+++ Oliver Polaks Entgleisung gegenüber Tilo Jung
Jungle World hat vergangene Woche einen treffenden Artikel zum Thema Antisemitismus veröffentlicht: Die Abmahn- und Klagewellen gewisser unter „Querfront“ geführter Gegenöffentlichkeitsprojekte und –Akteure zur Einschüchterung von Journalisten und Autoren, welche die Bezeichnung „Antisemit“ für jene verwenden, die sie für Antisemiten halten, führe dazu, dass sich kaum noch einer traue, den Begriff zu benutzen. Diese Diskussion zeigt aber nur die auffallend starke Fokussierung der aktuellen politischen Diskussion auf das Thema Juden.
Obiges fiel mir zu dem nachfolgenden Vorgang und einen Kommentar im Meedia-Wochenrückblick ein: Der Komiker Oliver Polak instrumentalisiere seine jüdische Abstammung sehr plakativ, wie auch sein Porträt bei Wikipedia thematisiert. Jetzt hat Polak in der Causa „rosa T-Shirt“ „so eine Art Rant“ gegen Tilo Jung veröffentlicht. In Kommentierung eines älteren Tilo-Jung-Interviews mit Vertretern der Hamas verwendet Polak das F-Wort und trägt erneut seine Herkunft demonstrativ vor sich her.
Senf: Ich finde es beunruhigend, wie die Diskussionen und die Beiträge von sogenannten Gegenöffentlichkeitsprojekten (wie etwa in der „Querfront-Studie“ der Otto Brenner Stiftung gelistet) immer häufiger mit dem Thema Juden arbeiten und in allen möglichen und unmöglichen Zusammenhängen auf einmal Israel und Palästina thematisieren. Dieser vornehmlich von KenFM & Co. in Gang gebrachte „Trend“ scheint jetzt auch die Satire-Szene zu erreichen. Meedia: „Der vermutlich dümmste Artikel über die Dummheit des Tilo Jung steht bei Welt.de“.
+++ PussyTerrorTV: Carolin Kebekus‘ Song über blöde Nazis
Die Komikerin Carolin Kebekus bezieht in der neuesten Ausgabe ihrer WDR-Sendung PussyTerror TV (Sendung vom 12.09.2015 in der Mediathek) klar Stellung zum Thema Nazis:
Damit findet sie breite Medienresonanz: Die Welt + BILD + Focus + Schwäbische Zeitung + Mopo24 etc.
+++ Front Deutscher Äpfel mit erfolgreicher Satireaktion
Die Irritation ist gelungen: Die Satiriker von Front Deutscher Äpfel (Webseite, FB, Wikipedia, Stupipedia) zogen schwarz gekleidet mit roter Armbinde (!) durch die Innenstadt von Ahlen (Kreis Warendorf). Laut, Furcht einflößend und mit geballten Fäusten verteilten sie Flugblätter in Frakturschrift. Die Symbole und Signale waren also eindeutig. Darauf reagierten die Ahlener korrekt und riefen die Polizei. „Die Idee und das Konzept für die „Performance-Art in Münster und dem Münsterland“ stammen von dem Künstler Stephan US, der schon mehrere Aktionen in Zusammenarbeit mit dem Bürgerzentrum (Büz) durchgeführt hat“ (Quelle). Die Gruppe zeigte sich angenehm überrascht über die Alarmbereitschaft der Bürger. Kritik gab es aber auch. Einige Ahlener hatten die Aktion nicht verstanden und werfen den Künstlern vor, Angst zu schüren. Berichterstattung Die Glocke und Westfälische Nachrichten.
+++ Satire zu Anwaltsmarketing
In der Rubrik „Satire special interest“ (vgl. auch SaSe18) gibt Dr. Anja Hall auf Legal Tribune Online (satirische) Tipps für Anwaltssprofile auf Kanzlei-Websites. Die Kurzanalyse kulminiert in dem Vorschlag: „Nehmen Sie es mit der Wahrheit nicht so genau, erfinden Sie einfach irgendetwas. Geben sie beispielsweise vor, eine seltene Hunderasse mit möglichst unaussprechlichem Namen (kleiner Tipp: Xoloitzcuintle) zu züchten“ (Quelle).
+++ Satire, wo sie am nötigsten ist
Die dringend erforderliche satirische Begleitung sogenannter Gegenöffentlichkeitsprojekte (GÖP) im Allgemeinen und der Querfront im Besonderen leidet unter dramatischem Personalmangel. SaSe kann das ja nicht alleine wuppen (Rubrik SüS – „Satire über Satire und Systemkritik“)? Die Erklärung für das satirische Versagen an diesem Thema ist schnell gefunden, denn die Mehrheit prominenter politischer Kabarettisten hat sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen ihrer Unabhängigkeit begeben und sich selbst in so einem GÖP gleichgeschaltet.
Ohne Worte: