Tag Archiv:Serdar Somuncu

TS143/15: „Assholes“ + Champagnerhaber + Tot + Prediger

+++ John Oliver: „Fuck those assholes“
Amerikas populärster Satiriker und Entertainer, John Oliver,  äußert sich sehr authentisch“ zu dem Pariser Massaker.


+++ „Charlie Hebdo“ – „Wir haben den Champagner“

Ich nenne  so etwas „Diamanten-Satire“: Härte 10! Es gibt nur eine Institution, die sich das – im Moment – erlauben kann: die Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo. Anlässlich der Terroranschläge in Paris machen die Selbstbetroffenen mit einer Zeichnung auf dem Cover auf (Berichterstattung bei Meedia), die einen Mann zeigt, der von Schüssen durchsiebt wird, aber fröhlich den Champagner-Kelch an die Lippen führt. Plus Text und Botschaft an die Terroristen: „Ihr habt die Waffen. Scheiß drauf. Wir haben den Champagner.“ Das nenne ich einen souveränen Stinkefinger! Weiterlesen

TS139/15: Verfehlte Diskussion + Sinnfreies Saugen + Dritte Wahl + Viel van der Horst + Blanker Neid

+++ „Friedensdemo-Watch“: Diskussion über Antisemitismus im Kabarett
Etwas eigenartig und zeitversetzt: Auf dem Facebook-Account Friedensdemo-Watch wird anlässlich eines FB-Postings mit der Aussage „Wir leben in einer seltsamen Zeit in der uns Satiriker die Welt erklären!“ der SHZ-Artikel von Jan-Philipp Hein vom 7. Juni 2015 (!) Fernsehkabarett – Da wo der Antisemitismus blüht diskutiert. Hein reitet darin eine scharfe Attacke gegen den Kabarettisten Uwe Steimle und dessen Äußerungen bei einem Auftritt in den Mitternachtsspitzen. Die dechiffriert Hein als antisemitisch. Einmal in Rage zitiert er weitere Outlets von Volker Pispers und Georg Schramm ebenfalls als antisemitisch. Dabei unterläuft ihm auch noch ein sachlicher Fehler, weil er behauptet, Schramm wäre in Die Anstalt aufgetreten. Das stimmt nicht. Schramm trat nur in Neues aus der Anstalt auf.
Die aktuelle Diskussion auf Friedensdemo-Watch ringt mit dem Begriff des „strukturellen Antisemitismus“, kommt aber hinsichtlich des Fernsehkabaretts zu keinem verwertbaren Ergebnis. Weiterlesen

SaSe62: Rezension Martin Amis „Interessengebiet“: Die steilen Erkenntniszentimeter zum Holocaust

Wird es nicht Zeit, auch einmal etwas „Wohlgesinntes“ über Nationalsozialismus und Holocaust zu schreiben? Vielleicht auch im Sinne der zeitgenössischen Linken? „Nimm das“ (S. 251): Er, der Nationalsozialismus, war – zumindest – nicht neoliberal; keiner von beiden und vice versa! Wie dort mit „Humankapital“ herum geaast wurde, mein lieber Szmul! Ein volkswirtschaftliches Zum-Schornstein-hinaus, dass es der INSM und dem BDI heutzutage grausen würde.

Das – Verwertung/Ausbeutung statt Vernichtung – ist nur ein (1) Thema. In Interessengebiet, dem satirischen Roman des britischen Schriftstellers Martin Amis mit den ganz steilen Erkenntniszentimetern zum Thema Holocaust. Amis mit der Tendenz zur grotesken Karikatur. Der, so munitioniert mich Wikipedia, von der New York Times als „Meister der neuen Widerwärtigkeit“ bezeichnet wurde. Das klingt nach „Ricola“. Aber er hat sie nicht erfunden, die Widerwärtigkeit. Für den “Interessengebiet“-(Aus-)Fall. Stattdessen wickelt er die mit Süffisanz ausgewählten Fakten in eine Sprache und Bildlichkeit, die dem historisch belegtem Exzess über einen bisher unbegangenen Weg nahekommt. Oder es versucht. Weiterlesen

