gern auch einmal Ofenrohre. Im Ostracher Ortsteil Hahnennest rund im den EPH allerdings ist es mit Sichtbarkeit und Transparenz generell problematisch. Überall Sichtschutz-Zäune und -wälle. Und Presseanfragen von mir beantwortet der EPH grundsätzlich nicht!
Foto: Janus Klosowski / pixelio.de

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Die von Erdgas Südwest angegebenen Gründe für diese einschneidende Entscheidung sind sehr allgemein gehalten: „Geschuldet ist dies der Preis- sowie der Marktentwicklung des Kraftstoffs Bio-Flüssigerdgas (LNG) sowie den politischen Rahmenbedingungen“ (Quelle).

Unter „politischen Rahmenbedingungen“ stellt man sich am besten vor allem die aktuelle Diskussion um eine CO2-Bepreisung und andere energieverbrauchslenkende Maßnahmen vor?

Als qua Blog bestellte Lästerin möchte ich auch nicht ganz ausschließen, dass aktuelle Skandale wie der um den Mega-Stall in Bad Grönenbach (Allgäu) eine wenn auch noch so kleine Rolle gespielt haben könnte? Die Überschriften dazu – „Kühe misshandelt: Grönenbach:[sic] Staatsanwalt ermittelt“, „Allgäuer Skandalbetrieb: Jedes vierte Kalb stirbt“, „Kühe sterben leidvoll: Einer der größten Milchbauern Bayerns soll seine Kühe gequält haben“ sowie die nur schwer erträglichen Bilder von Report Mainz  – mögen der EnBW-Tochter Erdgas Südwest hoffentlich den verdienten Schrecken in die Glieder gejagt haben.

Was bedeutet die Eislegung der verbrauchertäuschend als „Bio“ gelabelten Flüssiggasanlage – vor allem auch für das umstrittene Projekt des 1.000-Kühe-Stalls, dessen Bau just begonnen wurde?

Koine Anung! Alles Spekulation.

Interessierte an einer Zukunft dieses Planeten und notorische Ethiker können immer nur das Beste hoffen. Das Beste wäre in diesem Fall: Erdgas Südwest ist in das Unternehmensnetz rund um dem EPH tief und mit reichlich Kapital verknüpft. Besonders bei der früheren Biomethangas-Hahnennest GmbH, die erst vor einem Jahr in die Silphienergie GmbH [sic] umetikettiert wurde.

Ich zitiere mich selbst:

Erdgas Südwest, eine Tochter des Energiekonzerns EnBW, ist mit 40 Prozent an der Biomethangas Hahnennest GmbH beteiligt. Erdgas Südwest will im Ostracher Ortsteil Hahnennest mit einem Investitionsvolumen von 10 bis 13 Millionen Euro eine Flüssiggasanlage errichten, die das „Biogas“ der Agrogasanlage aus dem Energiepark Hahnennest (EPH) mit 20 Prozent Erdgas verflüssigen soll.
Die Regionalpresse berichtete über die dafür notwendige Änderung des Bebauungsplans „Sondergebiet <Regenerative Energie Hahnennest-Fohrenbühl>“ durch den Ostrach Gemeinderat hier und hier[1].
(Blog SatireSenf.de 21.09.2017: „HInfo16: Energiepark Hahnennest EPH: Das meint Erdgas Südwest zum 1.000-Kühe-Stall“)

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Aktuelle Presseauskunft dazu von
Erdgas Südwest
Hinsichtlich des finanziellen Engagements von Erdgas Südwest beim EPH hat sich nach wohltuend prompter Presseauskunft der EnBW-Tochter an mich nichts geändert.

Erdgas Südwest ist Gesellschafter der jetzigen Siphienergie GmbH. Die Gesellschaftsanteile haben sich nicht verändert.
(Presseauskunft Erdgas Südwest vom 22.07.2019 an die Redaktion SatireSenf.de; Hervorhebg. K. B.)

Verwirrung war bei mir dadurch entstanden, dass ich das Unternehmen Silphienergie GmbH im Handelsregister nicht finden konnte.
Dummerchen! Musst du eingeben „Biomethangas Hahnennest GmbH“. Das, so erklärt mir der Wirtschaftsjournalist Stefan Loipfinger, sei eine Spezialität des Handelsregisters.

Auf meine diesbezüglich schon leicht dämliche Frage antwortet Erdgas Südwest geduldig:

„Handelsregister Veränderungen vom 30.04.2018
HRB 727257: Biomethangas Hahnennest GmbH, Ostrach, Hahnennest 2, 88356 Ostrach. Die Gesellschafterversammlung vom 26.04.2018 hat die Änderung des Gesellschaftsvertrages in § 1 (Firma, Sitz) beschlossen. Firma geändert; nun: Silphienergie GmbH. Änderung der Geschäftsanschrift: Hahnennest 100, 88356 Ostrach.“
Diesen Eintrag habe ich im Handelsregister online gefunden.
(ibid.)

