TS79/20: Baupilot GmbH: Gesundheitscoachin berät Kommunen zu Rechtssicherheit bei Bauplatzvergabe

Es ist ein fortgesetzter Unterhaltungsthriller, wie viele Bären die Firma Baupilot GmbH den diversen Kommunen aufbindet, um solcherart an die gut bezahlten Verträge derselben mit dem Onlineportal zu kommen.

Von jeher das Schillerndste an der Baupilot GmbH ist deren Mitarbeiterpool: Da ist zum einen der hauptamtliche Bürgermeister von Wain, Stephan Mantz. Er ist einer von zwei Baupilot-Geschäftsführern, obwohl sein „Hauptamt“ eigentlich seine ganze (100 Prozent?) Kraft fordern würde. Derzeit etwa kommen ihm gerade drei streitbare Gemeinderätinnen abhanden. Die wurden mit Methoden von ihrem Mandat getrennt, die jetzt Gegenstand polizeilicher Ermittlungen sind.

Einen weiteren Hinweis auf die Seriosität der Firma Baupilot mag die Tatsache werfen, dass weder Stephan Mantz noch sein Geschäftsführer-Kollege Mathias Heinzler kritische Presseanfragen (also die von Kontext oder mir) beantworten.

Apropos Heinzler: Der überaus rege Unternehmer, für den sich auf den einschlägigen Portalen weiträumige Firmengeflechte nachweisen lassen, war bis vor kurzem auch Geschäftsführer der Sir Duke Robinson GmbH, welche die Internetpräsenz Rauschpulver.com betreibt. Das ist ein nicht jugendfreier und Porno-Webseiten empfehlender Intershop. Diesen Job allerdings hat Heinzler (nach meinen einschlägigen Publikationen dazu – die bildhafteste derer hier) inzwischen wieder aufgegeben (hier).

Aber hinsichtlich der Mitarbeiter-Akquise läuft‘s Bombe bei der Baupilot GmbH. Gerade erst haben sich die Gemeinderäte von Öpfingen (Alb-Donau-Kreis) gemäß SchwäZ-Berichterstattung von der (mir bisher unbekannten) Baupilot-Mitarbeiterin Martina Maigler zu den heiklen Fragen der Bauplatzvergabe – und der heikelsten dabei: zur Rechtssicherheit – in einer Gemeinderatssitzung beraten lassen.

Die Aussagen der absoluten Expertin sind im SchwäZ-Artikel zwar nur indirekt wiedergegeben, aber die hohe fachliche Wucht der tollkühnen Behauptungen von Frau Schlau ist erhalten geblieben:

Tina Maigler von der Firma „Baupilot“ stellte den Räten und rund drei Dutzend Zuhörern die Vorteile ihrer Plattform dar, von denen sich schon mehr als zehn Gemeinden im Alb-Donau-Kreis – zuletzt auch Oberdischingen – haben überzeugen lassen: Die digitale Erfassung aller Daten zum Baugebiet und zu den Bewerbern ermögliche vor allem eine effiziente Vermarktung der Bauplätze, einen schnellen und jederzeit nachvollziehbaren Vergabeprozess, eine Arbeits- und damit Kostenersparnis und eine hohe Rechtssicherheit. Dazu trügen auch die juristisch geprüften Vergaberichtlinien nach dem von einer Rechtsanwaltskanzlei entwickelten „Ulmer Modell“ bei, die von den Kommunen in einem bestimmten Rahmen an ihre Bedürfnisse angepasst werden könnten.
(Schwäbische Zeitung 28.05.2020: „Auch Öpfingen setzt auf Baupilot“; Hervorhebg. K. B.)

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Zweifelsohne hat der schier undurchdringliche Dschungel <kommunale Bauplatzvergabe in Deutschland> auf diese Expertise von Martina Maigler lange warten müssen. Die Tatsache, dass es bisher auf diesem Gebiet eben leider überhaupt keine Rechtssicherheit gibt, die Tatsache, dass das einzige bisher zum Thema verfügbare Urteil des Verwaltungsgerichts Sigmaringen (Az.: 3 K 3574/19) ganz im Gegenteil exakt die Kriterien infrage stellt und kritisiert, die bei einigen der Baupilot-Angebote (z. B. Schemmerhofen) zum Einsatz kommen, – all darüber referiert Martina Maigler in Öpfingen nicht. So sad!
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Die hohe Qualifikation von Martina Maigler für Bauplatzvergabefragen
Das ist deshalb ein wenig schade, weil  „Achtsamtkeit, Wertschätzung, Ehrlichkeit, Diskretion und Sicherung der Vertrauensbasis“ Tina Maigler als hohe persönliche Werte gelten.
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Bildzitat Screenshot von der Homepage der Gesundheitscoachin Martina Maigler. Schade, dass Frau Maigler ihre hehren Werte in der Gemeinderatssitzung von Öpfingen, wo sie die offensichtlich unkundigen Räte zu ganz komplizierten verwaltungsrechtlichen Fragen bei der Bauplatzvergabe „beraten“ hat, nicht ausleben konnte. Wenn der SchwäZ-Artikel dazu uns nicht die Story vom blauen Gaul erzählt, kam es noch nicht einmal zu den von Martina Maigler so gern praktizierten KNEIPP-Wasseranwendungen?

