TS167/20: Kritische Achberger Bürger: Wie gut lässt sich ein Blog für persönliche Rache missbrauchen?

Lass los!
[verkniffen, röchelnd:] Kann nicht!
Doch, du kannst das! Lass. Jetzt. Endlich. Los! Das Langenargen.
Wir haben jede Menge anderer Themen, die wir besenfen müssen.
Denk doch mal an Ochsenhausen: Da wird eine ganze
Gemeinderatsfraktion für befangen erklärt!
Was für’n Ochsenhausen?
[rollt mit den Augen] Oder guck mal hier: Achberg!
Wieder Post – angeblich von den KAB.
Echt? Achberg? Was schreiben die denn?
[Griffe lockern sich, Kiefermuskeln entspannen, der Blick sucht das Gegenüber]

 

Da war mal was. Was war da mal? Gemeinde Achberg im Landkreis Ravensburg. Ein sehr umstrittener Bürgermeister Dr. Johannes Aschauer. Eine skurrile Rußbollensammelaktion mitten im tiefsten April-Lockdown 2020 nach einem Großbrand.

Und vor allem: anonyme Briefe einer Gruppierung mit dem Namen Kritische Achberger Bürger (KAB) an einen riesigen Adressatenkreis Achberger Amtsträger, Funktionäre und Unternehmen. Obwohl diese Briefe  (der Vergangenheit) relativ sachlich waren und ihre Kritik am Bürgermeister überzeugend vorbrachten, wurden sie von der SchwäZ ohne Rekurs auf den Inhalt vorab und allein aufgrund ihrer Anonymität nachgerade verteufelt (hier).

SaSe hatte die bis damals vorliegenden anonymen KAB-Briefe dann ungekürzt veröffentlicht.
*

Wo kommt das denn jetzt wieder her?
Von hier!
Was soll das? Gehört doch gar nicht zum Thema!
WOHL! Sollen die Achberger ruhig sehen, wie weit man kommen kann, wenn Bürger ehrlich, offen, transparent, sympathisch, kreativ …
Ist ja schon gut!

*

Blitzbirne Walch will anonymen Brief zurückschicken!
Und der Probelauf-Bürgermeisterkandidat Tobias Walch schlug sich in der Causa KAB sofort und penetrant anbiedernd auf Aschauers Seite. Er blamierte sich auf Facebook durch die herausragend schwachsinnnige Aktion, einen anonymen KAB-Brief an den Absender zurückschicken zu wollen.

Das für Demokratiefreunde tiefdeprimierende Tableau wurde dann noch durch ein SchwäZ-Podcast-Interview mit zwei kichernden Gänsen abgerundet, dessen journalistischer Höhepunkt hauptsächlich darin lag, dass es bei offenen Mikrofon nicht auch noch zum Austausch von Körperflüssigkeiten kam.

Aber in Achberg ist noch nicht einmal ein vorzeitiger Bürgermeister-Rücktritt sicher. Aus der vorgezogenen Wahl wurde nichts, weil Aschauer seinen vorlaut verkündeten Ruhestand ähnlich professionell und gründlich vorbereitet hatte, wie es auch seine sonstige Amtsführung spiegelt: aktionistisch, impulsiv, unüberlegt, ungeprüft, unhaltbar. Die Bürgermeisterwahl wird jetzt regulär am 14. März 2021 stattfinden. Einzig bisher bekannter Bewerber: Tobias Walch.

Abwarten!
[lächelt verschmitzt und freut sich,

das therapeutische Ziel für den Moment erreicht zu haben]

Gegenwart: Post. Im Briefkasten. Nicht in der Mailbox. Aus: Achberg. Angeblich wieder von den KAB. Mit direkter Anrede. Beginnt so:

Sehr geehrte Frau Burger,
Sie haben von uns schon eine Weile nichts mehr gehört. Dennoch haben wir das Geschehen in Achberg aufmerksam beobachtet und recherchiert. Wir haben uns dazu entschlossen zunächst keinen Brief an die lnstitutionen in Achberg zu senden, sondern lhnen unsere lnformationen exklusiv zu überlassen.
Zunächst möchten wir lhnen gegenüber unserer Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Sie betreiben Journalismus noch im besten und ursprünglichsten Sinne. Beim einen oder anderen von uns hatte sich bereits Resignation breitgemacht. Resignation, weil das Problem in Achberg nicht nur durch einen Herr Dr. Aschauer alleine besteht, sondern auch durch die von ihm zugelassenen und gewachsenen Strukturen. Wie Sie sicher schon festgestellt haben, treffen Sie beim Gemeinderat von Achberg auf eine Mauer des Schweigens. lmmer mehr stellen wir fest, dass auch der Gemeinderat in Achberg ein merkwürdiges Verständnis von Demokratie hat. Einige von uns haben darüber nachgedacht aufzugeben.
Mittlerweile ist uns allen klar, allein das nahende Ende der Amtszeit von Herrn Aschauer löst die Situation in Achberg nicht.
(Anonymer Brief Kritische Bürger Achberg, Posteingang Redaktion SaSe am 25.11.2020; Hervorhebg. K. B.)

