In Ergänzung zu meinen persönlichen Einschätzungen in diesem Senf, der sich mit dem Bürgermeisterwahlkampf in Orsingen-Nenzingen beschäftigt, verweise ich meine Leser auf nachstehend verlinkten interessanten Artikel in der Marbacher Zeitung. Es geht um die Kleinstadt Beilstein im Landkreis Heilbronn. Auch dort sind am 14. März 2021 Bürgermeisterwahlen. Bisher stehen auch schon – ähnlich wie in Orsingen-Nenzingen – fünf Kandidaten zur Auswahl. In O-N ist inzwischen eine weitere Bewerberin hinzugekommen: Karin Chluba.
Trotz der vergleichsweise satten Bewerberanzahl suchen jetzt eine Handvoll Beilsteiner Stadträte einen weiteren Bewerber mit expliziter Verwaltungserfahrung:
Er [i. e. der Aufruf – Anmerkg. K. B.] richtet sich an Persönlichkeiten mit Verwaltungserfahrung, die noch bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 16. Februar ihren Hut in den Ring werfen sollen. Initiator des Aufrufs ist Oliver Kämpf, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste. Er informierte am Donnerstag die Presse.
(Marbacher Zeitung 11.02.2021: „Bürgermeisterkandidat mit Verwaltungserfahrung gesucht: Elf Stadträte starten einen Aufruf“)
Die Initiatoren des Aufrufs weisen ausdrücklich darauf hin – und ich hebe es für die Minderintelligenzler, die uns von Facebook aus hier begleiten, ausdrücklich hervor -, dass es nicht darum gehe, die schon vorhandenen Bewerber zu diskreditieren:
Der Wunsch nach einem Bewerber mit Verwaltungserfahrung sei aus der Bevölkerung herangetragen worden, versichert Oliver Kämpf. Den elf Unterzeichnern gehe es nicht darum, die bereits feststehenden Kandidaten zu schädigen – vielmehr wolle man das Feld der Kandidaten stärken. Im offen formulierten Aufruf heißt es: „Insbesondere für Persönlichkeiten aus der Kommunalverwaltung bieten sich gute Möglichkeiten, um Erfahrungen und Ideen aktiv einzubringen.“
(ibid.)
Trotzdem, und der Artikel berichtet im Detail, empfinden andere Stadträte, die sich diesem Aufruf nicht angeschlossen haben, genau eine solche Diskreditierung der schon vorhandenen Bewerber.
Lesenswert dazu ist auch ein Kommentar von Redakteur (und Buch-Autor) Oliver von Schaewen, der einen ganz anderen Aspekt des idealen Bürgermeisterkandidaten betont: die Persönlichkeit. Leser dieses Blogs fallen beim Stichwort „Persönlichkeit“ aber dann eher wieder so Wüteriche wie der Bürgermeister in Achberg ein. Deshalb hätte ich dann doch gern noch eine detailliertere Inventarliste von „Persönlichkeit“. Ich zum Beispiel gelte einigen auch als eine (extrem sperrige) „Persönlichkeit“? Aber mir gehen alle Bürgermeister-Qualitäten, insbesondere Kompromissfähigkeit, Diplomatie, Besonnenheit, Vermittlung und Ausgleich, komplett ab?
Der Artikel akzentuiert die wichtige, gern auch kontroverse Diskussion darüber, ob vorhandene Verwaltungserfahrung und -expertise für Bürgermeister nicht ein grundsätzlicher Vorteil sind.
Diskussion ja, aber: Bitte nicht auf Facebook!!!