TS138/15: „Satoon“ + Faschismus funzt + „El Club“ + ARD-Satire + Syrer-Fake

+++ „Satoon“ – Konkurrenz für „Titanic“?
Die Mischung soll „ungewöhnlich“ sein, die von Cartoon, Comics und Satire. Damit tritt ein neues Satiremagazin an den Start: Satoon. In der Holzklasse! Erstauflage: 50.000 Exemplare. Geburtsdatum: 7. November 2015. 3,50 Euro kostet der Spaß, der dann aber auch ca. 92 Seiten bietet. Satoon-„Kopf“: Thomas Völcker, der nach Medienmilch-Berichterstattung auf sage und schreibe 18 Zeichner und Autoren zurückgreifen könne. Das erste Cover ist schon verfügbar und turnt ab durch Amazon-, Netflix- und Co-Werbung eben dort!
Die verlagseigene Pressemitteilung tönt leicht megalomanisch: Die Zeitschriftenregale seien „enthumorisiert“. Müssen sich das Titanic und Eulenspiegel wirklich ins Stammbuch schreiben lassen? Das neue Satiremagazin (dagegen?) stelle komische Unterhaltung und sachliche Information nebeneinander. Potzblitz und Regenwurm! Dabei komme den Cartoons tragende Bedeutung zu. Das klingt aber spannend, klingtesnicht?
Der Sammelankündigung in WUV zu den insgesamt drei Printneustarts diese Woche ist dann noch die Herausgeber-Verlautbarung zu entnehmen, dass dieses Land Humor bitter nötig habe. Hammer! Auch die Finanznachrichten nehmen sich der Neuerscheinung an.
Ob dieser Internetauftritt zu dem bisher leider nach Wiederbelebung eingeschlafener Satirefüße klingenden „Innovation“ gehört, lässt sich deshalb nicht sicher sagen, weil zumindest ich dort kein Impressum finde. Weiterlesen

TS134/15: Irrtum + Eremit + Glaubwürdigkeit + Kalkleiste + Spätgebärdende

+++ Fatale Naivität von „Die Anstalt“ hinsichtlich der Turbulenzen
Derzeit bin ich noch dran, all die Gründe zusammenzustellen, warum es zu den letzten beiden Folgen von Die Anstalt keine offiziellen Fernsehkritiken gibt. Diese sind zahlreich und reichen über die populistisch-monokausale Generalausrede (exekutierte Verschwörung der „Lügenpresse“ im Würgegriff des US-Imperialismus) hinaus! Einer derer ist die katastrophale Naivität – oder doch gezielte Regierungspropaganda? -, wie sie sich in den verharmlosenden Aussagen von Claus von Wagner am 20.10.2015 (Mediathek) zu den zu erwartenden Turbulenzen für Flüchtlingsboote in deutschen Gewässern niederschlägt. Ein realistischeres Bild von den aktuellen Wasserständen finden Sie hier oder hier [1] und hier [2]!
Aber wenn einem an der Demokratie halt auch nichts liegt … Der D(d)enkfunk-Kollege Dirk Müller von den Die-Anstalt-Machern zum Beispiel wird inzwischen überall von den Neurechten und Pegidioten zitiert und gefeiert [3].

[1] https://www.facebook.com/roland.dellago/videos/1262287547130557/
[2] https://www.facebook.com/Deutsche.Revolution.2015
[3] http://alpenschau.com/2015/10/24/steht-europa-bald-in-flammen/
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TS130/15: „Nuhr ab 18“ + Adolf + Lenkfunk-Stuss + Martin Sonnenkönig + Geleimt

