Sie kennen den Ort, wo auch das ärmste Würstchen noch Macht ergreifen kann? Klar: Als Administrator oder Moderator in einer Facebook-Gruppe. Mit widerlicher Regelmäßigkeit kann man dort beobachten, wie diese Bedürftigen die sonst für sie auf keinem anderen Weg zu erlangende Vormundschaft über andere Menschen ge- und missbrauchen.
Viele der zumeist lautstark unschuldig bzw. unpolitisch daher schlappenden Accounts mit lokaler Ausrichtung betreiben selbstverständlich und im offenen Widerspruch zu den eigenen Bekundungen eine politische Agenda. Das ist bei der mutmaßlich von einem Bürgermeisterkandidaten gegründeten Facebook-Zusammenrottung „Langenargen – die Gruppe“ so, und es ist bei den vielen Klonen in allen möglichen Orten in der Region nicht anders.
Zu einer gewissen Berühmtheit hat es jetzt die Facebook-Gruppe „Stadtgeflüster Rottweil“ gebracht. Achtung: Nicht zu verwechseln mit dem viel kleineren digitalen Stammtisch „Rottweiler Stadtgeflüster“ oder dem von dem NRWZ-Redakteur Peter Arnegger initiierten und moderierten „Du weißt, dass du aus Rottweil bist …“ (nicht öffentlich einsehbar) sowie weiteren themenspezifischen Gruppen in der Region.
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Rauschmiss-Rache
Die aktuelle „Berühmtheit“ von „Stadtgeflüster Rottweil“ hat dann auch sehr viel, aber nicht alles mit dem genannten Journalisten der Neuen Rottweiler Zeitung (NRWZ) zu tun. Der nämlich nahm jetzt Rache: für seinen Rausschmiss aus genannter FB-Gruppe. Rache in Form eines sehr guten, gründlich belegten und tatsächlich begründeten Alarm-Artikels „Gefährliches Stadtgeflüster“.
Zunächst einmal stellt Arnegger darin die These auf, dass die Betreiberin des infrage stehenden FB-Accounts eine politische Agenda betreibe. Und diese These kann nicht er nur sehr umfassend belegen. Jeder, der ein wenig zu der rührigen Immobilienmaklerin recherchiert, die aus dem Kreis Villingen-Schwenningen kommt, erkennt rasch deren rechtsoffene, fremdenfeindliche, nationalistische Agenda mit deutlichen Tendenzen hin zu Verschwörungstheorien.
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Bearbeiteter Sreenshot Facebook SWR3 aus dem Jahr 2016: Es handelt sich um das Posting exakt der Dame, die den FB-Account „Stadtgeflüster Rottweil“ betreibt und mit sehr rüden Methoden administriert. Ganz offensichtlich weiß diese Dame auch nicht, dass der Pressekodex genau das verbietet, was sie da fordert. So viel zur Medien-Kompetenz dieser Dame.
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Deren (und nicht nur deren) manipulative Kommunikationsstrategie beschreibt Arnegger wie folgt:
Klar ist auch: Die Administratorin macht auf diese Weise eine „entspannte, freundliche und witzige“ (Selbstbeschreibung) lokale Gruppe zu einem politischen Diskussionsforum, wie es sie eigentlich längst schon zuhauf auf Facebook gibt. Mit unmoderierten Einträgen wie: „Glauben Sie immer noch an das Covid19 Märchen?“ Es wird ein Beitrag aus einem Blog gepostet, der als rechtspopulistisch bis rechtsextrem und islamkritisch gilt.
(NRWZ 13.11.2020: „Gefährliches <Stadtgeflüster>“; Hervorhebg. K. B.)
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Mehr als ein journalistischer Schönheitsfehler
Der Pferdefuß am NRWZ-Arnegger-Artikel ist nur der, dass Arnegger bis vor kurzem selbst Mitglied dieser Gruppe war. Und sein durch und durch berechtigt kritischer Artikel kommt nicht etwa im Nachgang zu den vielen Einträgen und Verlinkungen obiger Natur auf dem genannten FB-Account. Nein, er erscheint just, nachdem man ihn wegen der nämlichen Kritik wie in seinem Artikel aus der Gruppe geworfen hatte. Das hat ein Gschmäckle und bietet den knapp 6.000 Gruppenmitgliedern den perfekten Vorwand, sich mit dieser berechtigten Kritik gar nicht erst auseinanderzusetzen.
