TS102/15: WDR-Comedy + Pispers-Kritik + Kita-Game + Triberg-Satire + SaSe-Freude

+++ WDR-Programmoffensive mit Comedy
Mehr junge Zuschauer möchte der WDR ansprechen und gewinnen. Dafür werden zwei Wochen lang neue Formate ausprobiert: „Comedy and sex“ laute die Losung, wie Meedia die Erläuterungen des WDR-Intendanten Tom Buhrow destilliert. Vom 24. August an werden 20 neue Unterhaltungsformate ausprobiert. Im Comedy-Bereich sind das:  der Sechsteiler Meuchelberg aus der niederrheinischen Provinz (eine Variante zur Erfolgsserie Mord mit Aussicht), eine Miniserie für Luke Mockridge sowie Das Lachen der anderen (hier bei Fernsehserien), in der Micky Beisenherz und Oliver Polack in fremde Lebenswelten eintauchen, indem sie eine Weile mit Öko-Aussteigern und MS-Kranken zusammenleben. Anschließend dann werde entschieden, welche dieser Sendungen ins reguläre Programm übernommen werden. 


+++ Späte "Meedia"-Kritik an Pispers „Wem gehören die Medien?“
Etwas eigenartig ist es schon: Stefan Winterbauer fällt es im aktuellen Meedia-Wochenrückblick auf einmal ein, sich mit Volker Pispers Auftritt und dem üppig geklickten Video Wem gehören eigentlich die Medien? (auf YouTube in zahlreichen Versionen verfügbar) zu beschäftigen. Anlass ist die Tatsache, dass dieses Video auch auf Facebook überall verlinkt werde. Winterbauer stolpere darüber. Nach der schieren Inhaltsangabe listet der vielleicht nicht nur wochenbetrachtungstechnisch Rückwärtsgewandte die von ihm festgestellten sachlichen Fehler Pispers: Der vom Kabarettisten als „Chefredakteur der Bild-Zeitung“ gelabelte Nikolaus Blome sei nie Chefredakteur der Bild-Zeitung gewesen. (Ja, korrekt. Und ein wenig Korinthenkackerei: Er war stellvertretender Chefredakteur des Hetzblattes.) Dass Blome inzwischen auch nicht mehr beim Spiegel ist, lässt sich Pispers schwerlich vorwerfen, der das zum Zeitpunkt des Auftritts nicht wissen konnte. Winterbauer wirft dem wortgewaltigen Kabarettisten den „reichlich groben Kamm“ vor die Füße, über den dieser die deutsche Presse schere, um sein Gleichschaltungsargument zu stützen. Der Kritiker kommt zu dem Fazit: „Das wirklich seltsame [sic!] ist aber, dass dieses klassenkämpferische Links-Kabarett des Volker Pispers in den Sozialen Medien von vielen Leuten goutiert und geteilt wird, die eher verschwörungstheoretisch unterwegs sind. Wenn altlinke Studienräte und potenzielle Kopp-Leser über dieselben Witze lachen, kann einem schon ein wenig mulmig werden" (Quelle).
Senf: Winterbauer hat ein offensichtliches, aber natürlich völlig legitimes Problem mit linkem Kabarett und mithin mit dessen prominentestem Vertreter. Trotzdem spricht er hier ein nicht unerhebliches, von Volker Pispers aber losgelöstes Phänomen der gesamten linken Gegenöffentlichkeits-Bewegung – und an diese gekettet (vgl. Denkfunk!) auch des Kabaretts – an: die verwirrende, enttäuschende und den nüchternen Beobachter dringlich warnende Nähe einstmals in ihrem Rufe untadeliger publizistischer Größen (wie etwa Albrecht Müller von den NachDenkSeiten) zu Neurechten, Antisemiten und Wahnwichteln wie Ken Jebsen, Lars Mährholz, Jürgen Elsässer & Co.