Dafür liebe ich Sie, die meine Arbeit erledigende Pressereferentin Susanne Freitag! Ein bisschen Häme über meinen Recherche-Dilettantismus hätte jeder verstanden – angesichts der vielen Nackenschläge, die Erdgas Südwest von diesem Blog schon hinnehmen musste.
Die Frau hat Format!

Nach dieser meiner Versagensdokumentation behalten wir aber im Gedächtnis: Letzte Veränderung im Handelsregister: 30.04.2018.
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Woher kommt die Bonitätsänderung bei der Silphienergie GmbH?
Noch im Stadium des Handelsregister-Recherche-Dilettantismus und vor Fortbildung durch die Presseantwort von Erdgas Südwest suche ich andernorts nach dieser Silphienergie GmbH, bei der man sich ständigt fragt, wo eigentlich das zweite E zwischen „Silphie“ und „Energie“ geblieben ist.

Ich werde fündig auf NorthData, „Deutschlands beliebtestes Portal für Firmeninformationen“. Und finde das:
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Bildzitat Screenshot (bearbeitet) NorthData Firmenrecherche zu "Thomas Metzler". Ganz nebenbei belegt dieser Screenshot, warum SaSe die Etikettierung der Agrar-Unternehmer im Energiepark Hahnennest als "Landwirte" nicht akzeptiert. Landwirte im klassischen Sinne verfügen nicht über Unternehmensgeflechte. Und die hier genannten sind ja nur die, mit denen Thomas Metzler in Verbindung gebracht wird. Insgesamt seien es vier im EPH.

Bildzitat Screenshot (bearbeitet) NorthData Firmenrecherche zu „Thomas Metzler“.
Ganz nebenbei belegt dieser Screenshot, warum SaSe die Etikettierung der Agrar-Unternehmer im Energiepark Hahnennest als „Landwirte“ nicht akzeptiert. Landwirte im klassischen Sinne verfügen nicht über Unternehmensgeflechte. Und die hier genannten sind ja nur die, mit denen Thomas Metzler in Verbindung gebracht wird. Insgesamt seien es vier im EPH.

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Ich finde das. Und ich finde das eigenartig. Aber ich bin auch keine Wirtschaftsjournalistin. Die Umfirmierung von der Biomethangas Hahnennest GmbH in die Silphienergie GmbH wurde von Erdgas Südwest schon mit einer Pressemitteilung vom 13. Juni 2018  vermeldet.

Mehr als ein Jahr danach wird aber im Recherche-Ergebnis auf North-Data zu dem Silphienergie-GmbH-Geschäftsführer Thomas Metzler dieses Unternehmen gar nicht aufgeführt? Stattdessen erscheint dort immer noch die Biomethangas Hahnennest GmbH?

Endlich stoße ich auf ein Firmen-Rechercheportal, das diese Silphienergie GmbH kennt:
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Bildzitat Screenshot (bearbeitet) auf der Plattform Firmenwissen.de zu "Silphienergie GmbH"

Bildzitat Screenshot (bearbeitet) auf der Plattform Firmenwissen.de zu „Silphienergie GmbH“

Fortgetragen von meiner Ich-blick-durch-Euphorie, erhalte ich auf dem Recherche-Portal Companyhouse den nächsten herben Rückschlag:

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Bildzitat Screenshot (bearbeitet) CompanyHouse Firmenrecherche zu "Silphienergie GmbH" am 25.07.2019

Bildzitat Screenshot (bearbeitet) CompanyHouse Firmenrecherche zu „Silphienergie GmbH“ am 25.07.2019

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So, so: eine Bonitätsveränderung am 05.06.2019? Mmh, orakel-orakel. Die letzte offizielle Änderung im Handelsregister datierte ja vom 30.04.2018.

Ich sag‘ Ihnen: Ohne Susanne Freitag wäre ich aufgeschmissen. Obwohl – so ganz befriedigend ist die Erdgas-Südwest-Auskunft zu dieser Bonitätsänderung von Silphienergie GmbH dann doch nicht? Auf die explizite Frage, was sich am 05.06.2019 bei Silphienergie GmbH geändert hat, das die Bonität beeinflussen könnte, statementet meine Wirtschaftsjournalismus-Mentorin:

Die Bewertungskriterien von Companyhouse sind mir nicht bekannt. Im Mai 2019 ist der Geschäftsführer Oliver Auras aus dem Unternehmen ausgeschieden. Weitere Veränderungen sind uns nicht bekannt.
(ibid.)