Für mich mehr als ein Gschmäckle: Hauptberufliche Journalisten haben nach meiner persönlichen Auffassung in solchen Gruppen in den (a)sozialen Medien nichts zu suchen. Und zwar exakt aus dem Arnegger-„Stadtgeflüster Rottweil“-Grund: Wie kann ein Journalist solche Accounts überzeugend kritisieren, wenn er dort erst wer weiß wie lange selbst mitgemischt hat?
Der Pressekodex enthält dazu bisher keine Regelungen. Aus meiner Sicht: ein Defizit!
Und für SaSe-Neuleser zum hundersten Male: Nein, ich bin selbstverständlich nicht auf Facebook oder turne in vergleichbaren sozialen Medien herum. Deshalb kann ich mir die Kritik auch weit unbefangener und glaubwürdiger erlauben als Peter Arnegger.
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Der Spaichinger Gemeinderat Zdenko Merkt
Aber SaSe geht es bei diesem Vorgang nicht um das unglaubwürdig flexible Presseverständnis von Arnegger. Es geht diesem Blog auch nicht um eine offensichtlich rechtsdrehende Immobilienmaklerin, die mit ihrer Art der Bauernfängerei – ebenso wie andere graue Mäuschen in Langenargen – tausende Bürger in und um Rottweil an der Nase herumführt. Sie leistet damit ihren Beitrag zu den Zuständen von Politik- und Staatsverdrossenheit, die auf bundespolitischer Ebene und in den täglichen Talkshows dann wieder beklagt werden.
SaSe geht es um den Mitmischer auf dem genannten und tatsächlich auch von mir als „gefährlich“ eingeschätzten Account, um den Spaichinger Gemeinderat – ausgerechnet der GRÜNEN (!), um Zdenko Merkt.
Der ist jetzt nicht etwa wie Arnegger bei „Stadtgeflüster Rottweil“ oder die SchwäZ-Redakteurin Tanja Poimer bei „Langenargen – Die Gruppe“ einfach nur Mitglied. Standeswidrig. Nein, er ist dort auch Administrator/Moderator. Das bedeutet: Ihm fällt ganz persönlich für die politische Agenda, welche diese FB-Gruppe nachweislich betreibt und die meiner Meinung nach nicht mehr verfassungskonform ist, Verantwortung zu. Und zu dieser Verantwortung habe ich Merkt einige kritische Fragen gestellt.
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So sieht das der GRÜNEN-Fraktionsvorsitzende Alexander Efinger
Ziemlich angefasst reagiert der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Spaichinger Gemeinderat, Alexander Efinger, auf meine Presseanfrage an Merkt. Die hatte ich auch Efinger aufgrund seiner politischen Funktion im CC zukommen lassen. Efinger schreibt:
[…] ich möchte sie [sic] bitten [sic] hier zwischen Gemeinderatsarbeitarbeit / güner [sic] Partei und den persönlichen privaten Aktivitäten von Zdenko Merkt zu unterscheiden.
Die grüne Gemeinderatsfraktion, [sic] wie auch der Ortverband haben mit dem Rottweiler Stadtgeflüster nichts zu tun.
(Stellungnahme des Fraktionsvorsitzenden der Grünen in Spaichingen Alexander Efinger an diese Redaktion am 14.11.2020; Hervorhebg. K. B.)
Stimmt das? Ist das so: Sind solche öffentlichen Auftritte von Gemeinderäten tatsächlich „persönliche private Aktivitäten“, bei denen es keinen Zusammenhang mit dem politischen Mandat gibt?
Nein, natürlich nicht. Das zeigt die Legion von Skandalen um Politiker, die ihre wahre Gesinnung außerhalb ihrer politischen Funktion enthüllt haben und anschließend mit den Konsequenzen konfrontiert wurden. Worum geht es denn bei den aktuellen Skandalen um rechtsradikale Polizisten? Es geht um ihre verfassungsfeindlichen Äußerungen in privaten Chatgruppen.
Ein Gemeinderat, der – wenn auch privat – sich in politisch anrüchigen Dunstkreisen bewegt, wie das Zdenko Merkt ganz offensichtlich tut, ist für mich persönlich unwählbar. Und: Als Bürger und Wähler möchte ich so etwas wissen. Deshalb ja braucht man Journalisten, die nicht Teil solcher Gruppen sind, um deren Berichte und Kritik auch annehmen zu können.
Der Grünen-Ortsverbandsvorsitzende Hermann Polzer schließt sich der Meinung von Efinger an: Merkts Aktivitäten auf Facebook hätten mit den Grünen Spaichingen nichts zu tun.
