TS120/20: #Salemwahl: Dr. Roland Martin versagt kläglich im selbst initiierten Stresstest

Stand der Dinge zur Bürgermeisterwahl in Salem: Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen. Das Gerücht um einen vierten Kandidaten („Rohrkandidat“) hat sich nicht bestätigt. Der Südkurier berichtet.

Nachstehend habe ich den Salemer Bürgern und Wählern sowie meinen Lesern Vorgänge rund um den Bürgermeister-Kandidaten Dr. Roland Martin zu berichten, die allerhöchstens etwas mit Realsatire zu tun haben. Ansonsten haben die Dinge wie nachfolgend beschrieben stattgefunden und können von mir belegt werden.

Es begann mit einer harm- und formlosen Presseanfrage per E-Mail am Sonntag (30.08.2020) an den Candidus Dr. Martin. Inhaltlich ging es dabei noch einmal um die umstrittene Südkurier-Veranstaltung sowie um Hintergründe zu den Salemer Nachrichten, eine Info-Zeitung, welche diese Woche in Papierform in Salem erscheinen soll. Dazu wünsche ich dem Kollegen Stefan Steinhauer viel Erfolg!

Meine Anfrage-Mail ging um 11.45 Uhr raus. Keine sechs Minuten später liegt mir eine Reaktion von Dr. Martin vor: Er werde mich am Montag dazu anrufen.

Gut dem Ding!*

Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Salem 2020: Dr. Roland Martin.
Foto: www.salemwahl.de Dr. Roland Martin

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Anonyme Mail mit bedrohlichem Charakter
Um 12.19 Uhr am selben Tag erhalte ich eine anonyme Mail: keine Anrede, keine Grußformel, kein Unterzeichner. Die E-Mail-Adresse ist mir komplett unbekannt. Der Mailer schreibt:
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Bildzitat Screenshot ex Outlook der anonymen Mail. Darunter mein Mailwechsel mit Dr. Roland Martin. Die Absendermailadresse wurde zum Schutz der Persönlichkeitsrechte des inzwischen nicht mehr anonymen Senders unkenntlich gemacht.

Wie viele andere Kollegen auch, die sich in ihrer Berichterstattung schon mit Rechtsextremisten und Nazis angelegt haben und sich für Flüchtlinge einsetzen, so verfüge auch ich über einen mehrjährigen bitteren Erfahrungsschatz mit Bedrohungen aller Art. Auch per Mail. Eine solche Mail wie die obige löst automatisch Alarm bei mir aus. Daran ändert auch das Wörtchen „bitte“ wenig. Die drei Pünktchen verstärken diesen Eindruck noch.

Das Besondere an dieser anonymen Mail: Unten dran hängt, wie im Screen oben auch zu sehen, mein Schriftwechsel mit Dr. Roland Martin. Das lässt nur den Rückschluss zu, dass Dr. Martin die Korrespondenz mit mir an den Menschen weitergeleitet hat, der meint, mich hier anonym belehren oder gar einschüchtern zu müssen.

Bitte legen Sie sich das falschgeschriebene „Sie“ in der anonymen Mail auf die Seite. Wir brauchen es weiter unten noch!
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Google-Recherche führt zu einem Bürgermeistermacher!
Ohne große Hoffnung startete ich dann mit der Absender-Mailadresse eine Google-Suche. Und ich war mehr als baff, sofort einen Treffer zu landen. Bei dem anonymen Mailer handelt es sich um einen Bürgermeistermacher. Die Zunft derer habe ich meinen Lesern hier vorgestellt.
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Bild von B_A auf Pixabay

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Unangenehmes Telefonat mit Dr. Roland Martin
Am Montagmittag dann erfolgte der vom Salemer Bürgermeisterkandidaten Martin avisierte Anruf. In unserem Telefonat äußerte er sich zunächst einmal zu TS111/20. In Reaktion auf meine Kritik an der Orthografie seiner Wahlkampf-HP verwies er auf das von mir ursprünglich falsch angegebene Datum der Bürgermeisterwahl (siehe Aktualisierung in TS111/20). Treffer.

