TS156/20: #WahlHolcimCity: Marion Maier ist die neue Bürgermeisterin von Dotternhausen

Während die Bürger und Kandidaten in Langenargen noch ihre Wunden lecken (unfassbar dies hier), ist die Bürgermeisterwahl in Dotternhausen glatt verlaufen. Nicht nur das. Es gibt sogar einen Wahlsiegerin. Wenig überraschend (außer für den männlichen Kommentator beim Schwarzwälder Boten) hat die einzige Bewerberin  mit profundem Verwaltungswissen, die stellvertretende Leiterin im Rechnungsprüfungsamt und Justiziariat der Kreisbehörde sowie bisherige Hauptamtsleiterin Marion Maier (47), die Wahl mit 57,12 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen gewonnen. „Wenig überraschend“ ist dieses Wahlergebnis spätestens nach den Präsentationsvideos der übrigen Bewerber (hier).

Die Wahlergebnisse insgesamt (und zwar dieses Mal in der Reihenfolge der Stimmergebnisse – siehe dazu Aktualisierung von TS155/20):

Wahlberechtigte:   1.483
Wahlbeteiligung: 70,87 %
Maier, Marion 57,12 % 598 Stimmen
Stadler, Michael 22,25 % 233 Stimmen
Mantik, Ingo 16,43 % 172 Stimmen
Melzer, Günter 0,86 %    9 Stimmen
Brekardin, Eduard 0,67 %    7 Stimmen
Freiherr Cotta von Cottendorf Georg [keine Angabe] 12 Stimmen

(Quelle)

Ausführlich berichtet der Zollernalbkurier (ZAK) hier und fängt auch die Reaktionen der Wahlverlierer ein. Unter denen interessiert die SaSe-Leser am ehesten der Bürgermeisterkandidat Michael Stadler, der zuvor ja in Langenargen für verschwörerische Furore gesorgt hatte. In Dotternhausen konnte er respektable 22,25 Prozent der Stimmen für sich gewinnen. Der ZAK zitiert Stadler mit der Bewertung, der für den Wahlkampf in Dotternhausen investierte Einsatz sei „definitiv keine verschenkte Zeit“. Den Luxus muss man sich auch erst einmal leisten können?

Überdies krönt Stadler seinen Abgang aus dem Schlichemtal (und vielleicht auch aus unserer Region?) mit dem (etwas anmaßenden?) Kompliment an die Siegerin: „Marion Maier ist nicht die Falsche am Platz.“
Sagt der Richtige …
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Eine BürgermeisterIN ist eine schutzwürdige Rarität!
SaSe
gratuliert Marion Maier allein schon aufgrund der Tatsache, dass sie eine der hochseltenen Frauen in diesem Amt ist (hier).

Spannend wird die Frage sein, wie sie sich im Dauerstreit der Gemeinde und ihrer Bürger, besonders aber des Vereins Natur- und Umweltschutz Zollernalb NUZ e. V., mit dem Baustoffkonzern Holcim positioniert. Vor der Wahl hatte sie sich diesbezüglich als „konstruktive Mittlerin“ (Quelle) angeboten. Es bleibt die Hoffnung, dass Maier diesen Job mit der Authentizität auslebt, wie sie der hessische Bürgermeister Werner Dietrich in vergleichbar verzwickter Lage so beeindruckend vorgeturnt hat (hier).

Über den Wahlausgang in Dotternhausen berichten umfassend (die meisten Artikel sind barrierefrei zugänglich – also nicht wie bei der SchwäZ …):

+ Zollernalbkurier 08.11.2020: „Bürgermeisterwahl in Dotternhausen: Marion Maier siegt mit 57 Prozent der Stimmen
+ Südwestpresse 08.11.2020: „Marion Maier aus Gruol setzt sich klar gegen vier Mitbewerber durch
+ Schwarzwälder Bote 09.11.2020 Kommentar: „Neue Bürgermeisterin: Überraschungssieg

Wäre Marion Maier als einzige der insgesamt fünf Kandidaten mit einer nachweisbaren Fachqualifikation ein Mann gewesen, hätte ihr Sieg den Bote-Kommentator bestimmt nicht so aus dem Schuh gehauen?
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Ekliger Beifang: Dubioses vom NUZ e. V.
Ich hatte ja schon verschiedentlich zart-kritische Bemerkungen zum NUZ e. V. gemacht. Immerhin ist dieser Verein in Dotternhausen DER Akteur für bürgerschaftliches Engagement im Ringen mit dem Baustoffkonzern Holcim.
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Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Homepage des Vereins NUZ e. V. am 10.11.2020: Wenn der Verein seine teuren Klagen mit derselben Sorgfalt betreibt, wie die Internetpräsenz „gepflegt“ wird, sollte man sich nicht über verlorene Verfahren wundern. Im Übrigen scheinen weder die Verantwortlichen noch sonstige Personen diese Webseite überhaupt zu lesen, sonst hätte doch schon mal jemand in den vergangenen 11 Monaten diesen eklatanten Datumsfehler bemerken müssen? (Rote Rahmung von K. B.)

