[Aktualisierung am 09.11.2020 – betr. Neuwahl]
[Aktualisierung vom 10.11.2020 – betr. Reihenfolge im Stimmenergebnis]
Meine Prognose ist eingetroffen: Wie (von mir) erwartet, liefern sich die beiden einzigen ernstzunehmenden Bewerber um das Bürgermeisteramt in Langenargen, Amtsinhaber Achim Krafft (CDU) und Ole Münder (parteilos), ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das vorläufige Endergebnis der Wahl vom 8. November 2020 sieht Münder um wenige Prozentpunkte hinter dem Komma VOR dem Amtsinhaber Krafft:
Krafft, Achim: 49,07 Prozent
Münder, Ole: 49,72 Prozent (Quelle)
[Aktualisierung vom 10.11.2020]
Ein SaSe-Leser macht mich darauf aufmerksam, dass die oben zitierte Reihenfolge nicht fair und richtig sein könne? Müsse nicht der Kandidat mit den meisten Stimmen zuerst genannt sein? Natürlich hat er Recht! Ich war da zwar innerlich auch etwas gestolpert. Da es sich aber um eine Behördenquelle handelt, habe ich das so übernommen. Die Vermutung, dass die hier formulierende „Behörde“ entweder die alphateische Reihenfolge angewandt hat oder Achim Krafft näher steht, als die Funktion erlauben würde, ist nicht ganz von der Hand zu weisen? Deshalb 2. Versuch:
Münder, Ole: 49,72 Prozent (Quelle)
Krafft, Achim: 49,07 Prozent
[Ende der Aktualisierung vom 10.11.2020]
Ein bärenstarker Etappensieg für Münder! Leider ist jetzt aber doch eine Stichwahl Neuwahl (siehe Leserzuschrift unten) notwendig.
Der indiskutable Bewerber Michael Maragudakis, der sich im Wahlkampf auch damit diskreditiert hatte, dunkle und unbelegte Anschuldigungen gegen seine Mitbewerber zu erheben, wurde von den Wählern verdient mit 0,62 Prozent der Stimmen abgestraft. Ein mieseres Wahlergebnis ist kaum denkbar. Es sollte alle anderen Bewerber um dieses Amt eindrücklich vor Augen führen, dass Wähler und Öffentlichkeit den eklatanten Verstoß gegen gewisse Umgangsformen und soziale Standards nicht hinnehmen. Das ist auch ein stabilisierender Faktor der Demokratie!
Klüger war da der Bewerber Mark Walkucz, der sich ja schon vorzeitig, aber eben leider nicht mehr rechtzeitig, aus dem Geschehen zurückgezogen hatte (hier). Sein Name stand aber noch auf dem Wahlzettel. Dass es dennoch 24 Wähler gab, die ihn angekreuzt haben, lässt den Kopf schütteln. Deren Botschaft bleibt unklar; ihre Stimmen verschenkt.
Erfreulich ist die vergleichsweise hohe Wahlbeteiligung von 60,94 Prozent. Auch sie widerspricht dem gruseligen Artikel der SchwäZ-Redakteurin Tanja Poimer: „Bürgermeisterwahl: Lagerbildung belastet Langenargen“.
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Offizielle Presse und Machthaber entpolitisieren gemeinsam und gezielt
Darin hatte sie das für eine Demokratie vollkommen normale Phänomen der öffentlichen Diskussion (im Sinne der Diskreditierung demokratischer Prozesse gern als „Streit“ fehletikettiert) um die Kandidaten und damit einen urdemokratischen Prozess als solchen kritisiert und diskreditiert.
Die aktuellen Machtinhaber in den Rathäusern mitsamt ihrer monopolistischen Presse versuchen immer noch, die Bürger mit dem fatalen und demokratiefeindlichen Narrativ der „Einigkeit“ zu entpolitisieren und von der überlegten Ausübung ihrer Funktion als Souverän abzuhalten. Wählen dürfen sie schon; nur sollte das Votum halt nicht so furchtbar fundiert sein!