+++ „Nuhr ab 18“ – TV-Kritiken
Vielleicht möchte sich die stern-Redaktion nach dem Krach mit Dieter Nuhr wieder aussöhnen? Die TV-Kritik zur Premiere von Nuhr ab 18 – junge Comedy jedenfalls geht über alle Maßen zart mit der eckigen und zwangshaft auf jung und wild getrimmten Sendung um.
Bemerkenswert ist eine TV-Kritik im Schweizer Der Bund. Es mag den deutschen Kabarett-Kenner lang hinschlagen, aber in dem Artikel wird Dieter Nuhr als „der derzeit klügste Kopf im deutschen Kabarett-TV“ etikettiert. In der Nachwuchssendung traten zwei Schweizer Künstler auf, von denen nur Hazel Brugger wirklich erwähnenswert ist. Dazu zumindest besteht deutsch-Schweizer Konsens zwischen SaSe und der Redaktion des Tagesanzeiger. Auch wenn der das anders formuliert.
DWDL sieht das Kalkül der Sendung quotentechnisch aufgegangen: 420.000 der 14- bis 49-Jährigen sahen die auf junges Publikum ausgelegte Neuerung. Mit einem Marktanteil von 8,1 Prozent liege Nuhr ab 18 damit über dem Senderschnitt. Das sei deshalb auch bemerkenswert, weil die Männer-Bindegewebe-Schuhe-Kabarettpeinlichkeit Ladies Night davor zumindest bei den jungen Zuschauern nicht über 5,5 Marktanteil hinauskam. Das spricht für den Marktanteil.
Ein wahrer Genuss für Nuhr-„Fans“ ist die TV-Kritik im Hamburger Abendblatt (mit Ausnahme der Verlautbarungen zu Hazel Brugger).
Und nie vergessen: Springer steht stramm hinter Nuhr! Weiterlesen

TS126/15: Ausrede + Rote Linie + Volk + Heimat + „So! Muncu“

+++ „Bericht aus Berlin“: Notfalls ist alles Satire
Es ist ebenso ermüdend wie dreist, wenn sich Publizisten jedwelcher Couleur im Notfall auf Satire versuchen herauszureden (vgl. dazu auch den Fall Peter Hoven alias Dr. Alfons Proebstl TS 125/15). Und das auch dann, wenn die agierenden Journalisten et al. und Sendeformate ansonsten mit Satire so viel zu tun haben wie D(d)enkfunk mit Kabarett. Jüngstes Beispiel ARD Bericht aus Berlin vom Sonntag, 4. Oktober 2015, mit der Hintergrundgrafik von Angela Merkel im Tschador vor einem Reichstag mit Minaretten. Die FAZ untersucht den Vorgang unter Bezug auf die Zuschauerreaktionen. Die Berliner Zeitung kommentiert, die Grafik spiele den Rechtspopulisten in die Hände.


+++ Dieter Hallervorden überschreitet rote Linie
Der Komiker Dieter Hallervorden sprengt einen wichtigen Bereich des deutschen Kabaretts endgültig von jeder Seriosität ab: Nach der umfassenden Kritik an seinem als antisemitisch bewerteten Song „Ihr macht mir Mut (in dieser Zeit)“ setzt der alte Mann jetzt noch einen drauf und gibt dem umstrittenen „Journalisten“ Ken Jebsen ein Interview – expressis verbis in seiner Eigenschaft als Gründer der Kabarettbühne Die Wühlmäuse.

Der Vorgang wird auch auf dem Propagandaschau-Watchblog notiert. Gleich zu Anfang bestätigt Hallervorden ein von Jebsen vorgetragenes Zitat von Hermann Hesse, er glaube nicht an Demokratie. Das sei ihm, Hallervorden, aus dem Herzen gesprochen. Weiterlesen

TS123/15: Nachfolger + Störer + Mediatorin + Erklärbär + Truther

+++ US-Satiresendungen: Die nächste Riege übernimmt
Neues Deutschland beschäftigt sich mit den Nachfolgern in den großen US-Satiresendungen. Das ist zum einen der gebürtige Südafrikaner Trevor Noah in der Nachfolge des nahezu legendären Jon Stewart für die Daily Show. Schon Anfang September trat Stephen Colbert die Nachfolge von David Letterman in der Late Show an. Weitere Hintergründe, Charakteristika, Herausforderungen und Erwartungen hier.