In Reaktion auf meine Kritik hinsichtlich der von ihm verwendeten „Plattitüden und Klischees“ musste er dann seine Kränkung loswerden: „Das ist nicht witzig und soll mir nur schaden.“

Oh jeh, Mimimi reinsten Wassers! Souveränität klingt anders?
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Nach der gleichfalls wenig überzeugenden Antwort auf meine Frage zu den Salemer Nachrichten, die hier jetzt erst einmal weiter keine Rolle spielen soll, fragte ich ihn direkt, ob er den „Bürgermeistermacher“  Herrn Y mit dem Coaching für seinen Wahlkampf in Salem beauftragt habe. (Ich bitte meine Leser um Verständnis, dass ich den Namen des betreffenden Bürgermeistermachers hier nicht nennen darf.) Nach einer kurzen Pause antwortete Martin: „Ich kenne Herrn Y.

Ich machte Martin darauf aufmerksam, dass dies keine Antwort auf meine Frage sei und wiederholte sie. Darauf er (erneut): „Ich kenne Herrn Y.

Leute, das sieht gar nicht gut aus!

Anderer Ansatz: Ich fragte Martin, ob er die anonyme Mail mit der Äußerung „sind sie [sic] bitte vorsichtig mit irgendwelchen Aussagen …“ auch erhalten habe. Das verneinte er. Allerdings ist aus der anonymen Mail klar ersichtlich, dass auch er Adressat der Mail war.

Nächste Frage von mir: „Wie kommt der anonyme Mailer an meinen Schriftwechsel mit Ihnen?“ Antwort Dr. Martin: „Ich kenne Herrn Y.

Daraufhin  habe ich das Gespräch höflich und mit Hinweis darauf, eine entsprechende Presseanfrage an Herrn Y zu richten, beendet.
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Scharfer Ton trotz Autorisierungsmöglichkeit
Spätestens zu diesem Zeitpunkt und nach der drei Mal wiederholten stereotypen Aussage Martins, er kenne Herrn Y, war mir klar: Das gibt richtig Ärger!

Um so korrekt wie möglich vorzugehen, machte ich mir die Mühe, Roland Martin die Möglichkeit einzuräumen, seine Angaben in unserem Telefonat und mein Verständnis derer noch einmal zu überprüfen. Deshalb schickte ich ihm eine sogenannte Autorisierungsmail (nachstehend kursiv in Blau):

Unser Telefonat heute – Ihre Autorisierungsmöglichkeit

Sehr geehrter Herr Dr. Martin,

auf meine formlose Presseanfrage per E-Mail gestern an Sie mit verschiedenen Fragen hatten Sie mir gestern sofort geantwortet und Ihren Anruf für Montag, den 31.08.2020, avisiert. Der ist auch erfolgt.

Gern gebe ich Ihnen mit dieser E-Mail noch einmal Gelegenheit, Ihre Aussagen mir gegenüber am Telefon zu autorisieren. Ich gebe Ihnen Ihre Aussagen so wieder, wie ich sie notiert und verstanden habe. Sollte ich etwas falsch verstanden haben, so bitte ich um Ihre Korrektur.

[Den Passus zum Thema „Salemer Nachrichten“ habe ich für diese Veröffentlichung entfernt. Zu dem Thema ist nichts strittig.]

Dann berichtete ich Ihnen davon, dass ich gestern eine anonyme Mail erhalten habe. Textinhalt der Mail war lediglich: „Sind sie bitte vorsichtig mit irgendwelchen Aussagen …“. Keine Anrede, kein Unterzeichner, nichts.

Dafür hing unten an dieser anonymen Mail der Schriftwechsel zwischen Ihnen und mir dran (meine Mail an Sie vom 30.08.2020 / 11.45 Uhr sowie Ihre Antwort an mich vom 30.08.2020 / 11.50 Uhr)! Ich muss also annehmen, dass Sie meine formlose Presseanfrage an den anonymen Mailer weitergeleitet haben.

Ich habe diese anonyme Mail als bedrohlich bzw. als Einschüchterungsversuch empfunden.

Ich kann über meinen E-Mail-Eingang nachweisen, dass auch Sie als Empfänger dieser Mail ausgewiesen sind. Sie haben aber in unserem heutigen Telefonat behauptet, diese Mail nie erhalten zu haben.

Als ich die Mailadresse des Absenders gegoogelt habe, bin ich auf den „Bürgermeistermacher“ [Name für die Veröffentlichung entfernt]  des Unternehmens [Name für die Veröffentlichung entfernt]  gestoßen.

