[Aktualisierung am 30.08.2020 / 20.53 Uhr: Das Foto der Elektroinstallationen stammt NICHT aus der Unterkunft in Langenargen! Das war ein Missverständnis zwischen der Kollegin und mir. Die defekten Elektroinstallationen finden sich in der Flüchtlingsunterkunft in Kressbronn!]
Stand der demokratischen Dinge: Staatsnager pflanzen im Schutz der Berliner Querdenker-Demo die Reichsflagge auf den Stufen des Reichstages auf. Und der Bürgermeister von Langenargen, Achim Krafft, freut sich auf seinem Facebook-Account über das Foto eines Frosches in einem Vogelhäuschen, derweil die von seiner Verwaltung frisch umgetopfte Flüchtlingsfamilie in der neuen Unterkunft noch nicht einmal eine Kochmöglichkeit hat.
Was von beiden obigen Szenarien sagt mehr über den Zustand von Demokratie (und Empathie) in unserem Lande aus?
Es gibt wohl wenig, was dem Langenargener Bürgermeister gleichgültiger ist als das Wohl und Wehe der in Langenargen ganz besonders Unwillkommenen? Die bisher in einem Drecksloch erster Güte (Untere Seestraße) untergebrachte Flüchtlingsfamilie wurde vergangene Woche erneut „umgesetzt“. Daran dürfte die kritische Berichterstattung des Südkurier (hier) nicht ganz unschuldig sein (Senf dazu)?
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782 Euro für 2 Zimmer mit Ungeziefer
Für das Drecksloch in der Unteren Seestraße nachzutragen ist noch die für Langenargen zu belegende, ansonsten auch nicht unbekannte Tatsache, dass sich Kommunen und private Vermieter über die Geflüchteten möglicherweise bereichern. Für die genannte und mit zahlreichen Fotos im Südkurier-Artikel und auf dem Blog Agora-La als Drecksloch belegte Unterkunft, bestehend aus zwei Zimmern ohne reguläres Bad für eine achtköpfige Familie, hatte dieselbe sage und schreibe 782 Euro Miete pro Monat an die Gemeinde zu berappen. Dieser Horrorbetrag setzt sich zusammen aus 332,00 Euro Kaltmiete und 450 Euro für „Wasser, Heizung und Abfall“. Wobei: Das mit dem Abfall darf man nicht ernstnehmen. Die Kollegin Elke Krieg hatte wiederholt darüber berichtet, dass der achtköpfigen Familie nur eine Mülltonne für einen Ein-Personen-Haushalt zur Verfügung gestellt worden war. Bis wenige Tage vor dem erneuten Umzug.
Bezahlen muss solche meiner Meinung nach nur als Wuchermieten zu bezeichnenden Beträge natürlich der Steuerzahler, denn der größere Teil der Familie bezieht Hartz IV.
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Neue Unterkunft ohne Kochmöglichkeit
Wie unwillkommen Geflüchtete in Langenargen sind, lässt sich auch an den „Umzugsmodalitäten“ vergangene Woche ablesen. So wurde der Familie zum Beispiel bis zum Tag des Umzuges nicht mitgeteilt, wohin die Reise geht. Trotz mehrfacher Versuche der in ihrer Doppelrolle als Journalistin und Flüchtlingshelferin nicht gerade glücklichen Elke Krieg wurde die Familie nicht über die Zieladresse informiert. Man möchte sich nicht ausmalen, wie diese Zwangsumsetzung abgelaufen wäre, wären nicht mehrere deutsche Helfer und Ehrenamtliche vor Ort gewesen. Elke Krieg berichtet hier.