Nichts ist in einer Demokratie normaler als das, was in Langenargen schon vor dem 8. November 2020 passiert ist: Verschiedene Bürger, Parteien, Fraktionen und Institutionen versammeln sich hinter diesem oder jenem Kandidaten, unterstützen ihn mehr oder weniger öffentlich, diskutieren und nehmen teil. Mehr oder weniger (in La eher weniger …) offene Briefe werden geschrieben. Alle möglichen Personen – außer der addressierten – antworten dann wieder auf diesen offenen Brief (hier). Schlimm, wenn sich die Verteidiger eines Kandidaten dann ausgerechnet nur in jenen Personen finden, die jahrzehntelang zu diesem in einem Abhängigkeitsverhältnis standen (vorheriger Link; dort das Schreiben des Ex-Kämmerers Josef Benz). Ärmlicher kann die Verteidigung kaum sein.
Dazu gibt es dann noch Facebook-Einträge und irritierende Wahlempfehlungen der Jungen Union.
Demokratie-Business as usual.
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Mangelnde Reife des politischen Diskurses
Das Einzige, was Langenargen wirklich „belastet“, das ist die mangelnde Reife und Souveränität dieses kommunalpolitischen Diskurses. Wenn Bürger A in Langenargen Bürger B plötzlich nicht mehr grüßt oder ihm gar die Freundschaft oder Nachbarschaft aufkündigt, nur weil beide unterschiedliche Kandidaten unterstützen, zeigt das lediglich, das A und B demokratisch noch nicht erwachsen geworden sind. Es zeigt, dass die um jeden Preis ihre Macht erhalten wollenden Amtsinhaber gemeinschaftlich mit einer im Monopol berichtenden Tageszeitung, die allerdings zunehmend durch das Internet in ihrer Wirkweise begrenzt wird, die Bürger insbesondere auf dem Land über Jahrzehnte hinweg erfolgreich in demokratischer Unmündigkeit gehalten haben. Sie tun das mit Hilfe solcher Erzählmuster (Narrative) wie die angebliche „Einigkeit“ in einer Kommune, die als verwerflich markierte „Lagerbildung“ in Langenargen, die missbräuchliche Verwendung des Wortes „Streit“ für den demokratischen Willensbildungsprozess und im schlimmsten Fall bei einzeln auftretenden Kritikern unter Verwendung des scharlachroten Buchstabens „Nestbeschmutzer“.
Sowohl in Langenargen wie in vielen anderen Kommunen der umliegenden Landkreise ermangeln noch zu viele Wahlberechtigte der entsprechenden sozialen und kommunikativen Reife, erwachsen und souverän mit dieser völlig normalen „Lagerbildung“ umzugehen. Sie sind demokratische Kleinkinder und werden von Tageszeitungen wie der SchwäZ und deren leicht erkennbare Manipulationsversuche auch gezielt in diesem unreifen Status bestärkt und gehalten. Und Facebook-Accounts wie „Langenargen – Die Gruppe“ sind ihnen dabei auch noch behilflich!
Die Langenargener Bloggerin Elke Krieg hat Poimers fatalen Entpolitisierungsversuch in ihrem Artikel „Reden ist Gold“ überzeugend widerlegt.
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Die unerträgliche Arroganz des Amtsinhabers und seiner Partei
Beim ersten Wahlgang gestern in Langenargen haben vor allem die Bürger gesiegt: Und zwar die Bürger in Langenargen, die sich eigeninitiativ um eine (dringend notwendige) Alternative zu dem durch seine penetrante Arroganz nervenden Amtsinhaber bemüht hatten. Krieg hat diesen Sieg in ihrem Kommentar „Kein Finish“ klar herausgearbeitet.
Die Alternative heißt heute lauter als gestern: Ole Münder.
Zu der Arroganz des Amtsinhabers Achim Krafft gehört es zum Beispiel, dass er Presseanfragen der Langenargener Bloggerin nicht beantwortet (und meine übrigens auch nicht – hier). Krafft und seine Langenargener CDU haben krafft souveräner Willkür beschlossen, selbst definieren zu wollen, wer „Presse“ ist und wer nicht. Verräterisch dazu eine der Fragen an den Kandidaten Ole Münder bei der offiziellen Kandidatenvorstellung der Gemeinde (hier). Darin war doch tatsächlich von „selbst ernannten Journalisten“ die Rede – eine leicht zu erkennende Verunglimpfung der Bloggerin Elke Krieg.
