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SaSe68: „Die Achse des Guten“: Aufruf zur Gegenwehr gegen „heute-show“

Ach herrjeh. Gerade eben hatte sich SaSe noch aus dem Fenster gehängt und dem Achse-des-Guten-Leserbeitrag zur gewaltaffinen Äußerung von Ralf Kabelka auf der Berliner AfD-Demo recht gegeben (vgl. SaSe65). Recht gegeben im Hinblick darauf, dass eine solche Äußerung wie die von dem heute-show-Außendienstmitarbeiter dokumentierte meiner Meinung nach nicht akzeptabel ist; auch nicht in diesem Kontext und angesichts eines erkennbar aggressiven Mobs. Und dass ich mir eine Diskussion dazu wünschen würde. Die aber gibt es in Kabarettkreisen grundsätzlich nicht.

Jetzt legt die Achse des Guten noch einmal nach mit einem langen Gastbeitrag von dem Unternehmer (!) Hans-Martin Esser: Vorführung von Wehrlosen: Die Heute-Show und und [sic!] wie man sich wehren kann. Auch Esser reibt sich vorwiegend, aber nicht nur an den Beiträgen der heute-show, wo Lutz van der Horst oder andere auf öffentlichen Veranstaltungen erscheinen und versuchen, die Leute dort möglichst alt aussehen zu lassen. In diesem Punkt wiederhole ich meine Kritik aus SaSe65: Solche Methoden sind unsatirisch! Weiterlesen

SaSe67: Brisante Aussage über „Die Anstalt“ in Meedia-Artikel über Pegida-Presse

Ich gebe es zu: Es läuft mir persönlich runter wie Öl! In dem Meedia-Artikel Die neue Pegida-Presse: Wie Querfront-Medien sich ihr krudes Weltbild zurechtbiegen findet sich im Kontext mit dem Kopp-Verlag und dem Magazin Compact des Rechtspopulisten Jürgen Elsässer folgender brisanter Satz:

Dabei erheben Elsässer, Kopp und andere immer wieder den Vorwurf, dass ihre Ansichten unterdrückt werden sollen, dass sie selbst aber in Wahrheit „staatstragend“ seien und die eigentlichen Fundamentalisten und Faschisten in Staat und Medien zu finden seien. Paradoxerweise spiegeln sich einige Ansichten der Querfront auch in einer explizit linken Haltung, wie sie beispielsweise die ZDF-Kabarett-Sendung „Die Anstalt“ vertritt. Statusquo verweist auf eine Szene aus der „Anstalt“, bei der die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland in Frage gestellt wird – ein überaus beliebter Topos bei der Querfront.
(Meedia 26.11.15 Stefan Winterbauer: „Wie Querfront-Medien sich ihr krudes Weltbild zurechtbiegen“; Hervorhebg. SaSe)


Cave: kabarettistischer Populismus

Winterbauer bestätigt wesentliche Aspekte der durchgehenden SaSe-Kritik insbesondere an dem Kabarettistenzusammenschluss D(d)enkfunk, zu dem auch die Anstalt-Macher Max Uthoff und Claus von Wagner gehören. Ein Aspekt der Kritik dieses Blogs – neben den nicht zufälligen Intransparenzen rund um Denkfunk, die PatchworX Media GmbH (HInfo1, HInfo2) und den Verein Global Change Now e. V. (vgl. SaSe50) – sind die feststellbaren Tendenzen zum kabarettistischen Populismus. Ein Paradebeispiel dafür ist ein Auszug aus Christoph Siebers Kabarettprogramm „Hoffnungslos optimistisch“: „Ich will mich nicht gewöhnen.“ Weiterlesen

SaSe65: Die ernste Kritik auf „Die Achse des Guten“ an der „heute-show“

Es ist ein gut argumentierter Leserkommentar auf dem von Dirk Maxeiner geführten Blog Die Achse des Guten, dessen prominentester Autor Henryk M. Broder ist. Anhand der heute-show vom 20. November 2015 warnt der Kommentator Ulli Kulke vor der Spaltung der Gesellschaft – durch Satire. Kritisiert wird der Einspieler mit Ralf Kabelka auf der Berliner AfD-Demo (siehe SaSe61 und Videos dort) und ganz explizit die von dem Satiriker getätigten Äußerungen.

Dazu greift der Autor eine konkrete und dokumentierte Szene auf:

In dem Zusammenhang sind zwei Sätze schon bemerkenswert, die Kabelka laut und deutlich ins Mikrofon sagte, die aber in der Berichterstattung völlig untergingen (warum eigentlich?). Die Demonstration war – wie üblich – von mehreren Gegendemonstrationen begleitet worden. Darauf wies ihn ein AfDler hin, und rang dem Heute-Show-Mann auf Antrag doch tatsächlich diesen Satz, quasi als erbetenes Bekenntnis, ab: „Da hinten sind welche, die sind gewalttätig und intolerant, weil sie euch ein paar auf die Fresse hauen wollen“. Ohne Unterbrechung und ungebeten fügte Kabelka nun aber hinzu: „Und ich finde, die Jungs haben Recht“. Nachzuhören etwa bei Minute 34:40 im Heute-Show-Beitrag.
Diese Sätze fanden übrigens tosenden Beifall beim Publikum der Heute-Show. Das ist nicht nur bemerkenswert, das ist beängstigend. „Ein paar auf die Fresse“, jawoll. Selten so gelacht. Das ist Satire.
(Die Achse des Guten, Leserkommentar: „Der neue Volkssport: AfD provozieren“; Hervorheb. SaSe)


Diskussion dieser Kritik wäre wünschenswert

Die Kritik ist substanziell. Die zitierte Äußerung Kabelkas war mir nicht aufgefallen. Damit stehe ich nicht allein, denn in der Berichterstattung der Zeitungen und Blogs kommt sie auch nicht vor: stern + HuffPo + Schlecky Silberstein. Die Blogrebellen bezeichnen den Auftritt als „ein Meisterstück des Konfrontationstheaters“.

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TS145/15: Machtlos + Vulgär + Dankbar + Souverän

+++ Gerd Dudenhöffer: Satire erreicht nichts
Zum Thema „Satire und Terror“ schlägt der Kabarettist Gerd Dudenhöffer (Kunstfigur: Heinz Becker) pessimistische Töne an. Mit dem Fazit „Satire erreicht nichts“ lässt er sich im Main-Echo zitieren. Er habe verschiedene Auftritte der nächsten Tage abgesagt. Über diese Absage berichtet auch die Badische Zeitung.

Senf: Dieses nachgerade entmutigende Diktum „Satire erreicht nichts“ lässt sich vielleicht in der Außenwirkung so konstatieren oder diskutieren. Aber auch die nachfolgenden Meldungen belegen: Es geht ja nicht nur um diese Außenwirkung (also im Hinblick etwa auf die Politik), sondern darum, den Zuschauern und Satirefreunden ein Instrumentarium anzubieten, mit den vielzitierten Herausforderungen dieser Zeit fertigzuwerden. Wer bei Neo Magazin Royale oder der heute-show über deren Art der Themenbearbeitung lacht, dem geht es auf jeden Fall besser als demjenigen, der schockstarr 18 Stunden am Tag die einschlägigen Nachrichtensendungen verfolgt. Dabei schließe ich todesmutig von mir auf andere: MIR geht es damit besser! Wenn ich allein an Johann Königs Honigbär denke …


+++ Serdar Somuncu: Mit Vulgärhumor gegen Terrorangst
In einer Theaterkritik der WAZ über einen Auftritt von Serdar Somuncu in der Dortmunder Westfalenhalle gibt der Autor seiner Begeisterung darüber Ausdruck, dass der Kabarettist das Thema Terror nicht meidet: „Eigentlich gehört hinter jeden von Somuncus Sätzen aus Ausrufezeichen: Denn der Mann hat Recht!“. Wenn das Grübeln allerdings zu unangenehm werde, setze er dem dann wieder seine „platten Vulgär-Witze“ entgegen.

Senf: Ja, genau. Und an der Stelle – dem „Vulgärhumor“ – beginnt dann jeweils die SaSe-Allergie! Weiterlesen

TS141/15: Erste Satiriker-Reaktionen auf die Terroranschläge in Paris

+++ „heute-show“ 13.11.15: Selbstverständlich ausgefallen!
Es kann und darf nicht anders sein: Die heute-show in der Terrornacht von Paris ist ausgefallen. Zum Ausstrahlungszeitpunkt wurde der ganze Horror erst allmählich offenbar.
Gut vorstellbar, angemessen und zu erwarten ist, dass die Satire-Sendungen der kommenden Woche, zum Beispiel Die Anstalt, ebenfalls ausfallen bzw. zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt werden.


+++ Offtopic: Wie die „HuffPo“ die Anschläge von Paris „verclickbaitet“
Wie ekelhaft die Huffington Post versucht, die Anschläge von Paris in Clicks zu verwandeln, dokumentiert der BILDblog.


+++ „Allgemeine Allgemeine“ und „Eine Zeitung“: Löblich!
Eine vorbildliche Reaktion zeigt der Satireblog Allgemeine Allgemeine! Auf ähnlichem Level rangiert Eine Zeitung. Der letzte Eintrag dort datiert von vor den Anschlägen in Paris. Auch extra3 hält sich zurück. Auf dem Facebook-Account erfolgte der letzte Eintrag [SaSe-Redaktionsschluss 15.11.15/13.04 Uhr] vor den Morden. Weiterlesen

TS139/15: Verfehlte Diskussion + Sinnfreies Saugen + Dritte Wahl + Viel van der Horst + Blanker Neid

+++ „Friedensdemo-Watch“: Diskussion über Antisemitismus im Kabarett
Etwas eigenartig und zeitversetzt: Auf dem Facebook-Account Friedensdemo-Watch wird anlässlich eines FB-Postings mit der Aussage „Wir leben in einer seltsamen Zeit in der uns Satiriker die Welt erklären!“ der SHZ-Artikel von Jan-Philipp Hein vom 7. Juni 2015 (!) Fernsehkabarett – Da wo der Antisemitismus blüht diskutiert. Hein reitet darin eine scharfe Attacke gegen den Kabarettisten Uwe Steimle und dessen Äußerungen bei einem Auftritt in den Mitternachtsspitzen. Die dechiffriert Hein als antisemitisch. Einmal in Rage zitiert er weitere Outlets von Volker Pispers und Georg Schramm ebenfalls als antisemitisch. Dabei unterläuft ihm auch noch ein sachlicher Fehler, weil er behauptet, Schramm wäre in Die Anstalt aufgetreten. Das stimmt nicht. Schramm trat nur in Neues aus der Anstalt auf.
Die aktuelle Diskussion auf Friedensdemo-Watch ringt mit dem Begriff des „strukturellen Antisemitismus“, kommt aber hinsichtlich des Fernsehkabaretts zu keinem verwertbaren Ergebnis. Weiterlesen

SaSe61: „Lügenpresse“-Saat: AfD-Lynch-Mob gegen „heute-show“-Komedian Ralf Kabelka

Den SaSe-Lesern zur Kenntnis. Senflos. Mir fällt allmählich nichts mehr dazu ein: Am gestrigen Samstag begab sich Ralf Kabelka von der heute-show im Clownskostüm auf eine AfD-Demo in Berlin (5.000 Teilnehmer) gegen die liberale Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Von dem Auftritt existieren zwei Videos. Beim ersten hat Kabelka noch eine Clownperücke auf.

Das zweite Video dokumentiert die Lynchjustiz-Stimmung eindrücklich:

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SaSe54: „heute-show“ 16.10.15: Christine Prayon zu „Konzentrationszonen“

Die heute-show am 16. Oktober 2015 (Mediathek): Im Einspieler „Grenzerfahrungen mit Birte“ zeigt Christine Prayon alias Birte Schneider zum Thema Transitzonen für Flüchtlinge kabarettistische Kante mit einer Präzision und Courage, die Ihresgleichen suchen. Als Außenreporterin vor einem (1) Dixieklo („Jetzt können die ersten 50.000 Flüchtlinge kommen“) berichtet sie Oliver Welke von der Einrichtung der ersten Transitzone in Bayern. Das gehe in Bayern ratzfatz! Nicht zuletzt deshalb, weil sich Horst Seehofer nichts von der Realität vorschreiben lasse.

Auf den Einwand von Oliver Welke, es sei doch ein absurder Aufwand, irgendwo in der Pampa riesige Gefängnisse zu bauen, entgegnet Prayon:

Gefängnisse? Quatsch, Welke. Das sind einfach Lager, in denen Flüchtlingen vorrübergehend konzentriert werden. Also im Grunde: KonzentrationsZonen.
(heute-show 16.10.2015; Christine Prayon alias Birte Schneider in „Grenzerfahrungen mit Birte“; Hervorhebg. SaSe)

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TS128/15: „heute-show“ + NDS + Hoven-Verteidigung + Elternangst + Lifestyle

+++ Wie sich die „heute-show“ im Internet weiterentwickelt
Nora Jakob beschäftigt sich bei Kress.de mit dem Internetauftritt der heute-show und die Vorteile, welche diese Präsenz für das Format gebracht haben. Der Anspruch, Online und Fernsehen aus einer Hand zu machen, sei gelungen und werde weiterentwickelt.


+++ Offtopic: Jutta Ditfurth „NachDenkSeiten – siegt der Irrationalismus?“
Die Kritik an den einstmals so wertvollen NachDenkSeiten (NDS) wird immer lauter und macht sich primär an der Person Albrecht Müller fest. Jetzt reagiert Jutta Ditfurth auf Facebook auf einen NDS-Beitrag. Besonders interessant an dem Thread ist auch die nachfolgende Diskussion, in der Poster immer wieder darauf abheben, dass die NDS früher eine exzellente Informationsquelle waren, jetzt aber unter der Führung von Müller unerträglich nach rechts abdrifteten. Müller sei das Problem!
Verlinkt werden auch ältere Artikel wie 2014 vom Blog Exportabel Albrecht Müller: Vom Querdenker zum Querfrontler und Nazienkel Von der Gleichschaltung und dem Totschlagargument. Aufgenommen wird die Diskussion auch bei Friedensdemowatch und GenFM.
Die Kabarettisten in der denkfunk-Truppe, zu denen auch der NDS-Sprecher Jörg Wellbrock alias Tom W. Wolf gehört, stehen nach wie vor ungebrochen an Müllers Seite, bewerben ihn und lassen sich bewerben.
Wolf nimmt auf dem Blog Spiegelfechter die Kritik von Ditfurth und anderen an der TTIP-Groß-Demo am 10. Oktober 2015 in Berlin auf und dividiert sie ausgleichend und abwägend auseinander. Weiterlesen

SaSe49: DAS wichtige Interview: Christine Prayon konjugiert die kabarettischen Standards

Die Kabarettistin Christine Prayon hat am 21. September 2015 dem Tagesspiegel ein bemerkenswertes Interview gegeben. Bemerkenswert daran sind die Themen und die Ausführlichkeit: immerhin sechs Druckseiten! Wenn es ein Kabarettisten-Interview gibt, das auf die aktuelle Situation des Zunft rekurriert und die kabarettistischen Standards angesichts jüngerer Entwicklungen (wie z. B. die wachsende Popularität von Comedy) aktualisiert, dann ist es dieses.
Auf seitenhiebende Verweise anderer Ich-Ich-Ich-Interviews der jüngeren Zeit in Mimimi-Tonalität sei an dieser Stelle verzichtet.

Die Themen des Prayon-Interviews: von der gesellschaftlichen und politischen Missachtung (Stichwort: VG Wort) der wichtigen Arbeit der Kabarettisten (und Wortarbeiter generell) über die Differenz zwischen Kabarett und Comedy hin zu Aufgabe und Einfluss der heute-show. Weiter geht es mit der aufklärerischen Bedeutung der ZDF-Kabarettsendung Die Anstalt unter Berücksichtigung der Informationsfunktion von Kabarett bis zur Lyse der quälenden Grundsatzfrage „Was darf Satire?“ Weiterlesen

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