TS136/20: Netzpolitik.org und RUMS legitimieren auch SatireSenf.de

Lieben Dank an den Kollegen Thomas Dreier vom Blog buergeranregung.de (Halle/NRW) für diesen interessanten Link: Die Nachrichten-Website netzpolitik.org berichtet über das „ambitionierte“ Lokaljournalismus-Projekt RUMS in Münster (eine meiner früheren Heimatstädte …), ein publizistisches Experiment im Netz.

RUMS ist damit die URL-gewordene Konsequenz aus lokaljournalistischen Defiziten der großen Verlage und Entgleisungen wie diese hier: Ein Lokalredakteur nimmt durch mutmaßliche Verdachtsberichterstattung Einfluss auf die Bürgermeisterwahl.
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Auch kommunale Demokratie braucht die unabhängige Publizistik im Netz
Der Netzpolitik.org-Artikel begründet anschaulich und mit hinterlegten Links die demokratische Funktion von lokalen publizistischen Projekten im Netz (z. B. solche, solche und solche [Achtung: fraktionsgebunden! Ähnlich wie das hier] und natürlich solche). Es sind diese digitalen publizistischen Projekte, die dem Abhängigkeitsgeflecht – polemisch: Filz – zwischen Politik, Wirtschaft und den großen Verlagen zunehmend wirkungsstark entgegentreten.

Dem Projekt RUMS in Münster ging entsprechend die Analyse des publizistischen Status quo voraus:

Der Lokaljournalismus ist krank
Mit unserem Angebot
[i. e. RUMS – Anmerkung K. B.] reagieren wir auf eine Entwicklung, die es seit langem überall gibt und die RUMS-Redakteur Ralf Heimann in einem seiner Briefe beschrieben hat: “Der Lokaljournalismus ist krank. Der Niedergang hat vor knapp 40 Jahren begonnen, ungefähr zeitgleich mit dem Start des Privatfernsehens. […]“.

[…]
Heimann stellt fest, dass bei immer kleiner werdenden Redaktionen immer weniger Journalist:innen immer mehr arbeiten müssen. Das bedeutet für ihn, dass sie auf einen wichtigen Teil der Arbeit verzichten müssen: die Recherche. Er schreibt: “Sie geben das wieder, was ihnen auf Pressekonferenzen gesagt wird, statt noch wen anders zu fragen, ob das alles wirklich so stimmt. Sie checken Fakten nicht gegen, denn das dauert manchmal genauso lange wie die Arbeit an einem Beitrag. Oft erscheinen einfach Pressemitteilungen. Den Journalist:innen kann man das kaum vorwerfen. Sie müssen sich mit den Umständen arrangieren.”
(Netzpolitik.org 02.10.2020: „Neuer Qualitätsjournalismus ausgerechnet in Münster?“)

Fast alle Artikel auf diesem Blog bestätigen obige Analyse!
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Zwischenruf:
SatireSenf.de ungleich „Qualitätsjournalismus“
Gleich an dieser Stelle – und bevor ich es womöglich vergesse  – der Hinweis: SatireSenf.de hat mit „Qualitätsjournalismus“ nichts zu tun! Die Abweichung zu anderen, lokaljournalistisch berichtenden (!) Blogs geht auch schon aus dem Blog-Namen hervor. Außerdem: SaSe ist ein Metablog! Auch wenn ich mich bemühe, die journalistischen Grundsätze einzuhalten – der Zuschnitt von SatireSenf.de ist ein anderer: chronische Insubordination, kalkulierte Respektlosigkeit gegenüber der amtlichen Sache (nicht der Person!) und die maximal unterhaltsame Demontage lokalpolitischer Narrative.

Ich finde die Inanspruchnahme des inzwischen tausendfach übel missbrauchten Begriffs des „Qualitätsjournalismus“ auch ziemlich problematisch. Denn diesen reklamieren exakt auch jene Verlage für sich, die ihn nachweisbar gar nicht leisten; zumindest und bewiesen nicht im lokalpolitischen Bereich!
Statt „Qualitätsjournalismus“ wäre dann mal ein abgrenzender Neologismus fällig?
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Auch SaSe als Gegengewicht zum Verlautbarungsjournalismus
Aber ebenso wie die genannten Kollegen, die den hehren und zeitgleich beschmutzten Begriff des „Qualitätsjournalismus“ für sich in Anspruch nehmen, will auch Satire-Senf.de ein öffentliches Gegengewicht zu einem abhängigen Verlautbarungsjournalismus (in dieser Region täglich exerziert von SchwäZ und Südgeschmier vulgo Südkurier) sein. Ein Verlautbarungsjournalismus, der nichts hinterfragt und Bürgermeister und ihre Lobbyverbände nur zitiert statt deren Angaben zu überprüfen. Oder festzustellen, dass es sich bei Letztgenannten lediglich um intransparente und von nix und niemandem kontrollierte Vereine handelt, die sich dennoch aus Steuergeldern finanzieren.
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Belegt: die demokratische Funktion lokaljournalistischer Blogs
Der Netzpolitik.org-Artikel zitiert RUMS-Redakteur Ralf Heimann mit den wissenschaftlichen Ergebnissen, welche die demokratische Funktion lokaljournalistischer Blogs belegen:

