TS06/21: Amazon Memmingen: Stadt lässt Pressemitteilung verschwinden

Danke an die tollen SaSe-Leser: Einer derer macht mich darauf aufmerksam, dass der gestern noch existierende Link auf eine Pressemitteilung der Stadt Memmingen vom 8. Dezember 2020 in TS05/21 zum Thema Amazon-Ansiedlung heute spurlos verschwunden ist.
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Eigenartiger Vorgänge im Kontext von Amazon: Die Stadt Memmingen lässt eine Pressemitteilung einfach verschwinden. Dabei hatte exakt diese PM ein sehr gutes Licht auf die Stadt geworfen, weil der Bürgermeister darin zur gründlichen Diskussion über die Amazon-Ansiedlung aufgefordert hatte. Sehr eigenartig, dass ausgerechnet dieser Aufruf verschwindet?
Bearbeiteter Ausschnitt Bildzitat Screenshot Stadt Memmingen, Rubrik „Aktuell & Presse“

Das bewerte ich als einen illegitimen manipulativen Vorgang seitens der Stadt Memmingen. Wo gibt es denn so etwas, dass schon veröffentlichte Pressemitteilungen nachträglich weggezaubert werden?

Überhaupt scheint die Entwicklung zum Thema Amazon Memmingen sehr rasant und turbulent zu sein. Leser schicken mir Links auf jüngste Veröffentlichungen. Hier ein Artikel von gestern, der verkündet, dass der Verkauf eines Grundstücks am Flughafen Memmingen plötzlich wieder vom Tisch sei. Die entscheidende Rolle dort spielt der Gewerbepark Allgäu Airport Gmbh & Co. KG (GAP). Und der hält wohl an seinen Amazon-Ansiedlung-Plänen fest.

Bezeichnend und enthüllend ist diese Aussage der Allgäu Airport Beiratsvorsitzenden Bettina Kurrle:

Während an mehreren Orten in Deutschland und in Bayern Verteilzentren dieser Art problemlos gebaut und auch von Kommunalpolitikern begrüßt wurden, entwickelte sich in und um Memmingen eine lebhafte Diskussion. „Mit dieser Art von Widerstand haben wir nicht gerechnet“, stellt die AAP-Beiratsvorsitzende Bettina Kurrle fest. Bewusst habe man ein Grundstück aus dem Portfolio der Gewerbepark am Allgäu Airport GmbH & Co. KG (GAP) kaufen wollen, da diese ja die Aufgabe habe, Gewerbeflächen im südlichen Bereich des Flughafens wirtschaftlich für die Anteilseigner zu verwerten. Die GAP entstand im Zuge der Neuorganisation des Memminger Flughafens und wird maßgeblich von Landkreisen und Städten getragen. „Vom Verkauf hätten zu 75 Prozent die an der Gesellschaft beteiligten Gebietskörperschaften profitiert“, betont Bettina Kurrle.
(new-facts.eu 12.01.2021: „Flughafen Memmingen hält aber am Projekt Amazon-Verteilzentrum fest“; Hervorhebg. K. B.)

Frau Kurrle zeichnet meiner Meinung nach hier ein nicht zutreffendes Bild, wenn sie sich nur auf die Kommunalpolitiker beruft, die – wie bei den Beispielen Meßkirch und Trossingen – an den Bürgern vorbei Amazon ansiedeln. Es mag Frau Knurrle verstören, aber entscheidend ist nicht, wie sich Kommunalpolitiker zu Amazon verhalten, sondern was die Bürger dazu sagen. Man richte den Blick nach Trossingen. Und wie potentielle „Gebietskörperschaften“ angeblich profitieren, davon berichtet ja anschaulich der Brief des Tuttlinger Oberbürgermeisters Michael Beck (hier).

Der Vorgang jedoch, dass eine Stadt eine schon veröffentlichte Pressemitteilung wieder verschwinden lässt, irritiert mich im Kontext mit dem verrufenen Versandgroßhändler doch erheblich. Glücklicherweise arbeite ich manchmal recht gründlich und hatte mir diese Pressemitteilung im Original als Word-Dokument gespeichert. Sie sei hiermit der Nachwelt zur Verfügung gestellt.

Auch in Memmingen wird mit dem (aus dem vergangenen  Jahrhundert stammenden) Arbeitsplatzargument laboriert (hier). Wer glaubt denn so etwas? Schon für Meßkirch lässt sich bisher nicht belegt nachweisen, wo die Mitarbeiter im Verteilzentrum eigentlich herkommen (siehe TS05/21). Sowohl Amazon wie der Meßkircher Bürgermeister Arne Zwick tragen zu der Frage nur Behauptungen vor.

Bisher permanent vor dem Verteilzentrum in Meßkirch stehende Großbusse wollen zu diesen Angaben nicht so recht passen.
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Bisher stehen permanent und zu jeder Tageszeit bis zu fünf Großbusse vor dem Verteilzentrum Meßkirch. Wohin diese Busse die Mitarbeiter tatsächlich fahren, ist noch nicht belegt. Meßkirch ist ein stark ländlicher strukturierter Raum. Hier fahren eigentlich alle mit dem eigenen Pkw zur Arbeit?
Foto: Thomas W. Ascher

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