Die hier angewandte Strategie erscheint mir intellektuell nicht gerade sehr herausfordernd? Man blase der Bloggerin Zucker ins Gesäß ob ihrer grandiosen journalistischen Fähigkeiten, um dann schnörkellos zum Einfahren entsprechenden Dankes überzuleiten: Man spart sich die aufwändige Versendung des anonymen Briefes an die Adressaten in Achberg, die ihn ja ohnehin nur auf wundersame Weise zurückschicken wollen, und veröffentliche direkt über den Blog SatireSenf.de.

Vergessen: Die Frau ist auch noch Sprachwissenschaftlerin. Ihr kommen bei weiterer Lektüre der gut zwei Seiten doch erhebliche Zweifel, ob es sich bei dem Verfasser dieses Briefes um den identischen Autor der vorausgegangenen handele? Eher nicht! Denn was die anderen Texte adelte, geht diesem komplett ab: das auf dem Teppich bleiben!

Dieser neue Brief ist so unterirdisch, so voller unbewiesener Behauptungen und Anschuldigungen, dass ich ihn schon aus juristischen und äußerungsrechtlichen Gründen nicht veröffentlichen kann und nicht veröffentlichen will. Im oben zitierten Passus ist von Recherche die Rede. Quatsch mit Soße. In diesem Brief ist gar nichts recherchiert und überhaupt nichts belegt.

Der oder die Schreiber führen enger als bisher ihren ganz persönlichen Rachefeldzug gegen den in der Tat hoch kritikwürdigen Achberger Bürgermeister. Doch die hier zusammengekehrten Vorwürfe gegen ihn beziehen sich zum einen auf Vorgänge, die 16 Jahre zurückliegen (Bleistift).

Zum anderen betreffen sie Sachverhalte, die weder der Laie noch der Außenstehende noch eine supertolle Journalistin (das bin ich!) beurteilen kann, wenn alle keinen Einblick in die Krankenakte des Dr. Aschauer haben. Wenn ein krankgeschriebener Bürgermeister Wandertouren unternimmt, lassen sich dafür sehr leicht schlüssige Erklärungen finden, aber keine Regelverstöße. Ob den Lindauer SchwäZ-Redakteur Dirk Augustin eine angebliche Männerfreundschaft mit Aschauer verbindet, spielt überhaupt keinen Walzer. Denn aus vielen anderen Gemeinden …

Jetzt kommt wieder Langenargen?
Ja, okay, hier passt’s …

wissen wir, dass für einseitige, unkritische und Verwaltungschefs schmeichelnde Hofberichterstattung keine Freundschaft notwendig ist.

Nur in einem einzigen Fall greift der neue KAB-Brief ein kommunalpolitisches Thema auf, zu dessen Aktualität er sich aber bezeichnenderweise ausschweigt:

Immer wieder stoßen wir auf Seitenhiebe, die Herr Aschauer an diejenigen verteilt, die lhm [sic] nicht passen. Da wird um das Gelände der Wertstoffannahme in Achberg ein Zaun gezogen, der bis heute ungenehmigt ist. Der eigentliche Sinn dieses Zaunes ist, Herrn Thomas Schweizer (ehemaliger und für Ihn [sic] ungeliebter Gemeinderat) den Zugang zu seinem Wald zu erschweren.
(ibid.)

Also gut, recherchieren wir es nach: Telefonat mit dem ehemaligen Gemeinderat Thomas Schweizer. Kommt raus: Auch diese Angelegenheit ist wieder eine uralte Kamelle. Der Vorgang liegt etwa fünf Jahre zurück. Das Gelände, auf dem der Zaun gezogen wurde, gehört der Gemeinde Achberg. Wohl standen der Verwaltung damals Gelder zur Verfügung, die irgendwie noch schnell untergebracht werden mussten. Ob dieser Zaun genehmigungsrechtlich den korrekten Weg gegangen ist, weiß auch Schweizer nicht. Er legt großen Wert auf die Feststellung, dass er oben genannter Unterstellung (einziger Zweck des Zaunes sei gewesen, ihm den Zugang zum Wald zu erschweren) widerspricht. Wenn er hätte etwas gegen diesen Zaun unternehmen wollen, wären ihm dazu ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung gestanden. Von denen habe er wohl überlegt keinen Gebrauch gemacht. Punkt.
*

Herr zur Socke! Bleib doch mal beim Thema.
Unserer Leser in Achberg blicken ja überhaupt nicht mehr durch!