+++ Muslimische Petition zur Abschaffung des Oktoberfestes – Satire?
Unter der Überschrift Was diese Muslime vom Oktoberfest fordern, ist hoffentlich Satire? setzt sich die Huffington Post mit einer Petition auf Change.org auseinander, die für Wirbel sorgt: Ein mit „Morad Almuradi“ zeichnender Verfasser hatte dort die Abschaffung des Müncher Oktoberfestes gefordert mit der Begründung, es sei eine intolerante und anti-muslimische Veranstaltung. Die HuffPo versucht Indizien dafür zu finden, dass es sich bei der Petition um Satire handelt. Die Initiative selbst fand nur 474 Unterstützer und wurde auch schon beendet. Inzwischen ist das Thema auch beim Focus angekommen! Weiterlesen

TS122/15: Jobcenter-Talk + Verkneifen + „South Park“ + Somuncu-Talk

+++ Grenzen der Satire gefunden: Die Vertraulichkeit des gesprochenen Wortes
Es ist eine skurrile Geschichte: Der Protagonist hat dabei alle Sympathien. Und doch: Künstlerische Freiheit hin, Satire her, so etwas geht gar nicht. Der Künstler Uwe Brückner filmt heimlich sein Bewerbungsgespräch im Jobcenter und veröffentlicht diese Aufnahmen kurze Zeit später bei einem Auftritt im Neuen Schauspiel Leipzig. Für diese Verletzung der „Vertraulichkeit des gesprochenen Wortes“ musste er sich jetzt vor dem Amtsgericht Leipzig verantworten.


+++ „Titanic“-Chefredakteur Tim Wolff erklärt Satire
Es ist ein seltener Glücksfall, wenn es Journalisten gelingt, aus deutschen Star-Satirikern seriöse sachliche Äußerungen herauszukitzeln. Das ist dem Deutsch-Türkischen Journal in einem Interview mit dem Titanic-Chefredakteur Tim Wolff hervorragend gelungen. Anlass sind die teilweise heftigen Reaktionen auf die Charlie-Hebdo-Karikaturen zu dem ertrunkenen Flüchtlingskind Aylan Kurdi. Wolff erklärt die immer häufiger auftretenden „Missverständnisse“ in Reaktion auf Satire und Karikatur sehr anschaulich (auch) mit der Tatsache, dass heutzutage Satire für Menschen zugänglich wird, die den Umgang mit dieser anspruchsvollen Form nicht gewohnt sind. Sein wichtigster Tipp im Umgang mit Satire: „Nicht dem ersten Impuls nachgeben!“ Weiterlesen

SaSe44: Netzwerk-Screenshots: Deutsche Kabarettisten im Dunstkreis russischer Propaganda

Einer der Vorwürfe gegen das Arbeitspapier der Otto Brenner Stiftung Querfront – Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks lautete: Der Autor Dr. Wolfgang Storz habe keine ausreichenden Belege für seine Netzwerk-These vorgelegt (Stellungnahme Storz zur Kritik). Die auch als „Querfront-Studie“ bekannte Untersuchung wurde vergangene Woche von der Otto Brenner Stiftung offline gestellt (Erklärung der OBS). Der Journalist Ken Jebsen hatte auf dem Ken-FM-Facebook-Account verkündet, anwaltlich gegen das Thesenpapier vorgegangen zu sein (vgl. Screenshot in Satire SüS10).

Die „Querfront-Studie“ beschäftigt sich expressis verbis nur mit den sogenannten Gegenöffentlichkeitsprojekten, die über eine hohe Reichweite verfügen: zum Beispiel das Magazin Compact von Jürgen Elsässer oder der Video-Kanal KenFM von Ken Jebsen sowie der Kopp-Verlag. Die NachDenkSeiten (NDS) , Albrecht Müller, werden in der Studie als Interviewpartner von Ken Jebsen aufgezählt. Aber die Verbindungen zwischen den NDS / Albrecht Müller und Ken Jebsen sind intensiver. Immer wieder verlinken die NDS auf KenFM-Videos oder promoten Spendenaufrufe des Ihr-sollt-mich-nicht-nennen-was-ich-bin-Aktivisten. (Derselbe Spendenaufruf für dieselbe Aktion tauchte schon am 16. Juli 2015 bei RT Deutsch auf.) Weiterlesen

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