Auf meine ausdrückliche Frage in unserem Telefonat, ob Sie Herrn [dito] als Coach für den Bürgermeisterwahlkampf in Salem beauftragt haben, antworteten Sie nur: „Ich kenne Herrn [dito].“

Auf meine Frage, wie ich eine anonyme Mail von Hr. [dito]  mit obigem Text zu verstehen hätte, antworteten Sie wieder und im gleichen Wortlaut: „Ich kenne Herrn [dito].“

Als ich Sie fragte, ob Sie Herrn [dito] meine Mailanfrage weitergeleitet haben, antworteten Sie erneut und stereotyp wie oben: „Ich kenne Herrn [dito].“

Auf neuerliche Nachfrage, ob Sie die anonyme Mail von Hr. [dito] an mich kennen, haben Sie die Aussage wiederholt, diese Mail an mich nicht zu kennen.

Ich werde – vermutlich heute noch – ebenfalls eine schriftliche Presseanfrage an Hr. [dito] per E-Mail zu dieser anonymen Mail und seiner Verbindung zu Ihrer Kandidatur in Salem stellen. Dabei werde ich Sie ins CC der E-Mail setzen, damit Sie informiert sind.

Bitte autorisieren Sie mir die oben von Ihnen so von mir notierten Aussagen. Sollte ich keine Reaktion auf diese E-Mail erhalten, gehe ich davon aus, dass ich Ihre Aussagen richtig verstanden und wiedergegeben habe.

Mit freundlichen Grüßen

Karin Burger
Redaktion SatireSenf.de

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Diese Mail war reines Entgegenkommen von mir gegenüber Dr. Martin. Ich benötige keine Autorisierung für ein Pressetelefonat, wenn vorher keine entsprechenden Bedingungen gestellt wurden. Allerdings wurden mir diese Mühen schlecht entlohnt.

Zwei Stunden später kam diese Mail:

Sehr geehrte Frau Burger,
als erstes würde ich Sie bitten, auf jegliche Automatismen zu verzichten, so nach dem Motto – wenn ich nicht antworte, dann ist es genehmigt – Nein! Man kann schließlich auch mal eine email [sic] übersehen.
Da Sie ja direkt Kontakt zu Herrn
[dito] aufgenommen haben, möchte ich in diesem Fall tatsächlich meinerseits auch nichts autorisieren, da ich mir sicher bin, dass er alles zu ihrer [sic] Zufriedenheit aufklären und einer von Ihnen beiden mich informieren wird.

Bis dahin mit besten Grüßen
Roland Martin
(Mail von Dr. Roland Martin am 31.08.2020 / 16.41 Uhr in Reaktion auf meine obige Autorisierungsmöglichkeit-Mail; Hervorhebg. K. B.)

Die Wendung „Man kann schließlich auch mal eine E-Mail übersehen“ bezieht sich möglicherweise auf die „übersehene“ anonyme Mail von Herrn Y?

Martins Begründung für den Verzicht auf die Autorisierungsmöglichkeit ist barer Unsinn. Und ebenfalls ein schlechtes Zeichen für die Fähigkeit des Kandidaten, in Konflikten souverän zu handeln. Denn Herr Y kann nichts aufklären oder autorisieren, was Dr. Martin in einem Telefonat mit mir gesagt hat.

Der Anspruch, dass ich ihn über die Presseauskunft des Unternehmers Y informieren werde, ist eine weitere Unverschämtheit. Journalisten haben Dritte nicht über die Presseauskunft anderer Personen zu informieren.
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Und plötzlich sind wir bei der Bundespressekonferenz?
Doch der Krimi geht noch weiter: Als nächstes also schriftliche Presseanfrage an das Unternehmen X und den Unternehmer Y, warum er mir eine anonyme Mail schicke, die ich als Bedrohung empfunden hätte.

Kommt innerhalb von 20 Minuten folgende Mail zurück:

gerne werde ich Sie diesbezüglich anrufen [sic] um irgendwelche „Sachverhalte“ aufzuklären. Ist für Sie ein Gespräch in der nächsten halben Stunde in Ordnung ? Ich verweise gerne zunächst auf §16 der Satzung der Bundespressekonferenz „Unter drei“ [sic] den ich für unser Gespräch mit Ihnen als akzeptiert vereinbaren möchte.
(Antwortmail des Bürgermeistermachers Y am 31.08.2020 um 16.41 Uhr; Hervorhebg. K. B.)