Endlich einmal eine Gemeinsamkeit von Erdgas Südwest und mir: Mir sind die Bewertungskriterien von Companyhouse auch nicht bekannt.

Aber wir merken uns: Aha, der zu Erdgas-Südwest gehörende Geschäftsführer der Biomethangas Hahnennest-Silphienergie GmbH Oliver Auras teilt das Schicksal der Flüssiggasanlage und findet in Hahnennest auch nicht mehr statt.

Scheint mir insgesamt so ein bisschen die 10-kleine-Stark-Pigmentierten-Dynamik zu sein?


EPH beantwortet Presseanfrage nicht
Ich müsste erst mühsam nachzählen, wie viele Presseanfrage von mir der EPH nicht beantwortet hat. Aus dem Stand heraus kann ich aber angeben, wie viele er beantwortet hat: keine einzige! Jeder Laie wird daraus schließen, ich könne und dürfe mir weitere Anfragen an den komplett intransparenten EPH sparen? Nein, darf und kann ich nicht. Aus presserechtlichen Gründen.

So eine Presseanfrage kostet immer viel Zeit. Sie ist sorgsam zu formulieren. Deshalb und zur Abrundung des Ganzen nachstehend die SaSe-Presseanfrage an den BiomethangasHahnennestSilphienergie– und x andere Firmen Geschäftsführer Thomas Metzler vom 21. Juli 2019. Damit meine Arbeit nicht völlig umsonst war!

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PRESSEANFRAGE + EILT +: Bonität der Silphienergie GmbH

Sehr geehrter Herr Metzler,

auch wenn Sie frühere Presseanfragen von mir nicht beantwortet haben, gebe ich Ihnen aufgrund der Brisanz meiner aktuellen Recherche-Ergebnisse gern erneut Gelegenheit, zu Fragen rund um das Engagement der Firma Erdgas Südwest beim EPH Stellung zu nehmen.  Ich bitte Sie aber um Verständnis dafür, dass ich nicht lange auf Antwort von Ihnen warten werde; es sei denn, Sie geben mir einen entsprechenden Zwischenbescheid.

Vergangene Woche teilte die Firma Erdgas Südwest per Pressemitteilung mit, dass sie ihr Projekt einer Biohybrid-Anlage in Hahnennest „auf Eis“ lege. Erdgas Südwest war zumindest bei der Firma Biomethangas Hahnennest GmbH mit 40 Prozent Gesellschafter. Die Biomethangas Hahnennest GmbH firmierte 2018 um in die Silphienergie GmbH.

Meine aktuellen Recherchen führen zu folgenden Fragen:

  1. Die Firma Silphienergie GmbH mit der von Ihnen angegebenen Registernummer HRB 727257 kann ich im Handelsregister nicht finden. Haben Sie eine Erklärung dafür? Gibt es die Firma noch?
  2. Bei der Biomethangas Hahnennest GmbH war Erdgas Südwest Gesellschafter mit 40 Prozent Anteilen. War oder ist Erdgas Südwest zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Gesellschafter einer der vielen Firmen rund um den EPH? Ist Erdgas Südwest Gesellschafter der Silphienergie GmbH? Wenn ja: Wie hoch sind die Anteile von Erdgas Südwest?
  3. Das Internetportal „Companyhouse“ wirft bei der Recherche zu der Firma „Silphienergie GmbH“ einen Warnhinweis zu der seit dem 05.06.2019 geänderten Bonität des Unternehmens aus. Was hat sich in den letzten zwei Monaten an der Bonität der Silphienergie GmbH geändert? Gibt es eine Änderung bei den Gesellschaftern? Wenn ja: Welche?
  4. Bitte nehmen Sie zu der Frage Stellung, welche Bedeutung der „Rückzug“ bzw. das Einfrieren des Projekts Biohybrid-Anlage seitens Erdgas Südwest für den Energiepark Hahnennest insgesamt hat und wie Sie ihn bewerten.

Angesichts der Tatsache, dass Sie bisherige Presseanfragen von mir nicht beantwortet haben, würde ich nur bis Montagmittag warten, ob ich von Ihnen etwas höre. Sollten Sie für die Beantwortung länger brauchen, reicht mir schon eine Zwischenmail mit dem Hinweis darauf, bis wann ich mit einer Antwort rechnen kann. Ansonsten wird mein Artikel vermutlich spätestens am Dienstag online gehen.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Karin Burger
Redaktion SatireSenf.de

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