Zur zentralen Bedeutung eines lokalen Journalismus für die Demokratie sei erneut RUMS-Redakteur Ralf Heimann zitiert: “Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass in Nachrichtenwüsten die Wahlbeteiligung zurückgeht. Es gibt Hinweise darauf, dass die politische Polarisierung dort zunimmt, wo Lokalmedien fehlen. Das zivilgesellschaftliche Engagement scheint dort größer zu sein, wo es lokale Medien gibt. Dafür gibt es ebenfalls wissenschaftliche Belege. Es ließ sich zeigen, dass Kommunen mehr Geld ausgeben, wenn Lokalmedien fehlen, weil Lokalpolitiker Ausgaben eher durchwinken, wenn ihnen niemand auf die Finger schaut. Auch das haben Forscher untersucht. Sie haben sogar einen Zusammenhang zwischen der Umweltverschmutzung und der lokalen Berichterstattung belegt.”
(ibid.; Links alle übernommen)

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Was „uns“ von „Gegenöffentlichkeitsprojekten“  unterscheidet

Sogenannte Gegenöffentlichkeitsprojekte – das bekannteste und „erfolgreichste“ derer die NachDenkSeiten sein dürften – gibt es schon lange. Viele derer, die NachDenkSeiten (NDS) voran, betreiben dabei die systematische Demontage des Vertrauens der Menschen in die sogenannten etablierten Medien. Diese Richtung hat sich bei den NDS insbesondere mit und nach dem bedauerlichen Weggang von Wolfgang Lieb etabliert (hier). Damit treiben sie ihr Publikum erfolgreich den Populisten, Extremisten und Verschwörungstheoretikern wie Ken Jebsen zu. Das ist eine die Demokratie zersetzende publizistische Katastrophe.

Auch wenn die oben zahlreich genannten Blogs und lokaljournalistischen Projekte Kritik an den großen Verlage üben, haben sie nach meiner Wahrnehmung nichts mit denen gemein, die systematisch das Vertrauen in die etablierten Medien zerstören und ihre Leser exklusiv an die von ihnen verkündete Wahrheit zu löten trachten. Das ist das Geschäft der Querfrontler.

Dieses üble Geschäft betreiben weder Netzpolitik.org noch KONTEXT noch einer der anderen gelisteten lokaljournalistischen Blogs.
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Bild von John Hain auf Pixabay

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Auch
SatireSenf.de braucht Ihre konkrete finanzielle Unterstützung!
Der Netzpolitik.org-Artikel und RUMS geben mir Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass auch dieser Blog Ihre handfeste pekuniäre Unterstützung braucht. Hinter RUMS in Münster steht sehr überzeugend eine GmbH (hier; siehe ab „Wie wir das alles bezahlen“)  – kein intransparenter Verein wie etwa bei vielen anderen „Gegenöffentlichkeitsprojekten“.

Wer Artikel bei KONTEXT (z. B. meine) oder bei den bekannten anderen Webseiten des „alternativen“ Journalismus anklickt, wird dort ständig (und streckenweise belästigend) zur finanziellen Unterstützung dieser aufgerufen. Das ist bei SaSe nicht der Fall!

Auf meinem Blog zeigt lediglich der gut sichtbar angebrachte Hinweis „SASE Lesegeld“ sowie die Navigationsrubrik „Unterstützung/Lesegeld“ den Weg zum Unabdingbaren: Auch SatireSenf.de muss sich finanzieren! Was der Blog bisher in keiner Weise auch nur ansatzweise schafft.
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Bildzitat Screenshot Unterstützungswegweiser für Leser auf SatireSenf.de

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Und ehrlich gesagt hilft mir das einmalige und aus der Begeisterung für einen einzelnen Artikel überwiesene Lesegeld nur eine kurze Wegstrecke weiter. Konstruktiv, nachhaltig und motivierend dagegen sind klitzekleine „Abos“ von Lesern, die jeden Monat einen individuell bestimmten Betrag überweisen (am bequemsten per Dauerauftrag). Mit aufrichtigem Dank zu überhäufendes Paradebeispiel für solche Leser ist K. H. Dankööö!

Für diesen effizienteren Zahlungsweg angegeben ist das SaSe-Geschäftskonto bei der Volksbank Meßkirch.  Ich freue mich über jede Zahlung, die nicht über PayPal läuft. Der bekannte Finanzdienstleister profitiert nämlich meines Erachtens unverhältnismäßig deftig von meiner aufwändigen und risikobehafteten Arbeit.

5 Euro im Monat als Dauerauftrag auf das SaSe-Geschäftskonto für einen Zeitraum X stabilisieren meine Arbeit mehr als einmalig überwiesene 50 Euro aus einer augenblicklichen Euphorie heraus.

Ich freue mich immer sehr über die vielen Lobmails, welche die Bedeutung meiner Arbeit auf diesem Blog für die Demokratie in den Kommunalparlamenten der Region bekräftigen. Ich habe auch schon verschiedentlich versucht, mit diesen Mails die berechtigten Ansprüche meines Vermieters, des Stromversorgers EnBW und meiner Rentenversicherung zu befriedigen. Allein: Sie bestehen auf dem konventionellen Verfahren der Überweisung emotionsloser Euros.

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