Tag Archiv:Dieter Nuhr

TS1/16: Satiriker weit unter Küppersbusch, Polt und „Schroeder“

+++ Neue „Kriegswaffe“? „Gentrifizierung verdrängt IS aus Irak“
So mag ich Satire: kreativ, Utopien schaffend – statt NUR polemisch, auch wenn Polemik für die Gattung eine unverzichtbare Waffe bleibt. Ein schönes Beispiel liefert diese Satire zum Jahreswechsel bei Deutschlandradio Kultur.


+++ Küppersbusch-Perlen im „taz“-Interview
Die medien- und lenkfunk-präsenten satirischen Krakeeler machen gelegentlich vergessen, dass die Zunft auch noch fulminante Denker vorzuweisen hat, die ihre Kunst exerzieren statt penetrant ihre CDs verkaufen zu wollen. Friedrich Küppersbusch zum Beispiel.
Ursprünglich wollte ich nur die glänzendsten sprachlichen Perlen aus seinem Interview mit der taz zusammentragen. Aber das käme einer Nacherzählung gleich. Bitte dringend lesen!

Einige Zitat abseits solcher lexikalischen Perlen wie das „Scheitern des Schaums am Schläger“ und der „Böhmermann Stattfindekrankheit“ aber müssen sein. Zum Beispiel zu der auch von mir nicht sehr geschätzten Satirezeitschrift Titanic: Weiterlesen

TS165/15: „Netzfrauen“ ohne Quellen + Hirn auf Zunge + Blick auf Tapete + Karikaturist mit Mut

+++ „Netzfrauen“ werfen mit Nachgeburt um sich
Nein, das ist keine Offtopic-Meldung. Denn wer nachstehende Links liest, kugelt unter den Schreibtisch vor Lachen darüber, was diese Netzfrauen im Allgemeinen und Doro Schreier, deren Vorkämpferin im unantastbaren Range einer Mutter, im Besonderen schon in der Vergangenheit und vor ihrem Tchibo-Gate alles vom Stapel gelassen haben. SaSe entschuldigt sich bei seinen Lesern, diese Quelle fortgesetzter Erheiterung bisher vernachlässigt zu haben. Die Causa blubbert weiter. Zum Einstieg ins Thema empfiehlt sich TS163/15.

Jetzt tritt der Spiegelfechter noch einmal wohltuend nach: Die Netzfrauen und ich: das [sic!] wird nichts mehr. Diese Kritik ist deshalb bemerkenswert, weil der Autor des Nachtritts, Jörg Wellbrock alias Tom W. Wolf, zur D(d)enkfunk-Truppe gehört. Den Strippenzieher derer wiederum wird gelegentlich das protektive Verteilen von Maulkörben zum Netzfrauen-Schutz nachgesagt. Aber aus unbestätigten Quellen – nachgesagt.
Das Beste am Spiegelfechter-Artikel sind die im „Nachtrag“ verlinkten Beiträge. Zum Beispiel auf den Blog Franks Halbwissen: Die Netzfrauen und der Streisand-Effekt. Sowie der auch schon in der erwähnten SaSe-Tagesmeldung verkettete aktuelle Beitrag auf Graslutscher. Weiterlesen

TS163/15: Schlechteres Hannover + Millionen Fliegen + Pispers und ich + Wie-Satire + Wie-LINKE + Alarm

+++ Neonazi wegen Satire verurteilt
Die Neonazi-Gruppe Besseres Hannover, respektive dessen „Köpfe“, wurde vom Landgericht (Hamburg?) wegen Volksverhetzung zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Gruppe selbst ist schon vor drei Jahren verboten worden. Zur Verhandlung standen jetzt Videos, die als Satire getarnt ihre Hassbotschaften verbreiteten. Das Hamburger Abendblatt, die Hannoversche Allgemeine, der NDR und Neues Deutschland  verraten mehr Details.


+++ Millionenpublikum für Dieter Nuhrs Jahresrückblick
Nuhr 2015
(Mediathek), der (satirische?) Jahresrückblick von Dieter Nuhr am Donnerstagabend mit den üblichen Ausfällen zum Beispiel gegen Griechenland und anderen Populismen, hat 2,54 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Fernseher gebannt (warum auch immer), wie FinanzNachrichten zu vermelden sich bemüßigt fühlt (warum auch immer). Hier trifft den Leser die ganze überzeugende Wucht des Milionen-Fliegen-Arguments! Weiterlesen

SaSe70: AfD-Postille bedient sich an Kollegenschelte von Andreas Rebers und Dieter Nuhr

[Dies ist eine neue überarbeitete Version des am Tag zuvor veröffentlichten Artikels, der in einer zentralen argumentativen Verknüpfung  fehlerhaft und mithin totaler Quatsch war und auf einem Interpreationsfehler meinerseits beruhte. Danke an den SaSe-Leser, der es gemerkt hat!]

