TS02/21: „Feiglinge“: Wochenzeitung KONTEXT erinnert an die Hexenjagd in Wain

Im Zuge eines formlosen Jahresrückblicks greift die Kollegin Anna Hunger von der Wochenzeitung KONTEXT noch einmal den bisher auch strafrechtlich noch nicht aufgearbeiteten Fall des „Mords an drei Strohpuppen“ in der Gemeinde Wain (Landkreis Biberach) in der Mai-Nacht auf: „Feiglinge“.

Die dort detailverliebt inszenierte Exekution der Gemeinderätinnen-Stellvertreterinnen aus Stroh erhält ihre besondere Pikanterie durch die Tatsache, dass in der Hobbit-Gemeinde Wain der multipräsente Bürgermacher und Baupilot-Geschäftemachereimeister Stephan Mantz Rathauschef ist. Ihm kam das auch staatsanwaltlich und bisher leider ohne vorweisbare (hö hö hö) Erfolge untersuchte Mobbing plus gegen die drei widerständigen Damen besonders zugute. Er war sie los. Um das Leben, die Gesundheit und die Existenz ihrer Familien nicht weiter zu gefährden, traten die klugen und ihren männlichen Stalkern intellektuell und moralisch offensichtlich weit überlegenen Gemeinderätinnen Julia Freifrau von Herman, Lotte Obrist und Faiza Gummersbach von ihrem Amt zurück. Kritikerinnen-Exit done!

SaSe berichtete hier, hier, hier und hier.

Im Juni 2020 schrieb Anna Hunger von KONTEXT dann ein faszinierendes Ortsporträt Wain; euphorisch besenft hier.

Zwischendurch meldeten SchwäZ und Südwestpresse gelegentlich die nicht so recht vorwärtskommenden Wasserstände der staatsanwaltlichen Ermittlungen, deren bisher einziges substantielles Ergebnis es ist, den Kreis der Verdächtigen von drei auf fünf erweitert zu haben. Ich bin beeindruckt.

Den Tiefpunkt erreichte die regionale Presseberichterstattung über die Wainer Vorgänge mit einem üblen Blix-Artikel im tiefsten Sommerloch. Der hat offensichtlich nach seiner Besenfung in TS107/20 eine neue URL erhalten, denn heutzutage ist er hier auffindbar.
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„Absolute“ demokratische Ruhe
Anna Hunger fragt in ihrem Jahresrückblick-Wain-Artikel den obersten Profiteur der ganzen krümelgrellen Angelegenheit des Get-rid-of-the-Bitches nach der aktuellen Rebellen-Inzidenz im Gemeinderat:

Ist nun Ruhe eingekehrt in Wain? Bürgermeister Mantz sagt: „Absolut.“ Er habe nichts mehr gehört von den drei Frauen, die sich bisher kaum öffentlich zur Sache äußern wollten.
(Kontext Anna Hunger 30.12.2020: „Feiglinge“)

Nun ist es eine besondere Eigenart von Hinrichtungen jeder Art, dass sich die Exekutierten post festum eher nicht mehr zum Vorgang äußern … Und sei diese Exekution auch noch so symbolisch. Deren Bedrohungspotential ist auch in Wain ganz klar rübergekommen. Die von Mantz konstatierte „absolute“ Ruhe kennt man von anderen Schlachtfeldern; gern tritt sie in Kombination mit den Nomen „Friedhof“ oder „Toten“ auf. Immerhin müssen die drei Frauen mit ihrem Familien weiter in Wain leben. Ihre Kinder gehen dort zur Schule. Auch Hungers aktueller Artikel erwähnt deren „Angst“. Und dass ihr Bürgermeister ganz bestimmt nicht der richtige Ansprechpartner für ihre bedrohte Situation ist, das haben auch die drei Damen vom erfolgreich geschlossenen Mantz-Grill längst verstanden.

Nur weil eine Kollegin für KONTEXT schreibt, heißt das nicht, dass sie sich nicht mit Ironie auskennt (gell). Hunger kleidet ihre pastellfarbene Ausgabe davon in das nahezu beiläufige Attribut „selbstverständlich“:

Die Staatsanwaltschaft ermittelt derweil noch. Selbstverständlich „umfangreich“, so heißt es, und wegen „Bedrohung und/oder Beleidigung“, erst gegen drei, nun gegen fünf Tatverdächtige im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Wer es aber nun war, weiß auch Stephan Mantz nicht.
(ibid.)

Nein, natürlich weiß Mantz das nicht! Das ist ja doch erbsensuppenklar. Woher denn auch? Kann dieses Male lügen?
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Kann dieses Male lügen? Stephan Mantz!
Foto: Jens Volle / KONTEXT

Und zu „umfangreichen“ staatsanwaltlichen Ermittlungen, die am langen Ende zu so gar keinem Ergebnis führen, kennt sich Anna Hunger als langjährige Kollegin von Josef-Otto Freudenreich bestimmt auch aus. Der hatte schon 2008 das wunderbare Buch „<Wir können alles.> Filz, Korruption & Kumpanei im Musterländle“ herausgegeben. Darin geht es in jedem zweiten Kapitel um staatsanwaltliche Ermittlungen im politischen Ba-Wü, die nicht so recht zu Ergebnissen führen wollen.

Ich kann diese gleichermaßen amüsante wie informative Lektüren meinen Lesern zum erweiterten Verständnis der aktuellen Berichterstattung dieses Blogs nur dringend empfehlen …

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