Wenn er sich da mal nicht täuscht.
Komisch: Als es um die Kritik an dem früheren Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher und seine Verbindungen zu dem rechten Publizisten Jochen Kastilan ging, klangen die Bewertungen solcher Verbindungen aus den Mündern der Spaichinger Grünen noch ganz anders?
Da sind wir wieder bei dem Phänomen des flexibel den eigenen Vorteilen angepassten Maß‘!
Und es sind ja nicht nur Merkts Aktivitäten in dieser speziellen FB-Gruppe. Der Mann mischt an diversen Orten auf Facebook in einer Art und Weise mit, die mehr als befremdet. So irritierte schon seine Mitgliedschaft und sein Auftritt in der FB-Gruppe „Langenargen – Die Gruppe“. Dort fuhr Merkt ohne Kenntnis zum Thema und den Hintergründen vor Ort einem Langenargener Bürger in einer Art und Weise über den Mund / die Tastatur, die uns bruchlos zum Arme-Würstchen-Bild von oben zurückkehren lässt: Wehe, solche erhalten Macht. Und sei es auch nur die, andere zu korrigieren, zu bevormunden, zu zensieren, zu sperren oder aus einer Gemeinschaft hinauszuwerfen.
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Stellungnahme Zdenko Merkt
Was sagt der auf Facebook herumvagabundierende Spaichinger Gemeinderat selbst dazu? Zum einen verweist er auf den Umstand, dass er schon VOR seinem Gemeinderatsmandat 2019 Mitglied und Moderator der FB-Gruppe „Stadtgeflüster Rottweil“ war. Das ist ein Argument, das ihn etwas entlastet. Etwas.
Auf meine Frage, ob seine auffällige vielen Aktivitäten auf Facebook und insbesondere die in der genannten Gruppe dem Ansehen seines Ehrenamts als Gemeinderat und dem Ansehen seiner Partei nicht womöglich schade, antwortet er – wie Efinger – kurz: „Da meine Aktivitäten auf Facebook vorwiegend privater Natur sind , sehe ich da keinen Zusammenhang.“
Ich weiß aber aus eigener Empirie, dass es in Tuttlingen eine sehr gute Fielmann-Filiale gibt!
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Merkts Kommentar zum NRWZ-Artikel
Aufschlussreich ist auch, dass Merkts Antworten zu den Versäumnissen, Fehlern, Schwächen anderer dagegen sehr viel ausführlicher ausfällt.
Zum Verständnis: Im NRWZ-Artikel geht es unter anderem auch um dubiose, sehr gefährliche und aus esoterischer Ecke kommende Gesundheitsempfehlungen im Kontext von Covid-19, die auf dem genannten FB-Account unbeanstandet von der administrierenden Immobilien-Dame und dem Grünen-Privatier zunächst durchgegangen sind.
Um eine Stellungnahme zum NRWZ-Artikel gebeten, ergießt sich aus Merkt dieser im Vergleich zur obigen Antwort üppige Schwall:
Ich halte es für schwierig [sic1] einen Artikel zu beurteilen, der von einem Betroffenen geschrieben wurde, schwierig daher, weil der Betroffene als Journalist schwerlich in der Lage ist [sic2] seine Neutralität nach aussen [sic3] zu vertreten. Inhaltlich gesehen hat die Admin zwischenzeitlich ihren VitaminD beitrag [sic4] insoweit abgeändert, dass Sie [sic5] darauf hinweist, dass immer ein Arzt zur Konsultation hinzugezogen werden sollte. Sie hat wohl eingesehen, dass Sie [sic6] einen Fehler begangen hat. Ich war bisher nicht mit der Vitamin D Diskussion [sic7] vertraut, ich habe mich daher informiert und auch private Gespräche geführt, es gibt Fälle [sic8] in denen Menschen eine Vitamin D Unterversorgung [sic9] aufweisen [sic10] denen eine kontrollierte Verabreichung helfen kann [sic11] ihr Befinden zu verbessern. Aber bitte keine Experimente, da hat sie zurecht [sic12] Kritik bekommen.
Der Beitrag mit den Intensivpatienten aus Frankreich, nun [sic13] der wurde meiner Meinung nach in Richtung Admin sofort bestraft, für mich gibt es da nur eine Antwort – Natürlich müssen wir unseren europäischen Nachbarn helfen, da gibt es in dieser Hinsicht keine Frage für mich. Solidarität ist in dieser Frage oberste Pflicht. Leider erwähnt der Redakteur nicht, dass es da seitens der Gruppe starke Gegenwehr gab, das regelt sich oft in der Gruppe alleine, ohne dass da Moderation und Admin sich einbringen müssen. Ich fand die Frage unangebracht.
