Ne, ne, ne – irgendwas ist jetzt falsch. Aber hey, es ist auch nicht einfach, der Philo- und der Pathogenese der krümelgrellen Hinterlassenschaft von Spaichingens Ex-Bürgermeister Hans-Georg Schuhmacher hinterherzusteigen.
Zusätzlich überrascht ein sich noch einmal steigernder Spannungsbogen. Denn nach den fehlenden Gemeinderatsprotokollen, einer potentiell rechtswidrigen Auftragsvergabe für den Waldkindergarten und den gelenkigen Ich-nix-wissen-Verrenkungen jener Gemeinderäte, die dem Erblasser früher soo nahe standen, drängte sich schon die Vermutung auf: Das wird’s dann wohl gewesen sein?
Mitnichten! Und die Kollegin vom Heuberger Bote ist nicht zu beneiden, wenn sie die kruden Vorgänge um das skurrile Spaichinger Trauzimmer berichtend zu entwirren sich aufmacht.
Handlungsträger: Ex-BüM Hans-Georg Schuhmacher
Gestaltungsort: wo früher das Wasserpfeifen-Geschäft an der Marktpassage war
Gestaltungsziel (Vorwand?): ein Trauzimmer
demokratisch Mitwirkende: keine, also zumindest mal kein Gemeinderat und kein Gemeinderatsbeschluss
Kosten: 64.000 Euro – und mithin (gemäß SchwäZ-Berichterstattung) außerhalb des Budgets liegend, über das Güllefass-Produzenten auf Ratshaussesseln gemäß Spaichinger Hauptsatzung ohne Gemeinderatsbeschluss entscheiden dürfen
Besonderheiten: In den Raum passen maximal acht Personen. Das vermag Hochzeiten durchaus harmonischer zu gestalten, weil man das garstigere Duo von Schwiegereltern aus purer Raumnot von der Zeremonie ausschließen kann.
Außerdem gäbe es hinter hochwertigen Schiebeelementen auch noch eine Edel-Küche. Zu dieser Edel-Küche soll es noch ein „senfgelbes“ (nein, habe nichts damit zu tun!!!) Duplikat geben, das originalverpackt in der ehemaligen Stadtgärtnerei gelagert werde.
Ach so: Trauungen können in dem für 60.000 Steuer-Euronen gestalteten Trauzimmer leider nicht stattfinden, weil der Brandschutz nicht gewährleistet ist! Aktuell und als „Notlösung“ trauen sich Spaichinger Hochzeiter deshalb im Gewerbemuseum.
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Und der neue Spaichinger Besen – Bürgermeister Markus Hugger (CDU) – „rätselt“, wie die SchwäZ berichtet, zu der Frage, ob und wie man den für 60.000 Euro aufgebrezelten Raum einer gerechten und vernünftigen Verwendung zuführen könne. Als Sitzungssaal für die Bürger zu klein, kommen möglicherweise jetzt die Mitarbeiter (des Bauamts?) in den Genuss eines behaglich ausgestatteten Sozialraums mit gehobener Kochgelegenheit. Der bisherige Aufenthaltsraum sei sehr beengt und genüge auch den neuen Standards in Corona-Zeiten nicht.
Somit würde am langen Ende aus der hübsch teuren Gülle-Hinterlassenschaft des furiosen Herrn Schuhmachers doch noch soziales Gold?
Fragen Sie mich nicht, wie der schmeißteure Umbau dieser Örtlichkeit unter der Überschrift „Trauzimmer“ inklusive des Kaufs von zwei sich nur farblich unterscheidenden Edelküchen, eine derer originalverpackt in der alten Stadtgärtnerei verrottet, an den dankesschwangeren Gemeinderäte in Spaichingen grußlos vorbeigehen konnte.
Ich glaube Ihnen, dass Sie mir diese Räuberpistole nicht glauben oder deren verwaltungstechnische, fiskalische und sonstige Ungeheuerlichkeiten meiner Kreativität zuschreiben möchten. Doch so steht’s im Heuberger Bote geschrieben!
Und nein: Trotz des „Senfgelbs“ möchte ich die Küche auch nicht haben. Aber es wird sich doch vielleicht eine Flüchtlings- oder sonstige bedürftige Familie finden, die so etwas gebrauchen kann?
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