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Offensichtlich steckt der derzeitige globale Kriegserklärungswahn auch die Satiriker an. Die beiden (ARD-)Kabarettisten Andreas Rebers und Dieter Nuhr hatten in einem Artikel in Die Welt eine neue Front – innerhalb der Kabarettszene eröffnet. Dabei geht das Altherren-Duo mit aller Schärfe gegen die ZDF-Kabarettisten der heute-show und von Die Anstalt vor.

Abgesehen vom Personal der heute-show gehören die ZDF-Kabarettisten durchgehend zu dem intransparenten (angeblichen) Gegenöffentlichkeitsprojekt D(d)enkfunk, der auf diesem Blog nachhaltig kritisiert wird (vgl. HInfo6). SaSe berichtete über den Die-Welt-Artikel in TS 153/15.

Jetzt wird diese Kritik noch einmal leidenschaftlich und mit haarsträubenden Kommentierungen und Erweiterungen von der Internetzeitung FreieWelt.net aufgenommen, die der Alternative für Deutschland (AfD) nachstehe, wie hier klassifiziert wird.

Fazit: Die Äußerungen der beiden ARD-Kabarettisten finden begeisterten Beifall bei den Rechten. So berechtigt einzelne Kritikpunkte seien mögen, munitionieren Rebers und Nuhr mit ihrer öffentlichen Kollegenkritik, für die sich auch gar kein konkreter Anlass erkennen lässt, genau die Kräfte im Land, die sich gegen Demokratie und Rechtsstaat wenden. Weiterlesen

TS153/15: Terror-Auge + Kryptik + „Datteltäter“

+++ „WELT“: „Das deutsche Kabarett ist auf dem Terror-Auge blind“
Stimmt: Die Mehrheit der deutschen Kabarettisten schweigt zum Terror der Islamisten. Aus politisch bündig passender Springer-Perspektive beleuchtet Die Welt das Versagen deutschen Kabaretts angesichts der aktuellen Herausforderungen. Die Satirezunft sei auf dem falschen Fuß erwischt. Der Autor Reinhard Mohr nimmt insbesondere die heute-show und die letzte Anstalt-Sendung ins Visier. Dort stört (auch) ihn die „schamlose Instrumentalisierung“ der „im linken Bauerntheater“ aufgetretenen Holocaust-Überlebenden. Die Sendung sei „Agitprop-Kabarett“, linientreu und vorhersehbar, ein „maßgeschneidertes Convenience-Produkt für Besserfühlende“, ein „Wellness-Bad der moralischen Selbstgewissheit“.
Damit paraphrasiert Mohr die SaSe-Kritik der narzisstisch vor sich hergetragenen moralischen Vorzüglichkeit der Denkfunk-Kabarettisten, zu denen auch die Macher von Die Anstalt zu zählen sind. Der Artikel lässt sich als kabarettistischer Gegenentwurf lesen. Der findet seine Alternativen dann bei Andreas Rebers, (natürlich) Dieter Nuhr, Horst Schroth und Gerd Dudenhöffer.

Senf: Der Welt-Artikel erschien am 2. Dezember 2015. Am 3. Dezember 2015 dann folgte Nuhr im Ersten mit Dieter Nuhr, Andreas Rebers, Ingo Appelt, Torsten Sträter und – ACHTUNG: – Sebastian Pufpaff, die alle sehr ausführlich das Terror-Thema behandelten und dabei auch berechtigte Fragen stellten. Fragen, die satirisch gewandet schon Der Postillon aufgeworfen hatte.
Am Tag danach erschien auf dem AfD-nahen Internetblog FreieWelt.net ein Artikel, in dem Dieter Nuhr und Andreas Rebers scharfkantige Kritik an ihren Kabarettisten-Kollegen üben. Der Artikel verharmlost auch Nazis, die keine Bedrohung für Demokratie und Rechtsstaat seien. Dieser Artikel wird in SaS70 besprochen. Weiterlesen