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Schon im Vorfeld fiel der Verein, der ziemlich penetrant Spenden für die rechtlichen Auseinandersetzungen im Streit gegen Holcim sammelt, durch eigenartige Zurückhaltung beim Bürgermeisterwahlkampf auf. In einem Telefonat mit einem Vereinsfunktionär hatte ich auf die pfiffigen Kandidatenfragen des Aktionsbündnis Grünzug Salem an die Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl dort im September 2020 hingewiesen (Antworten hier). Und danach nie mehr etwas vom NUZ in dieser Richtung gehört.

Im selben Telefonat hatte mir der Funktionär auch noch erklärt, der Bürgermeister in Dotternhausen spiele für die Auseinandersetzungen mit Holcim kaum eine Rolle.
Puuh: ein irritierendes Statement!
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Vorsicht vor Spendensammlern, die häufig mit roter Schrift, Großbuchstaben oder mit pathologisch vielen Ausrufezeichen arbeiten. Besonders wenn sie, wie der NUZ in Dotternhausen, ein durchgehendes Problem mit Zahlen haben …

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Nach meinen höchst frustrierendem Erlebnis bei dem heutigen Versuch, den ersten Vorsitzenden des Vereins, Norbert Mayer, telefonisch zu erreichen, flößt dieser Verein mir kein Vertrauen mehr ein. Es ist ohnehin schon auffallend, dass die sehr schlecht gemachte Homepage der Spendensammler nur eine einzige Telefonnummer angibt.

Die Dame, die ich dort dann mit meiner Bitte um Kontakt zum ersten Vorsitzenden erreichte, wies mich in sehr rüdem Ton ab. Auf meine Frage nach der Telefonnummer des Vorsitzenden antwortete sie: „Da müssen Sie halt mal gucken, welche Nummer der hat. Ich kann Ihnen die nicht geben.“ Bitte was? Ein eingetragener Verein, der permanent zu Spenden aufruft, gibt der Presse die Telefonnummer des ersten Vorsitzenden nicht heraus? Was sind denn das für Zustände?

Übrigens erfüllt der NUZ e. V. nur wenige der zehn Transparenzkriterien der Initiative Transparente Zivilgesellschaft für gemeinnützige Vereine.

Die von relevanten (z. B. Datumsangaben) Fehlern strotzende Webseite ist sehr unübersichtlich. Ich zumindest finde dort keine Rechenschaftsberichte des Vereins für die vergangenen Jahre mit Finanzzahlen? Immerhin aber gibt es eine Vereinssatzung. Positiv: NUZ e. V. bietet KEINE Fördermitgliedschaft an. (Fördermitglieder haben keinerlei Rechte in einem Verein; sie dürfen nur blechen! Ochsenhausen: aufgepasst!)
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Es gibt wenig Aktuelleres für einen Verein mit diesem kommunalpolitischen Anliegen als der/die zuständig/e Bürgermeister*in im Ort. Aber in der Rubrik „Aktuelle Informationen“ findet sich nichts zu dem wichtigen Thema der Bürgermeisterwahl in Dotternhausen. Angesicht der extrem teuren Prozesse, welche dieser Verein vor verschiedenen Gerichten führt, empfinde ich das als sehr irritierend. Am 10. November 2020 (Tag dieses Screenshots) wird noch nicht einmal die doch recht spektakuläre Wahl von Marion Maier erwähnt.

Schade, dass sich so ein für das bürgerschaftliche Engagement wichtiger Verein sowohl im Internet wie im Telefonkontakt derart unprofessionell und abweisend präsentiert. Spenden sammelnde Vereine sind nicht mehr mein publizistisches Schwerpunkthema. (So war es früher.) Aber gerade im Hinblick auf meine Themen-Empirie stellen sich mir beim NUZ e. V. alle Haare auf. Was nutzen teure Prozesse vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen und dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, wenn die Kommunikation, Vereinspräsentation und Aktion vor Ort und schon auf kommunalpolitischer Ebene nicht funktioniert?

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