Der Mann hat ein persistierendes Problem mit Nebensätzen?

Die freche Wendung  „… den ich für unser Gespräch mit Ihnen als akzeptiert vereinbaren möchte“ scheint mir doch schon der nächste Automatismus zu sein? Hatte ich mir nicht wenige Minuten vorher anlesen müssen, man verbitte sich solche?

Wer sich über die entsprechende Regelung des Vereins Bundespressekonferenz e. V. informieren möchte, wird hier schlauer.

Da Herr Y nicht die Bundesregierung ist, ich selbst nicht zur Hauptstadt-Presse gehöre und „Vertraulichkeit“ für diesen hanebüchenen Vorgang unter den Prinzipien dieses Blogs ausgeschlossen ist, wies ich diese als Automatismus diktierte Bedingung sofort per Mail zurück. Ich machte Herrn Y gegenüber schon vor unserem Telefonat unmissverständlich deutlich, dass ich diesen Vorgang auf jeden Fall öffentlich machen werde.

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Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Bundespressekonferenz.de: Ich schwöre: So sieht es bei mir in der Redaktion nicht aus! Gar nicht.

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Beide seien „gute Kollegen“?
Herr Y rief mich dann aber trotzdem an … Auch wenn der imposante Bluff mit Obligationen auf die Satzung der Bundespressekonferenz [Karin schüttelt mit dem Kopf …] nicht gefunzt hat.

Zu seiner Ehre – und der Schande Dr. Martins – sei ausdrücklich darauf verwiesen, dass er sich zunächst für die anonyme Mail in aller Form entschuldigte. Er verstehe sehr gut, dass man eine solche als bedrohlich empfinde. Es tue ihm sehr leid. Er habe die Weiterleitungsmail von Dr. Martin auf seinem Handy empfangen. Für die Antwort habe er versehentlich auf den Button „allen antworten“ geklickt. Die Mail sei gar nicht für mich bestimmt gewesen. Y wiederholte mehrfach, die Mail sei sein Fehler gewesen.

Auf meine Frage, ob er als Bürgermeister-Coach von Dr. Martin für den Salemer Wahlkampf beauftragt worden sei, erzählte er mir, er und Martin seien früher beide Unternehmensberater gewesen. Man kenne sich aus dieser Zeit: „Wir sind alte Kollegen.“ Seine Mail an Martin sei ein „einmaliger Tipp“ gewesen. Eine Beauftragung für den Salemer Bürgermeisterwahlkampf bestätigte er nicht.
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Mit oder ohne Bürgermeistermacher?
Wir müssen das jetzt einfach mal so stehenlassen. Denn wenn Y das Mandat nicht bestätigt, heißt das ja nicht, dass es dieses nicht gibt.

Dafür können wir uns noch einmal das falschgeschriebene Sie aus der anonymen Mail hervorholen. Sowohl der redaktionsassoziierte Raum wie mein sonstiges Umfeld verneint den Usus, dass sich „alte Kollegen“ siezen.

Aber es gibt ja immer solche und solche.

Da ich zu dem Zeitpunkt obigen Telefonats auch schon ein bisschen mit den Nerven zu Fuß war, habe ich leider vergessen zu fragen, ob er wahlweise als „alter Kollege“ oder doch als Bürgermeistermacher für den sensationellen Wahlerfolg von Dr. Martin bei seiner Kandidatur als Bürgermeister für Uhldingen-Mühlhofen verantwortlich zeichne? Dort erhielt der Autorisierungsverweigerer 3,4 Prozent der abgegebenen Stimmen (hier und hier).

Erklärungen für dieses bescheidene Ergebnis findet man vielleicht in diesem Flyer? (Den sollten Sie sich rasch angucken; ich vermute mal, der wird sehr bald nicht mehr verfügbar sein?)

Im Gegensatz zu Herrn Y hat sich Dr. Martin bis heute nicht bei mir für diesen Vorfall entschuldigt.

Shit happens – allenthalben. Kommt dann halt immer darauf an, wie souverän man mit eigenen Fehlern umgeht …

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