TS151/15: Helikopter-Eltern + AfD-Logik + Rechnung + #heimkommen + Gargamel

+++ SaSe-Star Roderich Trapp über Helikopter-Eltern
Die satirischen Qualitäten des Wuppertaler-Rundschau-Kolumnisten Roderich Trapp wurden auf diesem Blog schon in der Vergangenheit gelobt (TS75/15 und TS102/15) . In seiner Wochenend-Satire Helikopter-Eltern findet er nach der Erstbegegnung mit dem Bezeichnungsphänomen neuerlich zu polemischen Höhen:

Das deckt sich mit dem, was ich aus Elternkreisen höre. Der durchschnittliche Grundschüler aus gutem bis besserem Hause wird heute mit dem SUV bis auf den Schulhof gebracht und auf Händen in den Klassenraum getragen, wo Mutti ihm dann vor dem Unterricht noch rechtzeitig den Helm abnimmt. Danach muss sie noch rasch ins Lehrerzimmer, um mit dem unfähigen pädagogischen Personal dessen indiskutable Notengebung zu diskutieren, in der sich die unstrittige Hochbegabung des von Geburt an frühgeförderten Leibesfrüchtchens immer noch nicht ausreichend widerspiegelt. Die whatsapp-Gruppe „Frau Schmidt muss weg“ findet das auch.
(Wuppertaler Rundschau 29.11.2015 Roderich Trapp: „Helikopter-Eltern“)

Dass Trapp neulich bei Dieter Nuhr (vermutlich in einer Vorstellung von) gewesen sei, wollen wir ihm deshalb großzügig nachsehen … Weiterlesen

SaSe63: Mittermeier, Ceylan, Barth: Über Xavier Naidoos Holzweg auf die PI-Liste

Eine Themeneinführung zu „Nominierung und Denominierung von Xavier Naidoo für den Eurovison Song Contest (ESC)“ kann ich mir vermutlich sparen? Das Internet und die Holzmedien sind voll davon. Einen Überblick über die Reaktionen auf die Naidoo-Nominierung (der ARD) gab Meedia. Eine zu diesem Blog themenkonforme Bewertung auch bei: Süddeutsche.

Den Künstler und „Klötenquetscher“ an sich hatte der Eulenspiegel schon im Dezember 2014 abschließend bewertet.

Für diesen Blog interessant wird der Skandal an der Stelle, wo Kabarettisten und Komiker dem Künstler beispringen. Die scheinen sich nicht daran zu stören, dass die Kritik an dem Kollegen mit zahlreichen Auftritten Naidoos, Zitaten und Songtexten umfassend belegt ist. Siehe dazu auch den Faden auf Friedensdemowatch mit belegenden Textauszügen und dieser Beitrag von Patrick Gensing bei Panorama.

Nach erfolgter De-Nominierung resümieren und kommentieren: Spiegel online + Focus + BILD + Welt. Russland-Propaganda-Medien bezeichnen den artikulierten Protest an der Nominierung als „Meinungsterror“ der „Gesinnungswächter“.


Als da wäre: Michael Mittermeier
Imposant mutig (*räusper*) mit melodramatischer Attitüde zeigt sich der Kabarettist Michael Mittermeier, der Xavier Naidoo, seinem „Freund und Herzensbruder“ (!), auf Facebook zur Seite springt: Weiterlesen

TS138/15: „Satoon“ + Faschismus funzt + „El Club“ + ARD-Satire + Syrer-Fake

+++ „Satoon“ – Konkurrenz für „Titanic“?
Die Mischung soll „ungewöhnlich“ sein, die von Cartoon, Comics und Satire. Damit tritt ein neues Satiremagazin an den Start: Satoon. In der Holzklasse! Erstauflage: 50.000 Exemplare. Geburtsdatum: 7. November 2015. 3,50 Euro kostet der Spaß, der dann aber auch ca. 92 Seiten bietet. Satoon-„Kopf“: Thomas Völcker, der nach Medienmilch-Berichterstattung auf sage und schreibe 18 Zeichner und Autoren zurückgreifen könne. Das erste Cover ist schon verfügbar und turnt ab durch Amazon-, Netflix- und Co-Werbung eben dort!
Die verlagseigene Pressemitteilung tönt leicht megalomanisch: Die Zeitschriftenregale seien „enthumorisiert“. Müssen sich das Titanic und Eulenspiegel wirklich ins Stammbuch schreiben lassen? Das neue Satiremagazin (dagegen?) stelle komische Unterhaltung und sachliche Information nebeneinander. Potzblitz und Regenwurm! Dabei komme den Cartoons tragende Bedeutung zu. Das klingt aber spannend, klingtesnicht?
Der Sammelankündigung in WUV zu den insgesamt drei Printneustarts diese Woche ist dann noch die Herausgeber-Verlautbarung zu entnehmen, dass dieses Land Humor bitter nötig habe. Hammer! Auch die Finanznachrichten nehmen sich der Neuerscheinung an.
Ob dieser Internetauftritt zu dem bisher leider nach Wiederbelebung eingeschlafener Satirefüße klingenden „Innovation“ gehört, lässt sich deshalb nicht sicher sagen, weil zumindest ich dort kein Impressum finde. Weiterlesen