Was, das wirst du zugeben müssen, für die Achberger ein gut geübter Zustand ist?
Quellenangabe fehlt auch!
!

Ein guter Rat an die KAB: Machen Sie sich mal professionell!
Wir können das ganze Verfahren hier auch abkürzen: So geht das nicht. Solche anonymen Briefe werden auch auf meinem Blog nicht veröffentlicht. Dem neuen KAB-Schreiben gehen alle sachlichen und konstruktiven Merkmale ab. Über den Weg, wie ihn dieser Rachebrief aufweist,  wird sich an den politischen Zuständen in Achberg gar nichts verändern.

Man soll ja keine ungebetenen Ratschläge abgeben. Aber wenn ich schon anonyme Briefe erhalte und mich damit beschäftigen muss (Textanalyse, Kurz-Recherche) leite ich daraus jetzt mal das Recht ab, eben doch Ratschläge zu erteilen.

Adressat dieses Kurz-Coachings für Bürgerrechtler allerdings wären nicht die Rache-Engel in Achberg, die bei einem indiskutablen Bürgermeister Dr. Johannes Aschauer nachtreten, der im Frühjahr ohnehin in den Ruhestand geht. Adressaten wären eher Bürger, denen daran gelegen ist, dass Rathaus, Verwaltung und nicht zuletzt der Gemeinderat in Achberg mal auf der demokratischen Höhe der Zeit ankommen:

+ Bemühen Sie sich um weitere und vor allem unabhängige (weil nicht aus Achberg stammende) Kandidaten für die Bürgermeisterwahl. Dazu verweise ich …

He! Jetzt MUSST du selbst Langenargen erwähnen!
Ja, habe ich ja auch kein Problem damit. WENN ES PASST!

… auf Langenargen. Dort haben verschiedene Bürger(gruppen) selbst finanzierte „Stellenanzeigen“ im Staatsanzeiger Baden-Württemberg geschaltet, um auf diesem Weg an weitere Kandidaten für die Bürgermeisterwahl zu kommen. Man sollte nur darauf achten, sich nicht selbst als Arbeitgeber auszuweisen (hier).

Die Aktion war sehr erfolgreich; auch wenn es bedrückenden Beifang gab.

+ Und natürlich: raus aus der Anonymität. Aus der heraus lässt sich nichts für die Demokratie erreichen.

+ Gründen Sie eine Wählerinitiative oder Ähnliches und stellen Sie eine professionell gemachte Webseite ins Netz, auf der Ihre Gruppe laufend kommunalpolitische Themen aufgreift, die Bürger informiert und die Projekte aus Ihrer Sicht kommentiert (Beispiel aus Salem; Vollprofis in Überlingen). (Dabei ganz wichtig: Keine Gruppe, keinen Account, keine Site auf Facebook.)

Auf diese Art und Weise können Sie sehr erfolgreich das Informationsmonopol der SchwäZ umgehen. Innerhalb kürzester Zeit werden Sie dann feststellen, wie sowohl Zeitung als auch Verwaltung und Bürgermeister bestimmte Argumente von Ihrer Seite aufgreifen und sich damit auseinandersetzen. Weil sie müssen! Das ist dann der Anfang von – erschrecken Sie nicht! – einem „Dialog“ zwischen Bürgern und Verwaltung.

SaSe ist gern bei ersten Schritten in dieser Richtung behilflich und sorgt durch Besenfung und Verlinkung für entsprechende Verbreitung. Aber SaSe ist nicht Ihr Depp für einen unglaubwürdigen Rachefeldzug gegen ein indiskutablen Bürgermeister, den man jedoch auch immer innerhalb der ihm aufgedübelten Grenzen sehen muss und dessen Tage im Amt ohnehin gezählt sind.

Apropos zählen … kennst Du Hexameter?
Wer ist tot? Komm mir  ja nicht mit …
Langenargen?

 

Boah! Der ist jetzt aber nicht von mir!
Nein, aber ich muss den Lesern noch schreiben, dass diese wunderbare Ole-Münder-Wahlwerbung, die du hier ständig eingestreut hast,  nicht von einer teuer beauftragten Marketingagentur erstellt wurde, sondern von den Bürgern in Langenargen, die sich nichts mehr als einen Wechsel im Rathaus wünschen.
Quelle wäre nicht schlecht, Frau Schlau?
Stimmt!

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