Heute und nach dem Wahlergebnis in Langenargen von gestern kann ich mir die Hinweise darauf sparen, wer in diesem Land „Presse“ definiert. Kleiner Tipp: Die Langenargener CDU ist es nicht! Aber sie kann ihrem Kandidaten Krafft gern weiter beim Schaufeln des eigenen Amtsgrabes behilflich sein. Das gestrige Wahlergebnis spricht auch dazu Bände.
Wozu es von mir allerdings noch eine Presseanfrage geben wird – auch wenn Krafft die dann wieder nicht beantwortet – ist zu seinen für mich ungeheuerlichen Aussagen betreffs Bauplatzvergabe in den SchwäZ-Kandidateninterviews (hier). Kraffts Behauptungen dort erwecken den Eindruck, er habe noch nie von der Causa Ummendorf und von der verbotenen Bevorzugung Einheimischer bei der Bauplatzvergabe gehört (hier)? Habe ich seine Ankündigungen dort richtig verstanden, dass er zur rechtswidrigen Bauplatzvergabe bereit ist?
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Noch eine Prognose: die nächsten Wochen werden schröcklich
Beim Kandidaten Ole Münder habe ich die Wahlkampfstrategie der nächsten Wochen schon angefragt. Beim Bewerber Achim Krafft kann und werde ich mir das sparen. Er antwortet ohnehin nicht. Weil er es nicht nötig hat. Glaubt er. Keine Prognose: Er irrt.
Für die nächsten Wochen steht nicht zu erwarten, dass die Langenargener Wähler und Funktionäre urplötzlich erwachsen werden und sich dem politischen Diskurs in dieser heißen Phase gewachsen zeigen.
Ähnlich wie in den USA werden die Langenargener „Republikaner“ (i. e. die CDU) mit allen Mitteln um die möglicherweise schon längst verlorene, mit Sicherheit aber stark demolierte Macht kämpfen. Auf die Dreckigkeiten, die dieser verzweifelte Machtkampf hervorbringen wird, darf man gespannt sein.
Die Internet-Publizistik steht auch weiterhin parat, die manipulativen Strategien sowie die Skandalisierung der Norm dieses diabolischen Dreigespanns von Amtsinhaber, CDU und SchwäZ aufzudecken und zu thematisieren. Krieg und ich verstehen das Wahlergebnis (und unsere täglichen Zugriffszahlen) durchaus auch dahingehend, dass wir gelesen werden …
[Aktualisierung vom 10.11.2020 / 00.36 Uhr]:
Ein SaSe-Leser macht mich auf obigen Fehler aufmerksam:
Auch die „Schäbige Zeitung“ als auch in Ihren Artikel ist ein Fehler enthalten, denn am 29.11.2020 findet keine „Stichwahl“ statt, sondern eine Neuwahl.
Bei einer Stichwahl würden bei einem neuerlichen Wahltermin nur noch die zwei bestplatzierten Kandidaten auf dem Stimmzettel stehen. In Baden-Württemberg aber können sich bei diesem neu angesetzten Wahltermin (wenn keiner der Bewerber die absolute Mehrheit erreicht hat, wie jetzt in Langenargen geschehen) wieder eine Vielzahl von Personen zu diesem Termin bewerben. Dafür gibt es eine neue Bewerbungsfrist und es hat es schon öfters gegeben, dass ein neuer Kandidat dann in der „zweiten Runde“ das Rennen gemacht hat, weil die Frist bis zur Neuwahl nur eine ganz kurze Zeit bleibt, sich zu präsentieren und sich dem Wahlvolk zu stellen (mit allen Vor- und Nachteilen).
(Leserzuschrift an die SaSe-Redaktion am 09.11.2020; Hervorhebg. K. B.)
Danke dafür!