TS116/20: Autoritarismus in Achberg: Kritik aus kieksendem Munde

Wir bleiben für den Moment noch im Landkreis Ravensburg in der kleinen Gemeinde Achberg (1.743 Einwohner) mit dem äußert eigenwilligen Bürgermeister Dr. Johannes Aschauer. Auf SaSe bisher besenft hier, hier und hier.

Orientierende Chronologie bisher:
+ 09.04.2020: Großbrand Holzbaubetrieb Trautwein im Ortsteil Esseratsweiler (Bericht Lindauer Zeitung)

+ Am Tag danach, Karfreitag, den 10. April 2020, mitten im strengsten Lockdown wegen Corona, veranstaltete Bürgermeister Dr. Aschauer eine sogenannte „Rußklumpensammelaktion“. Durch den Großbrand lagen auf den umgebenden Feldern teilweise kohlkopfgroße Rußklumpen potentiell giftigen PU-Schaums. Dem über diverse Achberger Vereine multipliziertem Aufruf zum von keinem Gesundheitsamt oder einer anderen Behörde genehmigten Feldreinigungseinsatz seien sage und schreibe rund 250 Bürger gefolgt. Die Lindauer Zeitung berichtet am 13. April 2020 darüber mit folgender bemerkenswerten Headline: „250 Helfer zeigen Solidarität mit Achberg: Sie säubern nach dem Großbrand die Gemeinde von Rußklumpen“.

+ Erst am 10. Mai 2020 und mithin einen ganzen Monat nach der Rußklumpensammelaktion werden die vom Brand kontaminierten landwirtschaftlichen Flächen durch die Behörden freigegeben (Artikel vom 10.05.2020). Es waren Untersuchungen auf Schwermetalle, Dioxine, PCB und PAK notwendig gewesen.
Bedeutet im Umkehrschluss: Zum Zeitpunkt der Sammelaktion wusste kein Mensch, wie gefährlich und giftig die Brandrückstände eigentlich sind.

Gemäß Zeitungsberichterstattung handelte es sich bei den Rußklumpen um sogenannten PR-Schaum i. e. Montageschaum. Der ist schon ohne zusätzliche chemische Aufbereitung durch einen Großbrand und durch Löschwasser so gefährlich, dass er zeitweise noch nicht einmal offen verkauft werden durfte (hier). Eine weitere Quelle schreibt davon, dass dieser Montageschaum in Verbindung mit Luftfeuchtigkeit (von Löschwasser ist in dem Beitrag nicht die Rede …) krebserregende Diamine freisetze (Quelle).

Der einzige Profiteur dieser irrwitzigen Rußklumpensammelaktion war Bürgermeister Dr. Johannes Aschauer selbst, der sich damit profiliert. Irgendeine Notwendigkeit dafür gab es nicht. Die Versicherung des Schadensverursachers hätte den betroffenen Landwirten einen möglichen Ausfallschaden selbstverständlich ersetzen müssen.

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Symbolfoto
Bild von Arek Socha auf Pixabay

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Lindauer Zeitung wertet potentielle Gesundheitsgefährdung um
Beachtenswert ist die Verdrehung der Fakten in der Artikelüberschrift: Denn ein derart eklatanter Verstoß gegen die zum damaligen Zeitpunkt (10. April 2020) geltenden Corona-Verordnungen (Familien durften sich über Ostern nicht einmal besuchen; Verwandte in Pflegeheimen mussten auf den Kontakt zu ihren Angehörigen verzichten oder ohne Abschied von ihnen sterben etc.) als „Solidarität“ zu bezeichnen, ist mehr als Fake News! Es ist eine infame Verdrehung der Tatsachen und exakt das Gegenteil von Solidarität.

+ Am 14. Mai 2020 dann die nächste Hammer-Nachricht aus Achberg: Bürgermeister Dr. Johannes Aschauer lasse sich in den vorzeitigen Ruhestand versetzen (Artikel vom 14.05.2020: „Nach anonymen Beschwerden: Bürgermeister geht überraschend in den Ruhestand“).