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Und auch ansonsten sind Maiglers Qualifikationen für die im Öpfinger Raum stehenden wichtigen Fragen imposant:

# Zertifizierte ZRM®-Trainerin (ISMZ Zürich)
#  Zertifizierte Kneipp-Mentorin für Wasseranwendungen (SKA Bad Wörishofen)
# Zertifizierter systemischer Coach und Prozessberater (Armin Rohm, Weiterbildung vom DBVC anerkannt)
#  Zweijährige psychologische Grundausbildung (ZfN München)
# Ärztlich geprüfte Gesundheitsberaterin (GGB Lahnstein)
#  Lizensierte Beraterin für Potentialanalyse (JPP, Flow Consulting)
# Weitere Qualifikationen in Gesundheitscoaching, Konflikt-Mediation, Achtsamkeit im Coaching-Prozess
(Zitiert nach der Homepage Martina Maigler Gesundheitscoachin)

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Noch dazu: befangener Bürgermeister in Öpfingen

Nun können wir uns alle sehr gut vorstellen, wie profund die gerade in der Gemeinde Öpfingen laufenden Beratungen zur Bauplatzvergabe durch die entsandte Baupilot-Beraterin Martina Maigler gelaufen sind:

Die Verwaltung hatte – ohne Beteiligung des in diesem Punkt befangenen Bürgermeisters Andreas Braun, der mit seiner Familie von Rißtissen nach Öpfingen ziehen möchte – die Kriterien zusammen mit Tina Maigler vorbesprochen. „Den langjährigen Wohnsitz wollen wir bei der Bepunktung höher bewerten als den Arbeitsplatz am Ort, weil Öpfingen in erster Linie eine Wohngemeinde ist“, erklärte Axel Prosser vom Hauptamt. Auch gebe es keine Punkte für weitere Angehörige im Ort oder für über 18-jährige Kinder. Zu Punktabzügen führe, wer bereits Wohneigentum hat – es sei denn, er verkauft es binnen sechs Monaten.
(SchwäZ-Artikel wie oben; Hervorhebg. K. B.)

SaSe-Stammleser erkennen schon an den wenigen Merkmalen der nun auch in Öpfingen anvisierten Kriterien, dass die ganze Chose mal wieder verdächtig in Richtung Einheimischen-Modell schliddert?

In Öpfingen ist die Lage also besonders heikel, weil dort – ähnlich wie in Ummendorf – ein Mitglied des Beschlussgremiums bzw.  hier der Versammlungsleiter, der BüM selbst, befangen ist. Gut, dass den Öpfinger Räten in diesem Fall so profunde Expertise zur Seite steht: die Gesundheitsberaterin Martina Maigler.

Ich frage mich nur: Kann Maigler bei diesen „Besprechungen“ zu derart komplexen und risikobehafteten Fragen des Verwaltungsrechts ihre „Kneipp-Mentoren“-schaft für Wasseranwendungen zum Einsatz bringen? Wird sie ihre Ausbildung als „Prozessberater“*in (nach Armin Rohm – wer immer das sein mag!) für die Gemeinde Öpfingen rettend anwenden können, wenn diese von einem diskriminierten Bauplatzbewerber vors Verwaltungsgericht gezogen wird?

Man weiß es nicht, man weiß es nicht. Aber offensichtlich hat ihr der gesamte Gemeinderat Öpfingen die tollkühnen Aussagen bedenkenlos abgekauft. Vom dem „Gschmäckle“ der Firma Baupilot scheinen die gar nichts zu wissen?
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„Ich werde zu dem Thema nichts mehr sagen“
Allerdings passt die Gesundheitscoachin Martina Maigler supertoll ins Baupilot-Team. Bei meinem heute erfolgten Anruf bei der Hochqualifizierten selbst wurde sie sofort, nachdem ich meinen Journalistinnen-Status ordnungsgemäß angegeben hatte, pampig bis zur Unhöflichkeit. Auf die Frage, ob sie mit der sogenannten Baupilot-Expertin, welche die Gemeinde Öpfingen „beraten“ hat, identisch sei, reagierte sie mit der sachfernen Behauptung: „Das tut hier nichts zur Sache.“

Merke: Keine gute Idee, Journalist*innen und Blogger*innen erzählen zu wolen, was „zur Sache“ gehört … Wenn Maigler bei Baupilot noch jemals etwas werden will, empföhle ich eine Fortbildung zum Umgang mit Presse?

In einem weiteren der an einer (1) Hand abzuzählenden Sätze, welche ich aus Martina Maigler melken konnte, gab sie ihre Identität mit der Baupilot-Referentin dann aber zu. Dann kann der Satz, für den sie von Mantz und Heinzler bestimmt einen Bonus bekommt: „Ich werde zu dem Thema nichts mehr sagen.“ Mit „Thema“ ist ihre Tätigkeit für Baupilot gemeint.

Dann haben wir jetzt also schon drei verantwortliche Repräsentanten von Baupilot GmbH, die „nichts mehr zum Thema sagen“: 1. Stephan Mantz, ein hauptamtlicher Bürgermeister mit privatwirtschaftlichen Geschäftsführer-Jobs; 2. Mathias Heinzler:  ein Unternehmer mit einer Geschäftsführer-Vergangenheit bei der schmierigen Internetpräsenz Rauschpulver.com und nun noch 3. eine Gesundheitscoachin aus Biberach, die treublickenden Gemeinderät*innen etwas von Rechtssicherheit bei der Bauplatzvergabe vorflötet, was jedem Verwaltungsjuristen die Augenbrauen bis über den Scheitel katapultiert.

Beim Fernsehsender ntv heißt es immer: „Bleiben Sie dran! Gleich geht es weiter.“ Ich glaube, zum Thema Baupilot darf ich Ihnen versprechen: „Bleiben Sie dran!“ Wenn ich die Chose richtig einschätze, geht es da ganz bestimmt noch sehr viel weiter?

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