Auch der Integrationsbeauftragte Mirko Meinel bewies erneut, wie fehlbesetzt er in dieser Funktion ist. Auf die Frage nach einem Übergabeprotokoll für die neue Unterkunft im Langenargener Ortsteil Bierkeller soll er nach Kriegs Angaben behauptet haben, ein solches wäre nicht üblich. Der Mann erscheint vollkommen inkompetent und kennt die für seine Arbeit geltenden Vorschriften nicht. Denn die Satzung der Gemeinde Langenargen über die Nutzung und Erhebung von Gebühren für die gemeindeeigenen Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünfte regelt in Paragraf 7 Absatz 2 ausdrücklich, dass (selbstverständlich) so ein Übergabeprotokoll anzufertigen ist.
Aber vielleicht wollte Meinel die Mängel der neuen Unterkunft dort nicht protokolliert haben?
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Oder die Tatsache, dass man kurz vor dem Wochenende, wo kein Handwerker mehr zu kriegen ist, eine achtköpfige Familie in eine Wohnung ohne jede Kochmöglichkeit einweist? Es besteht deshalb keine Kochmöglichkeit, weil die zwei dort befindlichen Herde nicht an den Strom angeschlossen sind.
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Wieder musste Elke Krieg in die Bresche springen. Sie besorgte kurzfristig und mit Spendengeldern wenigstens noch eine Kochplatte. Details hier.
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Derweil weidet sich Krafft am Vogelhaus-Frosch (auf)
Keine Frage, dass sich Bürgermeister Achim Krafft, gleichzeitig Chef und Vorgesetzter des offensichtlich unfähigen (schlimmer noch: unwilligen?) Integrationsbeauftragten Meinel, beim Umzug der Familie oder gar zur Begrüßung im neuen Heim nicht hat blicken lassen. Der betreibt im Moment Wahlkampf. Mit unverhüllter Unterstützung der Schwäbischen Zeitung und des unfreien Mitarbeiters Andy Heinrich. Das ist der, der auf Kraffts Facebook-Account seine eigenen Artikel liket (hier).
Derweil Langenargener Flüchtlingshelfer mit ihrem Geld und ihrer Zeit durch die Gegend düsen, um Wandfarbe für die abgewohnte neue Unterkunft und eine Kochplatte zu besorgen, gerät Krafft auf seinem Facebook-Account ganz aus Häuschen und Hose über Laubfrösche, die gleich in zwei Fällen in Langenargener Vogelhäuschen gesichtet wurden. DAS ist seine Welt: lieblich, gut, rein und klein! Und vor allem: deutsch (siehe dazu im Screen der explizite Hinweis auf das „deutsche“ Restaurant „Adler Oberdorf“).
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Der im Screenshot ebenfalls markierte Liker Daniel Enzensperger ist ein weiterer Verantwortlicher für die meiner Meinung nach katastrophalen Zustände in den Flüchtlingsunterkünften des Gemeindeverwaltungsverbandes (GVV) Eriskirch-Kressbronn-Langenargen (EKL). Enzensperger ist der Bürgermeister von Kressbronn.
Hier ein Echo zu Kraffts pastoralem Zynismus.
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Noch mehr unwürdige Flüchtlingsunterkünfte im GVV EKL
Übrigens stößt Krieg bei ihren Kontakten mit den Geflüchteten, die sich im Würgegriff des GVV EKL und des Integrationsbeauftragten Meinel befinden, auf weitere katastrophale Zustände. In einer Aktualisierung zu diesem Blogbeitrag berichtet sie von einer schwangeren Frau mit Kind und Mann, die in einem (1) Zimmer in Kressbronn untergebracht seien. Die völlig heruntergekommene Küche zu diesem Zimmer befinde sich im Keller des Hauses. Der Herd, den die Eingepferchten selbst beschaffen mussten, funktioniere ebenfalls nicht.
Und derweil sitzen die beiden Verantwortlichen dafür, Bürgermeister Achim Krafft und Bürgermeister Daniel Enzensperger, verzückt und mit seligem Lächeln im Gesicht vor dem froschbewohnten Vogelhaus und stöhnen: „Ach, wie nett!“ Aber Zynismus ist schließlich auch eine teutsche Tradition …