Was den Vorwurf der Zensurmaßnahmen anbelangt, habe ich nur Informationen vom Hören Sagen [sic14]. Klar ist, es gibt immer mal wieder Fälle, dass Mitglieder sich melden und übergriffige Kommentare von Gruppenmitgliedern melden. Meist reicht eine Warnung, ab und zu kommt es vor [sic15] dass ein Mitglied nicht einsichtig ist und es dann keinen anderen Ausweg gibt, als es aus der Gruppe zu entfernen, um wieder Ruhe hineinzubringen. Wie sich das Ganze in diesem Fall zugetragen hat, da habe ich keine Kenntnis davon.
Fakt ist, dass mir aufgrund von unbequemen, kritischen Äusserungen [sic16] gegenüber der NRWZ vor einem Jahr die Kommentarfunktion auf Ihrer [sic17] Facebookseite entzogen wurde. Als ich mich beim Redakteur per PN darüber beklagte [sic18] hat er mich auch noch privat gesperrt.
Ich hoffe [sic19] ich habe Ihre Fragen ausreichend beantwortet.
(Stellungnahme des Spaichinger Gemeinderats und FB-Privatiers Zdenko Merkt an diese Redaktion vom 14.11.2020; Hervorhebg. K. B.)
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Ja, ausreichend beantwortet. Sehr ausreichend. Die Antwort lässt tief blicken. Und wenn ich noch ein persönliches Empfinden hinzufügen dürfte: Ich persönlich finde es schwierig, eine Mail zu lesen, die von Rechtschreibfehlern nur so strotzt und damit belegt, dass der Verfasser wahlweise gar nicht qualifiziert ist, an einem öffentlichen Diskurs teilzunehmen und andere zu zensieren, oder alternativ seinen öffentlichen Output nicht mit der Sorgfalt verfasst, die diesem angemessen ist. Letzteres ist sogar noch schlimmer als Erstgenanntes.
Und noch einmal abschließend ein Spotlight auf das staatsnagende „Umfeld“, in dem sich der Spaichinger Grünen-Gemeinderat Zdenko Merkt bewegt. Direkt unter einem Posting von ihm verlinkt eine andere Userin auf ein Video des von Ivo Sasek geründeten Fernsehsenders Kla.TV.
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Bearbeiteter Screenshot Facebook-Account „Stadtgeflüster Rottweil“ Permalink zum Thread.
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Zu dem weiß Wikipedia dies:
Ivo Sasek (* 10. Juli 1956 in Zürich) ist ein Schweizer Laienprediger, Autor religiöser Schriften und Leiter der 1999 von ihm gegründeten Organischen Christus-Generation (OCG). Diese als Sekte eingestufte Organisation hat zwischen 2000 und 3000 deutschsprachige Mitglieder. 2008 gründete Sasek die Anti-Zensur-Koalition (AZK), ein Forum für rechte Esoterik, Verschwörungstheorien, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Geschichtsrevisionismus bis hin zu Holocaustleugnung. Von Saseks Panorama-Zentrum in Walzenhausen (Schweiz) aus werden diese Organisationen und ihre zahlreichen Medien geleitet, darunter der neurechte online-Kanal Klagemauer.tv.
(Wikipedia Ivo Sasek; Hervorhebg. K. B.)
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Die ZEIT hat ganz aktuell einen drei Kilometer langen Artikel über diesen Fernsehsender verfasst. Aber vermutlich haben Gemeindräte FB-Administratoren, die permanent andere bevormunden und belehren müssen, keine Zeit, solche wichtigen Informationen zu sammeln. (Oder sich mal um ihre katastrophale Rechtschreibung zu kümmern.)
Wo sind denn die Sauberfrauen und –männer dieser FB-Gruppe, wenn solche staatsnagenden Links gesetzt werden? Richtig: nirgends! Dieser mehr als bedenkliche Link darf selbstverständlich stehenbleiben. Direkt unter den Weisheiten des GRÜNEN-Gemeinderats Zdenko Merkt, der hier- bitte Merkhefte raus! – als Privatier unterwegs ist und seiner Partei durch die digitale Herumturnerei in dieser ekelhaften Gemeinschaft natürlich nicht schadet.
Schadet er nicht?