TS137/15: Dall-Zensur + Kurswechsel? + Satire-Öde + „Allgemeine Allgemeine“

+++Comedypreis: Zensurvorwürfe gegenüber RTL
Comedypreis – das ist die Selbstbeweihräucherungsveranstaltung, bei der sich Dieter Nuhr als Vorsitzender der Jury nicht entblödet, für sich selbst einen Preis abzugreifen. Auch wenn er betont, für die dazugehörige Abstimmung den Raum verlassen zu haben. Scho recht, Herr Nuhr! Jetzt kommt die nächste Pikanterie: Der Komiker Karl Dall soll in seiner Laudatio für Carolin Kebekus eine ziemlich fragwürdige Äußerung in Anspielung auf den Vergewaltigungsvorwurf gegen ihn gemacht haben: „Wenn du jetzt drei Jahre jünger wärst, dann wärst du dran.“ Dall war in einem Gerichtsverfahren freigesprochen worden. In der ausgestrahlten RTL-Version jedoch kommt diese Szene nicht vor. Jetzt wird dem Sender vorgeworfen, Zensur ausgeübt zu haben, wie Focus und kukksi berichten.


+++ „D(d)enkfunk“: Christoph Sieber schreibt groß und spricht wahr
Aber hoppala: Eine „Innovation“ bei D(d)enkfunk? Die „Bildzitatung“ von Christoph Sieber am 31. Oktober 2015 sticht heraus. Zum einen verzichtet er/Denkfunk auf das nervige Corporate-Identity-Blau, das den Selfie-Zitaten normalerweise unterliegt. Dann benutzt er urplötzlich die leserfreundlichere korrekte deutsche Rechtschreibung mit Klein- UND Großschreibung. Und er greift die schon von diversen Experten öffentlich geforderte Sicherheitserklärung der Bundesregierung für die Sozialkassen auf. Er räumt ein, dass die Ängste des Prekariats nachvollziehbar seien, angesichts der Flüchtlingsmassen irgendwann die Zeche zahlen zu müssen. Das Prekariat dankt!
Mit diesem integrativen Potenzial (ganz neu: Äußern von Verständnis) und der Forderung an einen benannten Adressat (Konstruktion) sticht dieser Beitrag bei Denkfunk heraus. Fortschritt! Momentan ist dort ohnehin Veränderung festzustellen, denn in den letzten Tagen konzentrieren sich die Selfisten plötzlich auf Informationsvergabe mit Hinweis und Verlinkung interessanter Artikel! Das hier war ja auch schon fast ein Denkfunk-Shitstorm! Weiterlesen

TS135/15: Freischreiber + Kondom-Grenze + #UllrichSierau + Selbstherrlich + Pingpong + Skorpion

+++ Satirische Aktion von „Freischreiber“
In der vergangenen Woche hatte der Tagesspiegel angekündigt, alle freien Autoren ab sofort freizustellen. Man wolle mit dieser Aktionen „einen kleinen sechsstelligen Betrag“ einsparen, um den Einbruch bei den Einnahmen aus Anzeigen zu kompensieren. Journalistenverbände hatten protestiert. Satirisch dagegen reagierte der Berufsverband der freien Journalisten, Freischreiber: Per Twitter gab der Interessenverband bekannt, im Tagesspiegel Kleinanzeigen geschaltet zu haben: „Löse Journalistenbüro auf. Biete ungedruckte Manuskripte aus allen Bereichen des Berliner Lebens Kultur, Theater, Rezensionen […]“ (Quelle). Wie Silke Burmester in ihrer taz-Kolumne dazu erklärte, wolle man dieser Aktion seinen „Keks zu deren [i. e. Tagesspiegel] Weihnachtsfeier beisteuern“ und zeigen, dass freie Journalisten Menschen seien.
Der Tagesspiegel hat inzwischen auf diese Aktion reagiert (Meedia). Weiterlesen

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