Die Meldung als solche brauchen Sie sich gar nicht zu merken. Denn dieser wehleidig angekündigte vorzeitige Ruhestand war nur eine weitere der aktionistischen und komplett unüberlegten Aktionen dieses Bürgermeisters. Der Traum davon, dass ihm der Steuerzahler auch noch den vorgezogenen Ruhestand auspolstert, nach dem sein durch eine anonyme „Dienstaufsichtsbeschwerde“ (wg. der Rußklumpensammelaktion) gekränktes Ego verlangt,  erwies sich dann ebenfalls als Irrtum. Inzwischen ist alles wieder zurück auf Anfang: Aschauer bleibt bis zum Ende seiner Amtszeit 2021.

Zu diesem Zeitpunkt im Mai 2020 jedoch kam noch nicht einmal der gelernte Jurist Tobias Walch auf den Gedanken, diesen vorgezogenen Ruhestand eventuell mit Fragezeichen hinsichtlich der erträumten komfortablen Altersbezüge zu versehen. Stattdessen outete er sich mit seiner Kandidatur für das nun vorzeitig freiwerdende Bürgermeisteramt.
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Pubertäre Gören lachen sich eins mit dem designierten Nachfolger
Diese Kandidatur scheuchte nun zwei Hühner in der Redaktion der Lindauer Zeitung auf. Es tut mir als Gelegenheitsfeministin wirklich weh, meine Kolleginnen in die Geflügel-Kiste zu stopfen, aber anders kann man die pubertäre Show der beiden Damen angesichts ihres spastisch-albernen Auftretens in dem nachstehend zu besenfenden Podcast leider nicht bezeichnen.

Am 29. Mai 2020 verbrechen sie den „Lindauer Podcast“ zu dem Thema „Über Achbergs neuen Bürgermeister-Anwärter“. Darin „interviewen“ Yvonne Roither und Julia Baumann den Kandidaten Tobias Walch. Dabei ist eine der beiden Damen, wie sie zwischen all den quälenden Albereien, dem ständigen Gekiekse, der affektierten Kiecherei und dem verschämt-pubertären Schäkern selbst bekennt, mit ihrem Wohnsitz in Achberg für diesen Job per se disqualifiziert. Sie kann dem „neuen“ Kandidaten gar keine kritischen Fragen stellen, denn sie muss in dem Ort leben.
Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass ihr überhaupt etwas Kritisches eingefallen wäre?
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Die Rückschlüsse, die der Lindauer Podcast mit dem Interview des Bürgermeister-Kandidaten Tobias Walch zu der Berufsauffassung der beiden „Journalistinnen“ Yvonne Roither und Julia Baumann nahelegt, haben mehr mit dem Geschäft von ElitePartner.de oder dem intellektuellen Niveau von Prekariatsfernsehen zu tun als mit unabhängigem Journalismus. Oder wollte die Lindauer Zeitung den Kandidaten mit der leider immer noch nicht überall akzeptierten Präferenz auch für Achberger Wählerinnen attraktiv machen?
Bild von Tumisu auf Pixabay

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Achberger Gemeinderäte nicken Aschauers Entscheidungen nur ab
Eher im Plauderton und hörbar amüsiert berichtet Gans X ganz nebenbei von den Gepflogenheiten im Achberger Gemeinderat: „Ich war nur ein-, zweimal im Gemeinderat Achberg. Manchmal hat man schon den Eindruck, [ha ha ha ha] eigentlich entscheidet es der Herr Aschauer und alle nicken es noch ab.“ (Sendeminute 37:14).

Sie fragt Walch dann nach mehr Bürgerbeteiligung und begründet diese Frage fröhlich mit: „Bisher war es auch noch nicht das allergrößte Steckenpferd von Achberg, dass man die Themen demokratisch bespielt.“

What? Demokratie kam unter Aschauer nicht vor? Danke, das genügt! Aber hätte man je in der Gemeinderatsberichterstattung der Lindauer Zeitung etwas von diesen Demokratiedefiziten gelesen?