https://youtu.be/uPvGtlYxv5U


+++ "heute-show": Das Spiel zum nächsten Kita-Streik
Die heute-show hat zum aktuellen politischen Thema – nächster Streik des Kita-Personals – das passende Spiel entwickelt: Kita Hero Revisited. Der Anspruch an den Spieler ist hoch: Ständig muss er die Babys in den ins Bild rollenden Kinderwagen adäquat mit Windeln, Fläschchen oder Nucki versorgen – und das in einem immer schnelleren Tempo. Die Spielanleitung erklärt es gut verständlich. Und der Stresslevel steigt: Ich habe meine Burnout schon nach wenigen Minuten erreicht. Allerdings habe ich auch nicht vom Ritalin-Joker Gebrauch gemacht …


+++ Werbeplakat in Triberg: Sexismus oder Satire?
Im Grenzbereich zwischen Sexismus und Satire surft die Schwarzwald-Stadt Triberg, die mit einem provokativen Plakat einen „Männerparkplatz“ ausweist. Das Konzept der Triberger Männerparkplätze ist schon etwas älter und hat es auf einen eigenen Wiki-Eintrag gebracht Aber jetzt weist die Touristenstadt einen solchen Männerparkplatz mit einem strittigen und großformatigen Plakat aus. Das trägt die Aufschrift „Steile Berge, feuchte Täler“, wobei die heikle Mitte der nackten Frauensilhouette im rückwärtigen Vierfüßlerstand durch den Parkplatzhinweis verdeckt wird. Der Triberger Bürgermeister Gallus Strobel (CDU) verkauft die Aktion in einem Pressegespräch mit der dpa als einen Beitrag „zum Humor in der Gesellschaft“ (Focus). Allerdings deuten bisherige Reaktionen nicht auf einen Erfolg der strittigen Werbeaktion hin. Auf Twitter gilt der Hashtag #Triberg liebt‘s niveaulos. Und auch die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Baden-Württembergs verurteilt diese Art der sexistischen Werbung. Der Hobby-Künstler selbst, Werner Oppelt, gibt an, den Auftrag mit Widerwillen erfüllt zu haben und will mit der ganzen Aktion nichts mehr zu tun haben. Es berichten: Focus, ZEIT, BILD, Südkurier, SWR Fernsehen, Autobild u. v. a. m.


+++ "Wuppertaler Rundschau" lässt SaSe-Lob nicht ungegrüßt vorübergehen!
Höflichkeit, gar Nettigkeit im Internet oder gar Umgangsformen – vergiss es! Natürlich freut sich jeder Satiriker und jeder kleine Blog (wie SaSe auch), wenn er einmal irgendwo lobend erwähnt oder gar verlinkt wird. Diesbezüglich erstaunlich sind die Hölzernheit und die abweisende Ignoranz mancher Blogbetreiber, die eine sogenannte oder auch Nullreaktion auf den Hinweis einer Erwähnung und Verlinkung im SaSe-TagesSenf zeigen. Ich selbst kriege schon hormonunabhängige Hitzewallungen und schicke Dankmails, wenn SatireSenf von Rivva erfasst wird, obwohl dafür ein Algorithmus zuständig ist. (Frank Westphal hat sich trotzdem gefreut.)
Aber die Reaktion von Roderich Trapp bei der Wuppertaler Rundschau schlägt völlig aus dem Rahmen: Er wurde in TS75/15 mit seinem satirischen Wochenkommentar 36 Grad … aufgrund der sprachlichen Eleganz und der kreativen Bildlichkeit des Textes lobend erwähnt. Schön zu lesen, dass solches Lob nicht in jedem Fall verhallt. In der Rubrik „Aus dem Tagebuch der Redaktion“ schreitet Trapp im Kommentar Wir haben verstanden die Freude am Lob auf SaSe – bei aller politischen Divergenz – begeistert aus.
Nur das mit der Erwähnung von Dieter Nuhr im nämlichen TagesSenf und die Bewertung dieser, das hat er leider völlig falsch verstanden …

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