+++Christoph Sieber: Die Persönlichkeit hinter der Bühnenpräsenz
Regelmäßig scheitern insbesondere die Journalisten der schreibenden Zunft in dem Bemühen, von prominenten Satirikern und Kabarettisten seriöse (d. h. pointenfreie) Informationen, womöglich noch ad personam, zu erhalten. Sicherlich auch aus Selbstschutzgründen halten sich viele der Künstler bedeckt. Eine wohltuende Ausnahme davon ist Christoph Sieber, der in der Reihe der WDR5-Tischgespräche der Moderatorin Susanne Birkner am 29. April 2015 ein 52 Minuten umfassendes Interview gegeben hat. Darin berichtet er von seinem Pantomine-Studium und skizziert seine politisch-kulturelle Sozialisation als Bürgermeister-Sohn im Schwarzwald. Das Kabarett als solches, das ZDF-Kabarett Die Anstalt im Besonderen sind ebenso Thema wie Politiker, Humor und die Unterschiede der einzelnen Kabarettisten-Generationen. Das Interview wurde vom WDR mit „Zwischen Humor und Melancholie“ übertitelt und trifft damit die Tonalität ganz gut. SaSe-Senf: Hörenswert!
+++"Nazi-Spruch" bei Preisverleihung: Hallervordens Ironie missverstanden
Das ging irgendwie schief? Der Schauspieler und Komiker Dieter Hallervorden hatte bei der Verleihung des Romy-Filmpreises in Wien den flotten Spruch rausgekloppt: „Ich führe die österreichische Romy morgen heim ins Reich“. Der „missglückte Scherz“ (gmx.at) hatte zu einer Debatte geführt. Zu der nahm Hallervorden jetzt Stellung: Er habe die Äußerung als Satire angekündigt und er habe niemanden beleidigen wollen. Auf Facebook, so die Meldung weiter, erfahre Hallervorden überwiegend Unterstützung.
+++Dieter Nuhrs Satire-Zipfel
„Wer Dieter Nuhr zuhört, braucht keine Bild-Zeitung mehr zu lesen." Nein, das ist keine Paraphrase zu SaSe12, sehr wohl aber noch einmal eine TV-Kritik eines Blog-Community-Mitglieds zur ARD-Kabarettsendung Nuhr im Ersten vom 16. April 2015 auf Der Freitag.
+++Ärger um PEN-Preis für "Charlie Hebdo"
Die französische Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo soll bei der Preisgala in Amerika am 5. Mai 2015 mit dem PEN-Preis für Mut und Meinungsfreiheit ausgezeichnet werden. Dagegen regt sich jetzt prominenter Widerstand: Die österreichische Kleine Zeitung berichtet, dass bisher sechs Schriftsteller deshalb ihre Teilnahme an der Verleihung abgesagt hätten. Die Affäre sorge in den USA für Ärger. Die Absager begründeten ihren Protest mit Verweis auf „kulturelle Intoleranz“ der Charlie-Hebdo-Macher. Die Absage werde von PEN-Verantwortlichen scharf kritisiert.
Die taz greift in ihrer Berichterstattung auch die (nicht nur) in den USA nicht abreißende Diskussion über die malträtierten Grenzen der Satire auf, die dort angesichts der Historie des Landes sehr spezifisch ausfällt.
+++"PENG Collective" leimt Vattenfall und lokale Medien
Erneut inszeniert das Künstler-Kollektiv PENG (hier auf Facebook) eine erfolgreiche satirische Aktion. Erst im Februar dieses Jahres hatten die Kreativköpfe dort einen spektakulären Auftritt bei AstroTV (vgl. auch SüS1). Das Medienmagazin ZAPP berichtete gestern über den neuesten Coup (in der Rubrik „Durchgezappt“, 1. Beitrag): Dieses Mal war der Energieversorger Vattenfall an der Reihe, dessen Firmenpolitik insbesondere Arbeitnehmer in der Lausitz auf die Barrikaden treibt. PENG veröffentlichte am 24. April 2015 eine angebliche Pressemitteilung des schwedischen Konzerns mit dem süßen Versprechen „Responsibility Initiative“. In einem dazugehörigen Video wird angekündigt, die Lausitz zur nachhaltigsten Energieregion Deutschlands machen zu wollen.
Mit Schauspielern und einigen eingeweihten Journalisten enterte PENG darüber hinaus das Foyer von Vattenfall und gab dort eine gefakte Pressekonferenz. Der Erfolg für die satirische Aktion kam prompt: Einige lokale Medien meldeten freudig die (angebliche) Neuigkeit. Von denjenigen, die auf den Fake hereingefallen waren, stand nur der rbb zu seinen Versagen und machte die Falschmeldung transparent. Auch der Blog Metronaut greift den Coup auf.
Die taz berichtete ebenfalls über die Pressekonferenz – allerdings in Kenntnis des satirischen Hintergrundes. Der Artikel vermeldet auch den maximalen Wirkungsnachweis, den Systemkritik und Satire überhaupt erreichen können: Vattenfall prüfe rechtliche Schritte gegen die Künstler! Chapeau, dann hat es richtig weh getan!
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