Ich weiß nicht, welche der beiden Kicher-Damen diesen desaströsen Demokratiebefund für Achberg gestellt hat. Es ist ihr dafür zu danken, bekräftigt sie doch vorzüglich die von der anonymen Gruppe Kritische Achberger Bürger seriös vorgetragenen Beschwerden.

Und obwohl diese Defizite der Redaktion der Lindauer Zeitung ganz offensichtlich bekannt sind, rotzt sie dann in dieser Art und Weise gegen jene ab, die sich berechtigt gegen solche Zustände wehren!

Übrigens haben sich die beiden Anführungszeichen-Journalistinnen Yvonne Roither und Julia Baumann final für jede weitere unabhängige Berichterstattung über Tobias Walch disqualifiziert. Von unabhängiger Berichterstattung der beiden Kichererbsen kann von Stund an nicht mehr die Rede sein. Denn sie erzählen – hihi hihihi – in ihrem Podcast auch davon, dass man Walchs Freundschaftsanfrage über Facebook erfreut (und hörbar geschmeichelt) angenommen habe.

Unabhängige Journalist*innen sind nicht mit Politikern und Amtsinhabern befreundet!

Allerdings könnten beide Damen diesen Podcast auch als Bewerbung bei ElitePartner.de einreichen.
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Hama jelacht!
Bild von Stefan Keller auf Pixabay

 

Ist die Wahl Walchs nur noch eine Formsache?
Hören Sie sich bitte den gesamten Podcast an, wenn Ihre Zeit es hergibt. Zum einen betört die wirklich angenehme Stimme des Kandidaten. Zum anderen gewinnt der Hörer einen lebhaften Eindruck davon, mit welchen Klischees („ganz nah am Menschen“ – prima Idee zu Corona-Zeiten!) Bewerber zum Sturm auf möglicherweise vorgezogene Ruhestandsbezüge ansetzen.

Der Podcast birgt mehrere brisante Stellen. Es entsteht der Eindruck, dass für die beiden Kicher-Hühner und Walch die Wahl – wann immer sie dann stattfinde – nur noch eine Formsache ist. Und wenn er „es“ (Bürgermeister von Achberg) je nicht wird, „gehe ich zurück ins Landratsamt“ (Lindau).

Genau. Und dort bearbeitet man dann „Dienstaufsichtsbeschwerden“ bzw. Fachaufsichtsbeschwerden gegen die Bürgermeister so, wie es dieser Blog wieder, wieder, wieder und wieder dokumentiert.

Kreis geschlossen!
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Die Schlusspointe: 1 Mailadresse für die gesamte Verwaltung!
Dabei ist es durchaus so, dass Walch gravierende Modernisierungen für die bisher wohl außerhalb der bundesdeutschen Demokratie verorteten Gemeinde plant. Dort soll es bei seiner Wahl zum Äußersten kommen, wie der Podcast verrät. Denn bisher verfügt die Gemeindeverwaltung Achberg mit all ihren Ämtern und Abteilungen über sage und schreibe – bitte schnallen Sie sich an -: eine (1) E-Mail-Adresse! Im Jahre der Herrin 2020!

Das will Walch dann doch tatsächlich ändern!

Bedeutet für die Vergangenheit und bis dahin: Wer immer in welcher Angelegenheit auch immer eine Mail an dieses Rathaus schickt, sollte damit rechnen, dass die gesamte Belegschaft Kenntnis von dem Vorgang erhält.
Die Kollegin Krieg kommentierte schlagfertig: „Das nenne ich mal Transparenz!“

Jetzt wird mir auch völlig klar, warum mir Bürgermeister Dr. Johannes Aschauer in seiner Presseverweigerungsmail schreibt: „Weitere Nachrichten von Ihnen sind nicht erwünscht.“ Der Brüller! Ja, klaro, sind die nicht erwünscht, wenn das gesamte Rathauspersonal durch die Existenz nur einer einzigen E-Mail-Adresse Kenntnis von meinen harschen Fragen erhält?

Das ist nicht mehr zu toppen? (Ich befürchte: doch!)

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